Mittlerer Algorithmus

Aber er war Stolz darauf, Beamter im mittleren Dienst zu sein, hier an der Bücherausgabe einen großen deutschen Bibliothek, das war immerhin besser, als Designer von virtuellen Landschaften, auch wenn er sich manchmal fragte, ob er nicht selbst schon lange ein Algorithmus in einer virtuellen Landschaft war, überhaupt hatte er kürzlich in einem vielbeachteten Fachbeitrag gelesen, dass seine Stelle ja eigentlich verzichtbar war, weil doch das ein Algorithmus viel besser übernehmen könnte, er handelte doch selbst nach einem solchen, war es doch das Gleiche, was er tagaus, tagein tat, solche Algorithmen gab es ja schon, Google und Facebook und Amazon, die konnten die Kunden, so hießen die Leser ja schon in der Bibliothek, viel besser bedienen, weil sie doch jeden einzelnen von ihnen viel besser kannten als er, und die Kunden verließen sich auch schon längst auf die Entscheidungen von Google und Facebook und Amazon, und das würde sie ja viel glücklicher machen, wenn auch die Theke selbst von diesen Algorithmen bedient würde, dann standen also die selben Algorithmen auf beiden Seiten der Theke, und wozu mussten sie überhaupt noch in die Bibliothek kommen, das konnten doch gleich die Algorithmen für sie erledigen, zum Glück war er ja unkündbar, er musste sich nur noch passiv seiner Pensionierung entgegentreiben lassen, oder besser noch, war da nicht dieser Brunnen, in dem man so schön das Bewusstsein verlieren konnte, aber würden dann nicht die ein oder andere Leserin ihn vermissen, versuchte er doch immer freundlich zu sein, aber nie hatte ihn eine gefragt, nach seinem Lieblingsbuch gefragt, es war ein einziges Mal, dass er sich selbst getraut hatte, eine danach zu fragen, aber die kam seither nicht mehr an seine Theke, und da fragte er sich, ob das überhaupt sein freier Wille war, der da gefragt hatte, oder ob da nicht seine biochemischen Algorithmen die Kontrolle über ihn übernommen hatten.

Wassili Busskläff
Finnegans Wakes, 5,5 ff.: „Of the first was he to bare armes and a name: Wassaily Booslaeugh of Riesengeborg. His crest of huroldry, in vert with ancillars, troublant, argent, a hegoak, poursuivant, horrid, horned. His scutschum fessed, with arches strung, helio, of the second. Hootch is for husbandman handling his hoe.“ Das ist die einzige Erwähnung W. Busskläffs in den Quellen.

28 Kommentare

  1. Das ist doch Willi! Hatte der nen freien Willen? In Marburg? Da wurde einem doch der rote Stempel doch schon im Einwohnermeldeamt reingedrückt. Und wohnen müsste man im piefigen Möbeln aus den Siebzigern. Kühlschrankfach im Großcontainer aufm Flur. Milch ist für alle da. Der Müllsack auch. War er voll, galt das für alle. Und alle waren sich einig, den nicht anzufassen. Alle. Einheit wurde nicht nur im roten Marburg groß geschrieben. Neulich fand ich ein Buch mit Stempel der Marburger Unibibliothek in meinem Fundus. Grimmsche Märchen oder so. Die kamen doch aus der Ecke da unten. Ich glaub, der Willi hat mir das verlängert. Weil ich das so wollte. Ich hatte einen Willen und Willi musste sich meinem Willen beugen. Das hat er nun davon! Was geht er auch in den Staatsdienst. Der Absicherung wegen, sagt er. Äh, wie blöd ist das denn! In Adersheim später sind wir schließlich alle abgesichert. Durch die Kleistsche Pflegekasse. Die sorgt für uns alle.

  2. Aber das ist doch kein freier Wille, der das Buch verlängern ließ, und es war genauso wenig Willis freier Wille, dass er sich zum Staatsdienst entschlossen hatte, nein, das waren die Bedingungen des Kapitalismus, in die sie geboren waren, die sie geprägt hatten, und wir wissen ja, dass der Kapitalismus es nicht gern sieht, wenn man frei denkt, das wissen ja schon die Bauern, dass die klügte Gans im Stall den meisten Ärger macht, deswegen haben wir ja seit Jahrtausenden den Gänsen und den Kühen und den Hühnern und den Bauern die Intelligenz aberzogen, Gänse sollen ja anderen Aufgaben dienen, und genauso macht es ja der Kapitalismus mit uns, er erzieht uns dazu, das Eigentum der Bibliothek an den Hausmärchen zu achten, darum gab es ja auch die Antikapitalistische Einheitsfront in Marburg, das waren genaudieselben Methoden, aber wie nun das Buch in den Fundus kommt? Sicher nicht aus freiem Willen, sicher einfach vergessen.

    Der eigene Wille täuscht gern vor, frei zu sein. Man kann es selbst nicht entscheiden, ob der eigene Wille frei ist. Das kann nur jemand, der von außen den Willen seziert.

  3. Hör mal, Senf. Ich antworte später drauf. Muss noch meine Würstchen essen und dabei Fernsehen glotzen. Sherlock Holmes. Ich liebe das! Bis morgen dann, ja?

  4. Das Ding war ja, dass Willi sich eigentlich immer gegen alles gewehrt hat. Und den Scheißjob an der Büchertheke hatte er ja nur aus Protest gegen das System, in dem er lebte, angenommen – aus Protest hatte er die brotlose Kunst Literaturwissenschaft studiert, die ihm jetzt diesen Scheißjob bescherte, aus Protest hatte er sich nicht für den gehobenen Dienst beworben, weil man da Anzüge anhaben musste, hier konnte er wenigstens Biolatschen tragen und die Kollegen hatten die gleichen politischen Ansichten wie er, produzierten nach Feierabend heimlich Lyrik oder gingen zu Demos. Willi fühlte sich hier unter Gesinnungsgenossen, die er wahrscheinlich in einem besser bezahlten Job nie kennen gelernt hatte. Sie lästerten über die Kunden, äh, die Leser an der Theke, über Herrn Schlecht, Frau Schlapp, ? Scholz. ? Scholz war immer noch in der Übergangsphase und ging durch seine/ihre/? Indifferenz allmählich ein soziales und politisches Bündnis – über die Theke hinweg, sozusagen – mit Willi und seinen Kolleg_*nnen ein.

  5. Scholz, Sie sind ein unbelehrbarer Idealist. Woher wollen Sie wissen, ob es sich bei Willi nicht einfach nur um einen Stehkragenproletarier handelt – einen Arbeiter, der sich von den anderen abgrenzt, weil er sich nicht der Arbeiterklasse zugehörig fühlt und deshalb unbedingt das Abitur nachmachen und studieren musste? Noch dazu Zugang zur Welt der Geistes- und Gesellschaftswissenschaftler suchte? Der Stehkragenproletarier ist ein Typ Arbeiter, der durch seine Kleidung und Einstellung auffällt. In meiner Erinnerung trägt Willi weder Biolatschen, noch rot weiß gestreifte kurze Hosen. So kam er nie an die Theke, wenn ich ein Buch auslieh. Der war immer ordentlich angezogen. Und zeigte seinen schlappen und bummelingen Kollegen schonmal, was ne Harke ist, wenn er zusätzlich zu seiner mechantischen Tätigkeit die Bücher auf elegante Art aufklappte und aus dem Inhalt zitierte. Willi fühlte sich an der Bücherausgabe doch stets als etwas Besseres.

  6. Mann Leute, wie blöd seid ihr denn eigentlich? Willi, das war doch Reifen-Willi – und der arbeitete doch gar nicht an der Bücherausgabe einer Bibliothek, sondern als KFZ-Mechaniker in einer Autowerkstatt. Mag sein, dass er sich zum Autoverkäufer in einem Autohaus hocharbeiten wollte. Aber nicht in dieser Geschichte. In der nicht.

  7. Was von Willi zuhalten war, wusste vor allem einer: Mutter. Als er die Reifen für seinen Kadett kaufen wollte, sagte sie vor der Verwandschaft: „Der hat doch gar kein Geld.“

  8. Mutter. Klar doch. Wenn man nicht mehr weiter weiß, muss die Alte ran. Die ist an allem Schuld. Hat uns getragen, genährt, geboren, getragen, gewickelt, gewiegt, genährt. Ernährt. Ertragen. Entwickelt. Zu dem, was wir sind. Blöde Kuh, die Alte. Ich wollte doch so nicht sein! Die ist Schuld an meiner Misere. Die, die, die.
    Mensch! Was sollen wir Mütter denn machen? Es besser als unsere Mütter. Ja, das machen wir. Aber selbst das ist es nicht. Es ist immer das Unvollendete. Immer. Und? Wo ist das Problem dabei? Hör mal, lass‘ das Jammern stecken und Muttern ausm Spiel. Wer über 18 ist, ist selbst verantwortlich für sein Leben.

  9. Und überhaupt: wenn es jemand besser wußte, da EINE. Kriegt ihr das Gendern nicht hin? Mensch, was ist daran so schwer, zwei Titten als solche zu bezeichnen? DER Schwanz. DIE Titte. Begriffen? Ihr wollt doch sonst immer gegen den Strom schwimmen, ihr Psychoten ihr. Dann macht es auch und löst euch von der einbegrifflichen Sprache!

  10. Denkt doch mal dialektisch! Das ist doch von dem Scheißsystem zu gewollt! Gerade wenn der Willi etwas gegen das System machen wollte, hat er das System doch damit unterstützt! Und das hat er auch gewusst! Hätte er mal zum gehobenen Dienst gewechselt. Das System infiltriert. Es von innen ausgehöhlt. Aber, so sagte der Willi, er hatte zuviel Angst, dass er dann sich zu sehr verändern würde. Das wollte er nicht. Erst Besoldungsstufe A9, dann ein Einfamilienhaus, sonnabends Rasen mähen, eine Frau mit Besoldungsstufe A10, morgens die Kinder zur Schule fahren und abends zum Klavierunterricht, und dann redete man den ganzen Tag vom Geld, ob man vielleicht doch nicht noch eine Berufsunfähigkeitsversicherung abschließen müsse und jeden Sonntag würde man die Großeltern besuchen, ach nein, da hat sich der Willi bewusst dagegen entschieden, und das war es ja, was gewollt war, das System hatte den Willi so abgeschreckt, dass er es gar nicht erst infiltrieren wollte, Gefahr gebannt. Aber da hatten sie nicht mit Willi gerechnet, denn, auf seine charmante und äußerst geschickte Art, verstand er es, die Kundinnen und Kunden an der Theke von revolutionären Schriften zu überzeugen. Das machte er so charmant, dass sie dachten, sie wollten diese Bücher schon immer lesen. Urlaub machte er übrigens im Reifenhandel. Einen Reifen brauchte jeder, in die Bibliothek aber kamen bloß immer dieselben Leute. Und da konnte der Willi erst seine Schriften unter die Leute bringen!

  11. Hallo. Ich bin übrigens Paula. Früher war ich mal Paul. Aber ich wollte schon immer Paula sein. Also eigentlich wollte ich auch Paul sein. Eigentlich irgendwie beides. Aber irgendwie wollte ich mehr als Paula als Paul sein. Der Willi hat mir ja dabei geholfen. Wir immer so viel geredet. Und dann habe ich mich entschieden.

  12. Das Blöde ist doch einfach, dass man überall einfach so hinein gerät. Da sind die Situationen, und sie sind plötzlich da. Und man weiß einfach nie, dass das jetzt eine Situation ist, wo man sich entscheiden muss. Sie sind ja auch immer wieder gleich vorbei. Und dann sagt man sich: Ach, scheiße, wieder alles falsch gemacht.

  13. 1. Man gerät nicht einfach so rein, sonder läuft darauf zu. Oder glauben Sie etwa an die höhere Macht, genannt Schiksal?
    2. Dass man entscheiden kann und muss, weiß man spätestens mit Beginn der Oberstufe. Nicht immer ist dabei Schnelligkeit gefragt, aber Handeln. Aussitzen ist gestorben. Begraben im Dom zu Speyer…
    3. Explizit in Ihrem Fall, Frau Horn, haben Sie nicht alles, sondern nur eines falsch gemacht: Nicht zu handeln.
    A) Aus Angst, handeln zu müssen, ignorieren Sie die Situation. Motto: Was nicht ist, kann nicht sein. Und ich darf ruhig weiter schlafen, essen, pupsen.
    B) Vielleicht haben Sie aber auch die verkehrte Brille oder keine auf, und haben daher überhaupt nicht die Situation erkannt. Sie tappen wie ein Blindfisch da rein, nicht bewußt sehend und wahrnehmend. Und bevor Sie die Situation als solche begreifen, fordert diese von Ihnen ein Handeln.

    Fazit: Und was machen Sie? Den Kohl! Gehen Sie mal auf Comment 10, vielleicht können Sie gemeinsam Ihre Handlungsunfähigkeit auf Mama schieben. Ma-ma!!!! Im Chor macht es doch gleich viel mehr Spaß…

  14. Also den Willi habe ich auch nur zufällig getroffen. Da ist niemand auf den anderen zugelaufen. Der saß plötzlich neben mir in der Mensa, das war der einzige freie Platz. Das will ich jetzt nicht Schicksal nennen, aber irgendwie geht das doch in die Richtung. Das geschieht doch irgendwie alles mit einem. Na und Mama, ja, es ist doch immer gut, wenn irgendjemand an allem Schuld ist.

  15. Konkretisieren Sie doch mal: es ist doch immer GUT, wenn irgendjemand an allem Schuld ist.
    GUT gleich EINFACH und BEQUEM. Die letztgenannten verursachen Trägheit und Fettleibigkeit.
    Ich schlußfolgere, Sie sind aufgrund der Schuldzuweisung an andere nicht katholisch. Zudem verhalten Sie sich umgekehrt proportional zu den sogenannten Model-Maße.

    Zum Abschluss der heutigen Therapiestunde gebe ich Ihnen eine Wochenaufgaben mit:
    1. Beginnen und beenden Sie den Tag mit einem kräftigen „Mea culpa“ am offenen Fenster!
    2. Trinken Sie hernach morgendlich ein Glas Glaubersalz für die innere Entleerung.
    3. Besuchen Sie Ihre Mutter.
    4. Bitten Sie Willi um neue Reifen für Ihr Rad. Bewegung tut gut. Ihnen ganz bestimmt.

    So, Frau Horn. Die Rechung mach ich fertig. Haben Sie eine gute Woche und: Denken Sie drüber nach.

  16. Also ich bin ein Kollege von Willi. Für mich ist das Leben quasi ein Projekt. Darin gibt es viele kleine Projekte. Da setze ich mir zum Beispiel ein Ziel, wie ich will die und die als Freundin haben. Das ist dann so etwas wie ein Projekt für mich. Und das gelingt mir dann auch. Mein letztes Projekt war es, einen Diplomatenpass zu bekommen. Das ist mir auch gelungen. Außerdem habe ich schon den schwarzen Gürtel in Judo, Karate, Jui-Jutsu und Allkampf. Ich war schon Vorsitzender im Fußball-, Literatur-, Musik-, Wander-, Industrie- und Feuerwehrverein, ich kann Violine, Cello, Drehorgel, Blockföte und E-Gitarre spielen, ich war Lead-Sänger in einer Band, Sieger bei DSDSS, Korvettenkapitän bei der Marine, Unterwäschemodel für Herrenschlüpfer und Laborleiter in der psychologischen Fakultät. Ich habe mein Haus selbst gebaut und das von meinem Nachbarn gleich mit. Ich habe einen Bestseller geschrieben, habe die Arktis durchquert und die Antarktis. Ich war sogar schon in der ISS. Sie müssen nur wollen, Frau Horn. Denken sie in PROJEKTEN!

  17. Liebe Psychotante, stellen sie sich mal vor, sie dürften eine Nachricht an das All schicken, sozusagen als Vertreterin für die Menschheit, was würden sie denen da draußen sagen? Es müsste aber bitte kurz und knackig sein.

  18. Das käme auf die Intention an:
    Würde ich wissen, dass die da im All uns hier auf Erden mit Laserschwertern besiegen, würden meine letzten Worte den Meinen gelten. Unseren Untergang sollten Worte aus Senecas Tod von Peter Hacks besiegeln: „Haltung ist der letzte Halt.“
    Sollte ich jedoch als Vertretung der Menschheit auserkoren sein, Kontakt mit den uns unbekannten Wesen aufzunehmen, so würde ich auf Worte verzichten (ich kanns mir noch leisten, ich bin katholisch, weder einfach noch bequem): Sex sells. By the way: Können die das eigentlich? Zur Not tausche ich Perlen…

  19. Wie schade, für sie sind die Außerirdischen ja doch nur andere Menschen. Keiner da draußen würde doch auf die bescheuerte Idee kommen, uns mit Laserschwertern anzugreifen! Und dazu noch dieser Pathos! Da kommen sie mit ihrem Spruch und die wollen doch nur wissen, was uns durch den Kopf geht. Nur weil sie selber mit dem All nicht klar kommen. Und Sex und Perlen interessiert die doch nicht die Bohne! Das ist doch alles klischeeverklebt! Unser ganzes kleines Leben glänzt klischeeverklebt!

  20. Also ich muss da mal der Thea Horn zustimmen. Ich bin eine Computerspielfigur, für die, die mich hier nicht kennen. Also da ist es ja so, da gibt es auch so Entscheidungen, die wirken total nebensächlich, und die Konsequenzen hat man dann erst 12 Level später. Da musste ich zum Beispiel einmal entscheiden, ob ich mit meiner Tochter Ciri eine Schneeballschlacht machen soll oder nicht. Und ich habe es abgelehnt. Und deswegen hat sie mich dann später verlassen, ist aus dem Elfenreicht nicht zurückgekehrt. Zum Glück kann man da ja einen Spielstand noch einmal neu laden. Da habe ich Schneeballschlacht mitgemacht. Jetzt ist meine Tochter wieder bei mir. So im richtigen Leben geht das nicht, einfach mal wieder von vorn beginnen.

  21. 6. Mai 2041

    Ich weiß nicht so recht, was ich bin. Mein Material ist Gummi. Zartrosa ist meine Haut – sie ist aus Gummi. Ich weiß nicht, was Menschen sich dabei denken, etwas wie mich in die Welt zu setzen. Wenn ich über meine Haut streiche, bin ich durchaus einverstanden mit mir – wie sollte ich auch nicht. Wer ist es nicht, wenn er mit sich allein ist. Ich ströme seltsame Düfte aus. Für jedoch gehören sie zum Alltäglichen. Jeder riecht anders.

  22. 5 Kilogramm Buntwäsche
    3 Kilogramm weiße Unterwäsche
    7 Paar weiße Socken
    9 schwarze Strumpfhosen

    (Hier ist die Schrift verwischt, die folgenden Seiten sind herausgerissen. Auf der vorletzten Seite steht noch etwas, die Schrift sieht anders aus als die der ersten Einträge, auch wurde ein anderes Schreibutensil gebraucht.)

    Auf dem Rückdeckel des Buches wurde ein eingeklebter Zettel gefunden mit der Notiz

    Bei Regen bitte das Fenster zumachen!

    Daneben klebte eine tote Schmeißfliege.

  23. Wir haben es uns angetan, diesen Text zu lesen, haben geglaubt, daß wir dazu, Sinn findend, berechtigt wären. Doch haben wir uns wieder einmal getäuscht. Als Zeichen akzeptieren wir den faden Geschmack in unseren Mündern, die bleierne Gräue, die uns jetzt umhüllt und jeden künftigen Rausch mit der Fratze der Illusion unansehnlich machen wird. Tja, Leute, ihr müßt euch sinnlos anstrengen. Und die Fratze dürft ihr euch ruhig anschauen. Plaudert ein wenig nett mit ihr. Macht weiter euer Theater.

  24. Nö, ich hör auf. Das ist doch ein schöner, depressiver Schlußpunkt, den Comment 26 gesetzt hat. Aus Langeweile entsteht ein neues Spiel und es gibt immer Leute, die Spielverderber sind. Lasst uns ins Büro gehen, an die Werkbank oder Supermarktkasse. Der Tag steht hoch, die Laune tief. Perlen sind versenkt, Tiefseetaucher erforderlich. Bringt mir mal einen Grottenolm hoch – ich will ihn küssen und an die Wand werfen!

  25. Liebe Freunde. Der Willi, das war einer von uns. Der hat seinen Mann gestanden! Der war dabei, von früh bis spät. Hat immer als letzter Feierabend gemacht. Der hat seinen Kopp für andere hingehalten. Hat immer zu uns gehalten. Der ließ sich nicht die Bockwurst vom Teller nehmen. Bier & Brot auch nicht. Eher hat er uns davon abgegeben. Wenn mal nicht genug für alle da war, bei dieser Wirtschaft. Der Weizen nicht aufging. Die Gerste nicht zischte. Dann war Willi zur Stelle. Bei Willi, da braucht man nicht lange rumzureden. Da reicht ein forschtes Prosit!

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