Romantik unserer Zeit

Was Himmel sei? Na klar, noch immer eine Feste zwischen den Wassern, welches uns Heutigen leichter erscheint als Luft. Entscheidend ist ihr Strömen. Im Zeitalter der Hoch- und Tiefdruckgebiete kommt es wie ehedem darauf an, mit der Grenze zwischen hier und dort die unzulässige Vermischung der Regionen des Raums zu verhindern – das Chaos. Ob nun Himmel, Windspiel oder Außengrenze: immer scheint es darum zu gehen, wie der Angst vor dem Unendlichen begegnet werden kann.

J. W. Rosch
geb. 1967 in Charkiv, lebt in Frankfurt am Main. Gedichte, Prosa, Roman. Bisher bei LLV erschienen: Jokhang-Kreisel. Gedichte und kurze Prosa mit Zeichnungen von Anna H. Frauendorf (2003), Goðan Daginn. Gedichte. Mit Radierungen von Mechthild Mansel (2010).

7 Kommentare

  1. rein kategorisch, sagen wir mal, dies sei falsch, der angst vor dem unendlichen – denn das unendliche ist die unterströmung der romantik selbst und angst vor dieser hier nicht das thema, vielmehr hätte ich ein schöneres, ein jüngeres, ein, ja, sagen wir es ruhig im möbelhausjargon – frühlingsfrischeres wort für „romantik“ und vielleicht sogar die verknüpfung (möglicherweise) verlinkung! der worte im neuen kostüm erwartet. versuchen wir’s mal? oder bestellen sie lieber orangensaft?

  2. angst, eine form von hass
    hass, eine form der selbstbehauptung

    dieses selbst, aufglimmen im dunkeln
    oder welches?

    jede behauptung sei eine selbstbehauptung

    hass allerdings, eine falsche
    ist man spontan geneigt
    zu sagen:

    hinge wohl ab
    davon
    worauf er sich bezieht –

    hass auf einen hass
    hegel, uralte
    krankheit

  3. E-Erscheinungen

    2. Teil einer Serie für Spezialisten in Automatisierungstechnik
    Am Abend herrscht das allseits herbei Bemühte, äh, ich geh noch mal s-tata. Ich war die ganze Woche unterwegs, was so viel heißt, wie ich musste dauernd aufs Klo. Vor einem Monat hab ich auf die Glocke gekriegt. Jetzt brummt mir die Birne. Den Schal hat sie vermutlich inzwischen abgelegt, die Glockengießerin, seit Wochen habe ich nichts von ihr gehört. Meine derzeitige Partnerin hat scharf gekocht, ich hab mir den Pfeffer in die Augen gerieben, sie hat den Tisch und die Zellufansets mit einem nach altem Sperma riechenden Lappen abgewischt. Du, wir gehen nochmal. Ich stütze den Arm auf der weißen Tischdecke auf, sie ermahnt mich mit ähäh und schiebt ihn vorsichtig weg. Das Schwarz dieser Jacke habe ich damals für die Glockengießerin mit dem schwarzen Schal getragen. Offenbar habe ich sie jetzt ganz vertrieben. Die Hypophyse kurbelt ihre Tätigkeit langsam wieder an, ich beginne das Grübeln. Muss ich nun aufs Klo oder nicht? Die Synapsen melden nichts grundlegend Neues hierzu zurück. Ich bleibe also sitzen, bis meine Partnerin den Tisch abgeräumt hat. Vor mir das Fenster. Die Bäume werfen ihr Grün katapultartig an, die Birkenkätzchen hängen wie schlaffe Pimmel in seichter Brise. Rund herum ein sanftes Rot. Du, wir gehen noch mal raus, sage ich.

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