Blog-Dandies

Sie fressen Gras. Sie nehmen ihr Dinner en face. Ihre Haut ist rissig, ihr Achselschweiß im Winter gefroren. Ihr Kopf ist eine spiegelglatte Fläche unter schnittigen Zöpfen, schwarzen Pagenrasuren, flachen Hüten. Sie behandeln ihre knielangen Stiefel mit Bienenwachs und reiben sich den Rest in das warme Gesicht. Frauen in weiten Hosen fallen und stehen fußkrank wieder auf, wischen mit Handschuhen aus Kalbsleder sich das Blut von den aufgeplatzen Lippen. Sie warten auf Herren in Fileespitzen und mit Immortellen auf dem Bolero-Jack. Rauchen Nil, obwohl ihr Lünglein die Kraft eines Fötus hat. Im Sommer denken sie an die kalte Jahreszeit mit ihrer gleißenden Wankelmut. Sie legen die Ohren an das Gemäuer eines alten Hauses und lauschen in die undichte Wasserleitung. Erzählen von zwei Gestalten in schwarz und in weiß. Sehen einander en face, und während sie die Vergangenheit inskribieren, entlocken die Herren den Frauen, die Damen den Dandies in den knielangen Stiefeln nur ein Es könnte. Sein.

crysantheme
Wer eine Crysantheme verblühen lässt oder ihr den Kopf vor ihrer Zeit abschneidet, der erntet zur Strafe nur noch grünes Friedhofskraut.

Ein Kommentar

  1. Chrysanthemen sind die Lieblingsblumen der Kleist. Es geht um die Kleist. Häufig Grand Dame, weniger Puck. Sich mit Kalbslederhandschuhen die schwarzen Stiefeletten wischen, um hernach mit spitzen Fingern Porree zu schneiden. Unter ihren Händen mutiert der Blog zum Küchenkabinett: Hier ein wenig Rationalität, dort eine gehörige Portion Ungewisses. Und immer wieder dabei das Unfassbare. In meiner Kindheit lief die Serie Enterprise (Liebhaber können die Folgen aus dem Weltall mittlerweile im zweiten deutschen Fernsehen nachverfolgen). Ich sah diese Serie allein der Titelmelodie wegen, die mit den Worten: Das Weltall, unfassbare Weiten. eingeleitet wurde. Tiefschwarz, kleine leuchtende Punkte, von links unten schwebt ein graues Raumschiff diagonal in die rechte, obere Ecke des Bildschirms. Das ist Kleist. Nicht fassbar.

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