Im Namen der kosmischen Hirse [4]

War es derselbe Tag, an dem wir uns trafen, zwei Irrläufer in den kosmischen Weiten des interplanetaren Raums, Kometengesichter mit dem urplötzlich aufglühenden Lächeln unter einem Scheitel ewigen Eises, oder war es der andere Tag? Du fragtest nicht, nicht nach dem Unterschied desselben und des anderen an jenem Abend, seine gleitenden Bilder werden mir ewig im Trudeln eines Kindes beim Umrunden der Erdachse vor den Augen stehen, nicht nach der Zukunft der Menschheit, Karrussell galoppierender Interessen, meine Augen ertranken in der Blindheit eines Glücks, das die Züge fließender Satzfetzen trägt.

Du erzähltest mir ein Stück jener Landschaft, den unverhofften Platzregen am Ende eines langen, schwülen Tages, die dich einst glücklich gesehen hatte in deiner eigenmächtigen Darstellung des Lebens. Hoch aus dem Himmel, wo die Träume von Ungeborenen hängen, fiel ein elektromagnetisches Prickeln, jemand hatte einen Sack Hirse über den Teppich eines Kinderzimmers geschüttet, und allmählich, im Prozess der Verfestigung von Minuten aus Sekunden und von Stunden aus Minuten, zeichneten sich Muster ab im Hintergrund, dem Jenseits der in ständigem Pulsieren begriffenen Brennpunkte zweier Augen, und ich glaubte der Erzählung ohne Weiteres, dass sie sich um die Entstehung des Feuers drehte.

Zhenja
Künstlername des aus Südrußland stammenden Dichters Jewgeni Sacharow; hob unter nickname Zhenja 2007 gemeinsam mit Gesche Blume und Viktor Kalinke den literarischen Blog www.inskriptionen.de aus der Taufe. Das seit 2009 verwendete Pseudonym stand dabei zunächst Pate für eine Reihe von Versuchen, sich zugleich die Bild- und Klangsprache des 1922 verstorbenen futuristischen Dichters Viktor Vladimirovic Chlebnikov und die Ausdrucksmöglichkeiten des Deutschen als literarischer Nichtmuttersprache zu eigen zu machen. Zunehmende Vermischung eigener Sprachschöpfungsprozesse mit dem Ideenfundus des russischen Avantgardisten bis zur „non-rem-fusion“. Sacharow lebt und arbeitet seit 2008 als Garderobier und freischaffender Autor in Frankfurt am Main. Projekt der beiden in Deutschland ansässigen russischen Dichter Jewgeni Sacharow und Sascha Perow, „Brüder im Namen“. Jewgeni beschäftigt sich seit 1990 mit Drama in - wie er es nennt - Außenprojekten, ich dagegen (Perow) versuche mich gelegentlich an Übersetzungen aus dem Russischen; mein Ziel: Erschaffung eines neuen Dialekts der Weltpoesie, der „Sternensprache“. Wichtig war für unser Inskriptionen-Doppelleben die Begegnung mit der deutschen Dichterin Hanna Fleiss im Winter 2012 in Berlin.

4 Kommentare

  1. Der Weltraum – unendliche Weiten. Wir schreiben das Jahr 2200. Dies sind die Abenteuer des Raumschiffs Enterprise, das mit seiner 400 Mann starken Besatzung fünf Jahre lang unterwegs ist, um neue Welten zu erforschen, neues Leben und neue Zivilisationen. Viele Lichtjahre von der Erde entfernt, dringt die Enterprise in Galaxien vor, die nie ein Mensch zuvor gesehen hat.

  2. glauben sie tatsächlich an ein jenseits, liebes zhenja? und wenn ja, woher ahnen sie, dass sie nicht irren? ankomme im kinderzimmer ohne was und nicht woher… geben sie mir hirse.

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