skizzen

von rosa zu hellgelb

es ist schon spät. wieder weht lauchduft durch das fenster, miasmen verändern die stimmung, manipulieren die synapsen. ein kurzer austritt auf den balkon belehrt mich, dass meine geruchsnerven schaden genommen haben. es riecht nicht nach knoblauch, frische luft weht herein, wolken krümmen sich in der dunkelheit. ich habe das elektrische licht ausgeknipst und eine kerze leuchtet auf dem küchentisch mit der blauen wachsdecke. durch das balkongitter und die zweigschatten sehe ich die lichtquadrate der nachbarvilla. die kerze spiegelt sich zweifach im doppelglasfenster. jetzt, beim letzten stück musik, muss ich an die novemberstimmung im zimmer denken, über mir ein kegel energiesparlicht. die villa war nicht einmal als kontur erkennbar, nur einzelne rechtecke dissoziativ. du hast die zeit als wort konserviert und konservierte dinge sind schal. farblos, von künstlich gealtertem aroma. der moment ist mit einem luftzug beendet. nun, an diesem sommerabend, wackeln wie an eine wäscheleine geklammert ein paar blätter unentschlossen an den ästen, als ob sie da nicht hingehören und nur zum scherz so aufgehängt sind. was hat neonlicht an einem sommerabend verloren, worin ist der unterschied zum kerzenlicht, nur eine farbnuance, eine steile spitze gegen eine gestreute fläche, die sich zerläuft, champagner von rosa zu hellgelb.

crysantheme
Wer eine Crysantheme verblühen lässt oder ihr den Kopf vor ihrer Zeit abschneidet, der erntet zur Strafe nur noch grünes Friedhofskraut.

2 Kommentare

  1. in momenten der furcht und des überdrusses, in denen die dinge so haltlos und bunt mit ihrem aroma protzen strotzen vor fäulnis und fruchtbarkeit, da wünsch ich mir oft : ich hätte der weckringe mehr. kandieren pökeln haltbar machen. luftgetrocknet tintenblau.

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