Ankunft

Die Fahrt auf dem Fluss hatte einige Jahre gedauert: das Geriesel der
Quellen, gleichmäßiges Plätschern, so wie Gewohnheiten irgendwann Ge-
Danken sind & sich abwenden von dem Ort, da sie das Licht der Welt
Erblickten. Alles fließt. Die Erinnerung schult sich zunächst in der Beob-
Achtung der Ränder – vom Hier & Jetzt aus beginnt der Blick in die Ferne
Zu wandern, rastlos durch das Zucken der Augenmuskeln hindurch überm
Unfassbaren Grund einer Wellenbewegung. Mit der Zeit werden Ufer erkennbar,
Linien der Unterscheidung, und wenn erst der Finger im Wasser mit der
Netzhaut in Berührung gekommen ist, entfaltet sich in der Vorstellung
Jenes Heiligtum außerhalb des handgreiflichen Miteinanders der Körper,
Das sie heute immer noch Raum nennen.- Raum, Rh-Aum & die zusammen-
Geballten Fasern der Knochenbeläge, die unter der Haut hervorquellen,
So wie sich das Wesen zurückzieht & die Linie zur Begrenzung der nur
Nur ihm zur Verfügung stehenden Innen- kreisläufe preisgibt an das
Molekulare Großgetümmel dieser Welt. Götter & Menschen in Eintracht bei-
Einander – als Schichten unterm Mikroskop; später schiebt sich das Getöse der
Unmäßig leicht auf dem Schädel last- enden Luftschichten zwischen die
Außenpunkte des Gesichtsfeldes, das von nun an als in sich fest ver-
Nähtes Segeltuch den Körper aller Dinge so dicht umhüllt wie der
Brausende Wohnraum der Winde den Planeten.

J. W. Rosch
geb. 1967 in Charkiv, lebt in Frankfurt am Main. Gedichte, Prosa, Roman. Bisher bei LLV erschienen: Jokhang-Kreisel. Gedichte und kurze Prosa mit Zeichnungen von Anna H. Frauendorf (2003), Goðan Daginn. Gedichte. Mit Radierungen von Mechthild Mansel (2010).

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