komm zu potte

Einmal wäre ich fast in eine TV-Talkshow eingeladen worden. Eine Show von Format im Öffentlichen, also mit Niewo. Eine Frau (naja, ein Mädchen, ein junges Ding jedenfalls) vom Redaktionsbüro (wahrscheinlich eine Praktikantin, eine von denen, die ihr Germanistikstudium mit Medienkompetenz erweitert haben, von acht bis zwanzig Uhr jobben, nebenbei Kaffee kochen, behaarte Männerwaden lecken (devotisch) und im Bekanntenkreis tönen, sie wären jetzt im Fernsehen angestellt, im Öffentlichen, also mit Niewo, vielleicht ergibt sich daraus ja mehr, Guido Knopp hätte auch schon Interesse gezeigt, aber der suche ja mehr was fürs Auge, dafür sei man dann doch emanzipiert) – Entschuldigung Frau Dr. Wilken, ich komm ja schon zu Potte: Also eine Praktikantin rief mich an und säuselte im verschwörerischem Tone (sie berlinerte, das irritierte mich denn doch), ich sei ihnen empfohlen worden. Das Thema sollte „Der Blog in Ächtzeit – lebt er noch?“ sein. So pauschal könne ich das nicht sagen, erwiderte ich, das Thema sei zu komplex. Ach, wie schade, bedauerte die Praktikantin am anderen Ende der Leitung (im Nachhinein betrachtet stelle ich fest, dass ihr Berlinerisch mich erbeben läßt, also rein innerlich und vor Entsetzen). Dann käme ich leider nich in Frage. Man wolle eine pojentierte Position. Ob ich jemanden empfehlen könne.

Das Bedauern war nun meinerseits.  Da ich gerade solo war, verabredete ich mich mit ihr zum Kaffee und versprach eine Einführung in das komplexe Thema, sie wäre sicherlich noch am Anfang ihrer Laufbahn (ein Gockel-Lachen meinerseits, ein Ach ihrerseits), da würde es nicht schaden. Kostenlos, versteht sich. Ich könne ja ein paar meiner Texte mitbringen. Vielleicht ergibt sich ja was. Also rein job-technisch. Manus lavat manam,  nee manus manam lavat- ich habs Frau Dr. Wilken.  Also lange Rede, pipapo – die Praktikantin bog ab mit einer so was von dämlichen Ausrede, die sie sicher aus dem Proseminar „Kommunikation mit schwierigen Mitarbeitern“ behalten hatte: Also das wäre ihr jetz doch zu nah, sie wär mehr fürs Unverbindliche von social-media-Kontakten. Im gegenseitigen Bedauern beendeten wir unser Telefonat. Ich muss ja nun auch mal weiter machen. Alles Gute dann… 

soundroom
pseudonym für eine in erfurt, würzburg und marburg studierte germanistin, die sich in den weichen kissen von inskriptionen ausruht von den merkwürdigkeiten ihres mittlerweile 15-jährigen berufsalltags in der verwaltung. = rapunzel = stefanie

4 Kommentare

  1. …komm zu Potte…waren die letzten Worte, die der Kaffee aus der kränkelnden Kalauer Kaffeemaschine rau hüstelnd und röchelnd von sich gab.

  2. erstaunlich ist’s was hier passiiert, wenn’S DSL (Dünnpfiff Seiler Leitung???) nicht funktioniert. da ist dran schuld die telekom -S’ruft sehr laut, mensch komm, komm, komm – zu poote lieber techniker, mit braunen latschen, bitte sehr. der techniker muss auf dn pott: jtzt ist’s wwwieder flott! jetzt wetz ich schon mein messerlein, s’liegt unter klötzchen, winzig klein. nein herr motzhardt, kein brettscpiel nein, ’s schreibt nur böse textlein fein.

    (ja, kalauert nur, ihr werdets schon noch…)

  3. ‚Tschuldigung, sprechen Sie Irmgard?

    Liebe/r sounroom, Ihr Sound hat so einen Keunschen, so einen neo-sachlichen Touch, vielleicht kenne Sie Irmgard Keun, Autorin des „Kunstseidenen Mädchens“ und Kollegin des großen Theobald Tiger (Ha! Schon wieder dieses „Kollegin von“ – Strategie des Männerfangs ist auch aus ihrer Feder)… sie hatte da so was Androgyes, wo man nie wusste, ist sie Mannerl oder Weiberl – aber der Dialekt gehört wohl eher ins Östereichische.

    Hier etwas zum Vergleich aus der O-Feder im O-Sound der Keun:

    „Das war gestern abens so um 12, da fühlte ich wie etwas Großartiges in mir vorging. Ich lag im Bett – eigentlich hatte ich mir noch die Füße waschen wollen, aber ich war zu müde wegen dem Abend vorher, und ich hatte doch gleich zu Therese gesagt: „Es kommt nichts bei raus, sich auf der Straße ansprechen zu lassen, und man muss immerhin auf sich halten.“

  4. Nä, ich hab nich von der Keun abgekupfert. Aber ich kenn was von ihr – dunkel kann ich mich an Gigli erinnern. Ich weiß allerdings nicht, ob der neo-sachliche Ton ein Kompliment is, hört sich auch sehr nach Verwaltung an. Naja, Neo ist schon besonders. Also gut, Kleist, ich werte dat mal als Kompliment. Das „Alles Gute“ am Ende mein ich aber wörtlich. Muss mich mehr ums Lateinische kümmern, hat sich also ausgesoundet. Wein mir eine Träne nach, die andern im Blog wag ich nich anzuschauen, ich glaub, die feixen und feiern und sind erleichtert… naja, Sommers wie Winters immer dat Gleiche: wenns lebendig wird, kneifen einige ihre verstaubten Augen zusammen und fangens keifen an. Lasse sterben. Alles Gute…

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