Österreich.

Uhhh, ich sehe, wie Sie Ihre Augen verdrehen. Es gibt keinen schöneren Moment als den, der vom nächsten nichts weiss. Ihn vielleicht nur erahnt. Als sich ganz aufzulösen.

So wie ich Ihre letzte Mail noch in Erinnerung habe: Ihre Wenigkeit, so schrieben Sie, sei wieder in Berlin. Und während Sie, an unserem Tisch in der Kurfürstenstrasse – übrigens ist mir überhaupt nicht aufgefallen, dass Sie keiner der Kellnerinnen besondere Aufmerksamkeit zuteil werden liessen –, vom Tod des Vergil erzählten, kam mir der Gedanke, in Ihre Wenigkeit ein d einzufügen. Was ich Ihnen sogleich sagen musste. Ich glaube, ich hab Sie sogar unterbrochen, und hatte das Gefühl, dass es o.k. sei. Denn Sie sind waren nicht in Ihrem Gedanken.

Ihr Gedanke ist der Schicksalsschlag, von dem er selbst oder ich noch nichts weiss, Ihr Wurf von der Bühne, Ihre Stimme, die nicht mehr zum Himmel findet. Denn, so hab ich mich informiert, Sie waren auf dem Sprung zu einem Opernsänger nicht geringer Güte. Und nun sind Sie Botschaftsrat und nicht Alkoholiker.

Nein, völlig falsch. Ein Alkoholiker spricht weiter mit feuchter Aussprache, er spuckt und ist so, wie er sein will. Halbwegs. Klar: Dilemma. Er spiralt sich aus der Wirklichkeit, weil er immer weniger Kraft hat, ihr zu widerstehn. Sie überhaupt zu verstehn. 

van hengel
Willi van Hengel: geb. 1963 in Oberbruch, hat Philosophie, Politik und Germanistik in Bonn studiert, Abschlußarbeit über Nietzsche und Derrida, anschließende Dissertation gescheitert, lebt in Berlin. Veröffentlichungen: Lucile (Roman, Berlin 2006), Morbus vitalis (Roman, Schweinfurt 2009), Wunderblöcke (Prosastücke, Schweinfur

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