Tausendschön

Drei der Teigtaschen in Sahnesauce getränkt finden heute nicht den Weg in meinen Magen, die restlichen jedoch wagen den Sprungseilakt und hüpfen ein Guten Tag dortin zurück, woher sie gekommen sind. Mein Freund ist das Glück per se, strahlt seine ganze Ontologie auf den Mittagstisch. Das Gänseblümchen in der beschichteten Vase liegt wie eine kleine rosarote Sonne zwischen seinen Fingern. Tausendschön, sagte meine Mutter, als ich ihr ein Sträußchen pflückte. Damals zählten meine Geschenke noch etwas. Hier kann ich davon Reden zaubern, und es ist ein Zeichen meiner Deutungslosigkeit, dass ich die Hoffnung nie verlor. Seine Happyness schwebt hinweg, tändelt rasch und unentschlossen wie ein Lichtreflex zwischen der Lebendigkeit der Blume und der hauchdünnen Siliciumplatte, die seine geheimsten Geheimnisse beherbergt: Nerd is the new sexy. Ich bin verwirrt, orientierungslos und habe den Zweck meiner Bestimmung längst verloren. Ein trister Betonklotz vor dem hohen Fenster spricht von diktatorischer Gerechtigkeit. Das Glas Wein hat alle restliche Klarheit im Kopf hinweggespült. Nomaden sind wir, auf eine Spur gesetzt und mit einem Strohband verflochten.

2 Kommentare

  1. ma dame , einzig die gefüllte(ein übervolles blumenkörbchen)variante des gemeinen gänseblümleins nennt man tausendschönchen. vielleicht war da bei ihrer frau mutter einzig der wunsch mutter des gedankens. honi soit qui mal y pense…
    wo früher leichtfüßige mädels weiße gänseblümchen zu kränzen gewunden oder mit dem liebesabzählreim (er liebt mich,sie mich auch) skelettiert haben, eilen heutzutage eifrige hausfrauen ab februar zu blume 2000 und kaufen: puschlig-bunte bellis. jaja, botanik ist eines meiner steckpferde, denn „nerd ist the new sexy“. und kuckuckslichtnelken halten nicht am knopfloch…

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