Wintersuppe

In schlechten Sommern machst du mir im Stadtpark die braune Wegschnecke vertraut. Schneckenkorn gibt es nicht in deinem Haus. Ameisenköder werden zu Ladenhütern unter deiner Regie. Du hast Zimt verstreut, dessen samtiger Duft die Ameisen-Armeen der Speisekammer wieder unterhalb des Kellers einquartiert, während du in den oberen Etagen an meinem Nachthemd herumzupfst. Dich mit den Federn der tollbunten Hähne schmückst, mir gefüllte Kissen unterschiebst. Der Hühnerstall strotzt vor Regenwürmern, die gefressen werden wollen. Lupinen, Gladiolen und rindenumgürtete Apfelbäume schmücken dein Reich. Ich sehe Tofu auf deinem Teller, Zucchini in der Pfanne. Puten, deren Kopf du nicht kennst, lässt du im Tiefkühlregal. Die Köpfe der Hühner, die deinen Stall bevölkern, köcheln bald schon in der Wintersuppe.

crysantheme
Wer eine Crysantheme verblühen lässt oder ihr den Kopf vor ihrer Zeit abschneidet, der erntet zur Strafe nur noch grünes Friedhofskraut.

4 Kommentare

Schreib einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert