Ma Bohème

Das Leben drückte mir
einen süßen Judaskuss auf die Lippen –
mir Unwürdigem,
der schon im Schatten des Kreuzes
fröstelte.
So tauschte ich
Jünger gegen Jünglinge
und verschacherte das große Buch
gegen ein Lustspiel.

Das Leben schloss mich
schon vor der Erkenntnis
aus dem Paradiese aus;
nicht mal ein kurzer Blick
war mir vergönnt.
Aber ich, verkommener Engel
entsage dieser trüben Hoffnung.

Das Leben ist verdammt
teuer, wenn man überlegt,
womit Eva einen Apfel
oder Prometheus einen Funken
bezahlen musste.
Und ich, dekadenter Tor,
verschwende munter
große Worte.

Flo
Kurzvita Jahrgang 1985 Nach dem Abitur zunächst Studium der Germanistik, Geschichte und Philosophie in Essen. Danach eine knapp zweijährige Odyssee durch den Niedriglohnsektor; schließlich Studium zum staatl. anerkannten Sozialarbeiter. Seitdem in verschiedenen Bereichen der Kinder- und Jugendhilfe tätig.

5 Kommentare

  1. kann mir vielleicht jemand erklären, ob es im gedicht – also auch im leben – einen unterschied gibt zwischen erster und dritter person?

    beispiel: bedeuten „er fröstelt“ und „mich fröstelt“ bis auf den umstand, dass im ersten fall x über y und im zweiten jemand über sich selbst spricht, wirklich dasselbe?

    wenn ich also feststellen sollte, dass du fröstelst, mein liebes, ist das dann wirklich und wahrhaftig ein zeichen dafür, dass es dich fröstelt?

Schreibe einen Kommentar zu weg : es denkt in mir und ich schau zu : nicht weg Antworten abbrechen

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert