Manchmal häutet sich

die Zeit,
und aus dem Innern tönen
Melodien früher Träume.
Die Adern pochen leis den Takt.
Als Ahnen hallt ein jeder Ton
Sekunden in mir nach.

Dann finde ich dich noch
in Harmonien
zwischen Tag und Schlaf.

Sigune
1981 in Filderstadt geboren; Diplom-Studiengang Literaturübersetzen in Düsseldorf; Veröffentlichungen in Zeitschriften und Anthologien; unter den Preisträgern beim 5. Brüggener Literaturherbst (2014), beim Kempener Literaturwettbewerb und beim Badener Lyrikbewerb zeilen.lauf (2015).

12 Kommentare

  1. Sigune,

    ein Liebesgedicht, wie sich in den letzten Zeilen herausstellt. Schön die knappe, disziplinierte Sprache. Was mich ein wenig stört, sind die „Träume“, für die es viele andere Synonyme gibt, es ist ein „abgelatschtes“ Wort, das im Grunde verblasst ist.

    Die letzten drei Zeilen, und auf die kommt es an, können auf Schwulst nicht ganz verzichten. Vielleicht überlegst du dir, die zweite Zeile ganz zu streichen, auch wenn du in das Wort „Klangspur“ verliebt sein solltest.
    Ich selbst hätte sie etwas anders formuliert, aber das ist natürlich meine Intention und nicht deine, und zwar so:

    Und zwischen Tag und Nacht
    finde ich dich noch.

    Oder:

    Und zwischen Tag und Nacht
    finde ich dich.

    Trotz meiner Anmerkungen ein erfreuliches Gedicht, das ich sehr gern gelesen habe.

    Gruß, Antigone

  2. Vielen Dank, konstruktive Kommentare sind selten auf dieser Seite. Ich denke über eine Überarbeitung nach, habe aber besonders für den Schluss keine spontane, mich gänzlich überzeugende Lösung. Die Klangspur sollte an die Melodien anknüpfen; ich kann allerdings die Gründe für eine Verknappung nachvollziehen.

  3. Chapeau, dass Sie sich für den doch recht eingreifenden Kommentar der Antigone erwärmen können und so höflich reagieren. Mir wäre es nicht im Traum eingefallen, solch evidente Änderungen zu empfehlen. Gehen Sie der Dame nicht auf dem Leim bzw. sprechen Sie doch mal in deren Gedichten eine Empfehlung aus. Dann gibt es gleich was gehörig auf die Ohren. Austeilen ja, einstecken nimmer.
    So, das war nun nicht konstruktiv an Ihren Zeilen gearbeitet, denen ich jedoch wie immer nichts hinzufügen kann. Sie stehen für sich, einheitlich, weich und zart. Ich mag das. Ohne Wenn und Aber. Und nach all dem aufgeheizten Kommentaren der letzten Tage finde ich die Überschrift sehr passend. Eine willkommene Zäsur!

  4. Die Dame Rapunzel, in großer Selbstgewissheit, hier nur Meisterwerke zu posten, fühlt sich offensichtlich nur dann wohl, wenn sie gegen andere Leute hetzt, weil sie in ihrer Kleinkariertheit unfähig ist, etwas zu verstehen. Welchen Sinn hätte denn dieses Forum, wenn nicht den, dass wir unsere Ansichten zu den Werken unserer Mitautoren schreiben? Kostenlose Veröffentlichung im Internet? Pflege von Autoreneitelkeiten? Wenn ich mich äußere, dann tue ich dies nicht, um jemanden zu kränken, sondern einen Anstoß zu geben, das eigene Werk noch einmal kritisch zu überarbeiten.

    Gruß, Antigone

  5. Genau das ist die Intention vieler, auch wenn man es nicht glauben mag. Ironie, liebe Antigone, ist nicht für alle leicht zu verstehen. Ich erinnere daran, wie vorerst zaghaft gewagt wurde, Ihren Versen Anregungen zu geben. Lesen Sie sich doch bitte noch mal Ihre ersten Versuche bzw. deren Kommentare dazu durch. Was haben Sie sich darüber aufgeregt! Und so haben Sie es kontinuierlich geschafft, diesem Blog hier, der mit Leichtigkeit Worte jonglierte, etwas bissig-ernsthaftes zu geben. Schade. Aber wahr. So macht es keinen Spaß mehr. Und zum zweiten Mal verabschiede ich mich in den Märchenwald, um mich neu zu (er)finden.

  6. wo bitte geht’s zum text?

    ich halte eh nix von nicknames und pseudonymen im netz, und dazu mit doppel- oder mehrfachrecycling, also auch nix von solchen nichtssagenden kommentaren, die nur den kommentar anderer oder denjenigen eines alter ego zum inhalt haben. was soll der sch***? beim skat oder poker hat man früher gesagt: hosen runter!

    texte mit häutungen wecken erst mal mein interesse. dieser hier ist gut. nur die klangspur stößt mir noch ein bisschen auf. aber, zur motivwelt der musik, die ja schließlich sigunes metier auch ist, passt sie.

  7. Das klingt nun aber technokratisch. Zudem merkt man das Suchen nach einem Pendant zu Melodie, Takt und Klang. Ich würde dann doch stärker in die Sprache der Musik eintauchen und die „Harmonie“ empfehlen: Dann finde ich dich noch in der Harmonie zwischen Tag und Schlaf.
    Klingt doch melodisch. Oder?

  8. Oh, das ist jetzt sooo schön! Kennen Sie Martin Jankowskis Sekundengedichte? Haben Sie auch so ein Büchlein, dann könnte ich Ihre Zeilen mit guten Gewissen weiterreichen (Stichwort: Urheberrecht).

  9. Kannte ich nicht, aber ich habe gleich mal gegoogelt und eine Leseprobe auf seiner Homepage gefunden. Danke für den Tipp!
    Leider habe ich noch nicht so ein Büchlein, bin aber seit Oktober dabei, die besten Gedichte auszuwählen und anzuordnen und werde jetzt Versuche in die Richtung unternehmen.

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