Narzissus

Als die Journalistin dich fragte, ob das wahr sei, dass du ernstlich krank warst, wahrhaft dem Tode nah, trug ich ein Kleid meiner Mutter, wächsern im Gesicht, das Kleid mit applizierten Taschen. Mini, gedrillt im Sechziger-Stil. Weiße Plastikknöpfe auf lachsrosa Plissé, das Kleid ein Defilee, las ich Malarmé, später im Jahr, am Tisch in Oscars Restaurant, die Haare der Männer blond oder schwarzSchachbrettkekse, Marmorkuchen, Cacao mit Haut, einen Brief schrieb ich dir, später noch. Glattes Haar auf den Schultern, Café au Lait auf Linie, Wintergeflock, ein kunstseidenes Mädchen in Lichtmaschinerie, Polyblend gefallen, ich glaube, ich faltete den Umschlag aus der Seite einer Brigitte mit der Werbung von Clandestine.

crysantheme
Wer eine Crysantheme verblühen lässt oder ihr den Kopf vor ihrer Zeit abschneidet, der erntet zur Strafe nur noch grünes Friedhofskraut.

6 Kommentare

  1. lieber eisenhans, da sie meinen text mit der kommentartaste berührten, darf ich ihnen nun eine persönliche frage stellen, die mir seit januar auf der seele brennt: wer ist gumpy dürckheim?

  2. gumpy durckheim ist eine figur, die mir vor etwa zehn jahren in lyon auf der croix rousse im traum erschien. er schrieb an einem buch mit dem titel „ich wollte zucker“. für diesen vorfall gibt es mehrere zeugen.

  3. zucker… in meinem inneren kosmos dehnt ein neuer stern sein licht aus… ein weißer schwan auf dunklem hintergrunde. gut, dass die langerhans’schen inseln lange intakt sind…

  4. „Getrennt ist man vereint: in dieser Schwebe auf dem Wasser, wo meine Träumerei die Unbestimmte weiter beschwört, bin ich ihrer verwirrten Heimlichkeit nahe, viel mehr als ein Besuch, gefolgt von anderen, es je erlaubte. Was für müßige Gespräche wären nötig im Vergleich zu diesem, das ich ungehört führe, ehe sich wieder so eine innige Übereinstimmung ergäbe wie jetzt, flach im Mahagoni liegend, und rings lauschen nach dem schweigenden Sand!“

    (Stéphane Mallarmé, Gedichte in Prosa, übersetzt von Carl Fischer)

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