Lid.

Marizz war neben Ludwig ein Mensch, der mich in meine Pfütze trieb. Keine Minute zu viel der Lüge. Aus-Blicke zeigen sich in kleinen Gesten. Wie sieht sie mich an, wie dreht sie sich zu mir herüber. Hält sie meinem Blick stand. Tschüss, du alter Wal. – Machs gut, du… Und sie schiebt ihr schönes Gesicht noch ein Mal durch die Tür, die sie schon von außen schließen wollte, um sich mit Tschüss Wampentier zu verabschieden. Ihre Aufmerksamkeit war eine Entschuldigung. So hat sie sich noch nie einem anderen Menschen gegenüber verhalten. Sie wundert sich über sich selbst. Ich spür es. Und dass ich zu fern für sie bin, muss sie sich einreden, denke ich; allein, dass sie das sagt, zeigt mir, wie viele Gedanken du dir nicht machst. Außerdem sei ich ja ein Stier und sie ein Krebs, das könne nie gutgehen, nie, das Schlimmste aber wäre für sie, einen Zwilling neben sich zu haben… Und ich bin im Aszendenten (Assistenten) genau ein solcher. Und ich spüre zum ersten Mal, dass wir aneinander vorbei reden, das Gleiche aber womöglich fühlen, und ich mich nicht verpflichtet fühle, sie zu einem Kaffee einzuladen. Seelengewand. Ohne Grammatik. Es war nicht Liebe auf den ersten Blick. Es war Liebe im ersten Satz. Sich aufs Lid nehmen.

van hengel
Willi van Hengel: geb. 1963 in Oberbruch, hat Philosophie, Politik und Germanistik in Bonn studiert, Abschlußarbeit über Nietzsche und Derrida, anschließende Dissertation gescheitert, lebt in Berlin. Veröffentlichungen: Lucile (Roman, Berlin 2006), Morbus vitalis (Roman, Schweinfurt 2009), Wunderblöcke (Prosastücke, Schweinfur

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