Bär : l : in : Aale

Verloren ist der Tag an einen kahlen
Zweig : kontrastreich stachelt er ins Abendrot
auf meinem Teller tummeln sich die Zahlen
die Schornsteine am Horizont : sie fallen aus dem Lot

Die Nacht ist kurz mit Liebe & Verbrechen
du hast es nicht gehalten : dein tödliches Versprechen
abgewirtschafteten Spelunken fliehst du in die Arme
& rettest deinen kalten Arsch ins Warme

Aus allen Wettbewerben bist du ausgeschieden
Glanz & Gloria marschiern : an dir vorbei
Krieg meinen sie & sagen Frieden
du bist schon lange satt : vom Augen-Ohren-Brei

Die Kunst : sie ist zu Nachrichten verkommen
du hast dich mit dem Bissen übernommen
zu sagen hast du nichts : drehst dich im Kreis
auf deiner Schläfe steht ein Tropfen Schweiß

Viktor Kalinke
geb. in Jena, Studium der Psychologie und Mathematik in Dresden, Leipzig und Beijing, Kreativitäts-Preis der Hans-Sauer-Stiftung, Mitbegründer der Edition + Galerie Erata, Promotion, Professur, lebt in Leipzig.

2 Kommentare

  1. Manieristischer Titel. Der Rest ein schlechter text Mit Zwei Starken zeilen (7,8). Stark ist die suggestive Wirkung, die aus der Verbindung eines metrisch gebrochenen Reimpaars ([W]ARME: dadatütdadadadadüdadüdadüdatüta/tatütatütatütatütatüta) mit einem Sinneskontrast (kalt/warm) entsteht: abstrakt-sinnliche bewegung, „rettungsdynamik“.

  2. Wer flieht in wessen Arme? Und warum wäre das etwas Rettendes?
    Es scheint sich hier um ein Geheimnis zu handeln, vielleicht die alte Brechtsche These von der (noch-nicht-)“Moral des kalten Arsches“.

    Klingt auf jeden Fall gut. Das ästhetische Zentrum des Verspaars ist die barsche Akustik des menschlichen Hinterns, vermittelt durch die Perspektive der herzlichen Aufforderung: „Heb‘ deinen Arsch zur Seite…“ (Sonst kanllt’s!)

    Wem bliebe schon solcherart Hilflosigkeit unverständlich – das ist Lächeln pur.

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