im schloss

zur untätigkeit gezwungen ist ein zustand, der nur wenige tage gefällt. der vergleich mit einem gefängnisinsassen drängt sich auf. sitzen, warten, aufstehen. selbst die entnahme des teebeutels aus der mit heißen wasser gefüllten kanne wird zu einer zeremonie. ihr da draußen, hütet euch vor der verwaltung! sie liebt die maskerade: hat tentakeln, ansaugend –aufsaugend, als sirene mit betörend schönem gesang, ist billige prostituierte und goldesel. verfangen in ihren netzen werden diese zunächst geschätzt. ein wiegenlied dazu, ein warmes büro. hier läßt sich gut semmel essen, getunkt in milchcafe. doch die verwaltung gleicht einer gigantischen darmflora, zuviel genuß birgt das risiko einer unangenehmen verschlingung und verstopfung. zum entfernen dieser wird druck von oben angewandt. antibiotika ist auch ein heilmittel. es bringt jedoch die flora durcheinander, bakterien sieht man nicht an, ob sie von nutzen oder unnütz sind. auch das kleinste bakterium, sich festkrallend in den zysten der darmwand, wird hinausgespült. ratten eignen sich gut als wirt.

soundroom
pseudonym für eine in erfurt, würzburg und marburg studierte germanistin, die sich in den weichen kissen von inskriptionen ausruht von den merkwürdigkeiten ihres mittlerweile 15-jährigen berufsalltags in der verwaltung. = rapunzel = stefanie

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