H&6 (2)

„Ich gebe dir fünf Mark mit. Davon kaufst du noch was Süßes. Der nimmt bloß zehn Mark für die Nachhilfe, das ist ja beschämend. Los, denk dran, ich frage dich, wenn du nach Hause kommst.“

Ich sollte mit einem Kasten Pralinen, Toffifee oder Toblerone, zu ihm gehen. Blöd kam ich mir vor. Einem Jungen schenkt man doch nichts Süßes. Als ob er so ein Süßer wäre. Der König von zehn Quadratmetern Chaos. Wiederverlegter Teppich. Dampfbügeleisen, qualmvergilbte Spitzendecke. Wenn er mir etwas erklärt, sehe ich seine Hose, seine Finger. Im filmverschmierten, rauchbesprühten Spiegel. Dreck drunter. Als ob er etwas damit umgegraben hätte. Seine Mutter daneben raucht Kette. Ich kaue mein Milchbrötchen mit Negerkuss, gehe ins Kaufhaus und stehe lange bei den Zeitschriften herum. Er schwitzt durch seine Hose, was soll ich tun. Dr. Sommer berät gern. Relativ spontan und ohne große Vorankündigungen. Ich kaufe eine Schachtel Toffifee und eine Tafel Milka im lila Papier. An die lila Herzen denke ich nicht. Eine zweite Tafel esse ich auf, angenehm warm auf der Zunge. Wenn ich das Abitur schon hätte, wäre ich längst hier weg. Männer finde ich erst ab fünfundzwanzig interessant. Die wissen viel. Reisen in große Städte wie London, oder kommen von dort und essen fremde Sachen, tragen Klamotten, die glänzen. Raffiniert und cool. Meine Fingernägel glitzern grünlich und erhellen die Nebenstraßen.

Ein Kommentar

  1. Rapunzel in der Wüstenei, die Prinzen blind, aber ich, das gestiefelte Kaninchen, sage dir: Nimm endlich deine Fingernägel unter den Arm und schreib mit der grünlichen Tinte die wundervoll glitzernde Geschichte und erhelle das Zentrum.

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