Innenwelten (II)

Der Rausch

Lieber Unfremder,

ich habe von anderen erfahren, die von anderen erfahren haben, dass es dir gutgeht.

Dass der Rausch nachgelassen hat.

Ich denke, sie haben recht.

Vielleicht hast du es mir angemerkt, bei unserer letzten Begegnung. Hoffentlich aber hast du es dir angemerkt.

Unsere letzte Umarmung war ein nüchterner Schatten dessen, was unsere vorletzte noch gewesen war: Das unendliche Dankedankedanke. Das unendliche Wiedererkennen in

Sturmangst

Scheinwerfergrün

Scham

eines anderen.

Scham – ja, das habe ich gefühlt, als ich heimgekehrt bin. Scham und verblasster Glitzer und

Was soll ich mit meinem Leben nun anfangen?
Was soll ich mit meinem Leben nun anfangen?

Was soll ich mit meinem Leben –

Lieber Unfremder,

der Rausch hat nachgelassen. Denn selbst nachdem mein Leben verändert wurde – irgendwann muss es weitergehen.

Darin liegt die Eleganz des Glücks: Es ist kein basslastiger Schlag, durch Lautsprecher verzerrt.

Es ist das leise Du-ergänzt-mich eines Vertrauten, in einer Nacht ohne Scheinwerfer.

Es ist die Stille zwischen der Musik.

Ich habe den Zettel mit deiner Mailadresse in einer Schublade gefunden. Ganz hinten, hinter einer Flasche abgelaufenem Desinfektionsmittel.

Vielleicht schreibe ich dir.

Eines Tages.

Wenn ich herausgefunden habe, ob die Scham am Ende nur der kleine Bruder des Rauschs ist.

Denn das Glück, lieber Unfremder – das habe ich herausgefunden –

Das Glück ist nur mit sich selbst verwandt.

Schließlich muss es niemanden sonst erfüllen.

Nur sich selbst.

Enya Laier

Das Universum in mir

Manchmal fühlt es sich an, als wäre ich mein eigenes kleines Universum.
Gefühle, Gedanken und Eindrücke, die wie kleine Planeten um die kleine Sonne in meinem Inneren kreisen.
Meine innere Sonne.
Es gibt Momente, in denen ich ihre Wärme und ihr Licht deutlich spüre. Momente, in denen es sich anfühlt, als würde ich von innen heraus leuchten.
Und dann gibt es die anderen Tage, an denen all das Licht und die positiven Gedanken in ein schwarzes Loch hineingezogen werden und alles durcheinander gebracht wird.
Dunkle Stunden, die sich endlos hinziehen.
Stunden, in denen die Sonne sich zu verdunkeln scheint.
Ich fühle die  Leere und die Kälte.
Doch nach einer Weile wird die Anziehungskraft des schwarzen Loches schwächer. Langsam entstehen neue kleine Planeten aus Neugierde, Träumen und Zuversicht.
Die Sonne beginnt wieder zu strahlen und ich spüre ihre Wärme.

Annika Fitsch

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