Untemperiert

Unzensiert. untertemperiert hat sie dich gekannt. genannt. protokollierte das leben, polierte kalte in schale getränkte luft-endendelust. nichtaufdasnicht temperaturen… temperaturen hielten sie fest. die gibt sie nicht auf – auf dem tisch hinter dem flash seit urzeiten unter diesem druck der herunter-hinnieden gestiegenen – aus dem tickticktack – unzensiert nur tintenes ticken – flashback – oberflächenstahlhimmel tragen dieselben – übersteigen ein bild nureinbild einbild wort ist kalk und erstarrt in feinsten streifen aufwärts weiß – alcestis schnelle wände ohne unraum ultraviolett. vanillecreme in streifen. gelb, orange blitzgestrebe fallen. falten. auf licht zu suchen, kein licht an diesen gedanken – diesem gedanken ist kein licht zugefallen kein wort zugefallen.

Wegzensierenweggeweben die impressein-ein-einzigesziel – den sounds – den emotionen bilder und schieben die worte mit bildern zu schänden – wirklicher klickmich -vanillecremefarbe. haare. immer-die-figur in der dieses lebende bildern bebt – sie durch den raum ein fester körper, geformt, energie, materie sex – voll krankheit von vanillcreme. haar.

Dreiecke

Die Anfrage, obwohl vor einiger Zeit gestellt, hatte noch niemand beantwortet. Auch wir waren nicht zuständig. Sie war nicht korrekt formuliert und bereits zweimal an den Anfragenden zurückgewiesen worden. Ich habe sie übernommen – mit dienlicher Deutung fällt sie in unsere Kompetenzen, zumal nach der Anzahl der Wörter abgerechnet wird.

 

«Was sehen Sie?»

 

Mein Dreieck, diktierte ich, ist das Dreieck der Sprachgestaltung. Wir finden für unsere Auftraggeber, die mit einer bestehenden sprachlichen Konvention nicht einverstanden sind, einen ihren Zwecken entsprechenden Ausdruck. Dank uns wird «Gefahr» zur «Chance», ein vierter Platz zum «Erfolg» und ein «Fehler» zum «Gewinn». Wir haben auch den Namen «Dreieck» gefunden, der die offizielle Formulierung «Zone» ersetzt hat. Unsere Arbeit ist begehrt, die Zahl der Aufträge nimmt seit der Gründung beständig zu. Aus einigen Dreiecken wird uns «Sprachverdrehung» unterstellt. Bei uns würde eine neue Glaubensrichtung zur «Sekte», der «Freiheitskämpfer» zum «Terroristen», der «Giftmüll» zum «Wertstoff» und der «naturnahe, romantische Bach» zum «entwicklungshemmenden Fließgewässer» werden. Ich diktierte weiter, dass wir aus diesen kritischen Dreiecken Aufträge für die Neubenennung von «Bach», «Baum» oder «Friedensmission» erhalten haben, die wir mit «Standortfaktor», «CO2-Reduzent» und «Angriffskrieg» zur Zufriedenheit unserer Kunden erledigten. Wir sind für Bezeichnungen nicht verantwortlich, wir unterbreiten lediglich Vorschläge, deren Etablierung außerhalb unseres Zuständigkeitsbereichs liegt. In Diskussionen wird sich auf Bezeichnungen geeinigt, Formulierungen überzeugen, nicht Argumente.

 

Mein Dreieck, diktierte ich weiter, ist standardmäßig eingerichtet. Exakt in der Mitte des Dreiecks befindet sich eine Kreuzung, von der Transportbahnen strahlenförmig ausgehen und Verbindungen innerhalb des Dreiecks sowie zu den Nachbardreiecken sicherstellen. Die Büros sind im ersten Kreis um die Kreuzung angeordnet, umgeben vom zweiten Kreis, dem Werkring, der wiederum vom dritten Kreis, dem Wohnkreis, umgeben ist. Zwischen jedem Kreis sowie am äußeren Rand des Wohnkreises befinden sind weitere Transportbahnen, ein Drittel der Fläche wird von Transportanlagen eingenommen. Für jeden Kreis gelten ausführliche Rahmenvorschriften für Gestaltung und Nutzung. Der Tagesablauf ist für alle Bewohner gleich, morgens erfolgt die Fahrt in die Büros, abends zurück. Der Werkring wird von Robotern bedient. An Sonntagen verbleibt jeder im Wohnkreis oder begibt sich in den virtuellen Raum. Das Verlassen des Dreiecks ist unzulässig. Lebenspartnerschaften können, wie in den anderen Dreiecken, nur innerhalb eines Dreiecks geschlossen werden. Die Kinder werden von ihren ersten Lebenstagen an auf das Leben im Dreieck vorbereitet. Wurde zu meiner Schulzeit noch in allen Dreiecken nach einem teilweise identischen Stundenplan gelehrt, verzichtet man heute auf die Vermittlung zweckfremden Wissens. Eltern werden noch vor der Geburt des ersten Kindes in korrekter Erziehung geschult. Gelegentlich, wenn auch selten, wird der Wunsch nach einem Dreieckswechsel geäußert. Dies ist grundsätzlich möglich, allerdings nur, wenn der Wechselwillige in zahlreichen Prüfungen nachweisen kann, dass er für das Wunschdreieck besser geeignet ist. Er muss strenge Formalien einhalten, die Verletzung auch nur einer der Regeln, wie wechselweise zwei-, drei- oder viermal zu unterschreiben, führt zur Abweisung des Antrags. Der Antrag kann nur einmal im Leben gestellt werden. Vor seiner endgültigen Entscheidung wird der Wechselwillige darauf hingewiesen, dass mit dem Wechsel jegliche Beziehungen zu seinem alten Dreieck, auch zu seiner Familie, abgebrochen werden.

 

Bedarf es in einem Dreieck Wissen aus einem anderen Dreieck, diktierte ich weiter, wird die konkrete Problemstellung im Rahmen einer Anfrage an das zuständige Dreieck übermittelt. Dort wird sie, wenn keine weiteren Dreiecke befragt werden müssen, bearbeitet. Der Anfragende erhält mehrere Gutachten, die verschiedene Lösungen für das Problem zur Verfügung stellen, zwischen denen mit neuen Gutachten entschieden werden kann. In komplexeren Angelegenheiten haben die Berater zusätzliche Gutachten und Untergutachten aus weiteren Dreiecken anzufragen. Ohne das vorherige Einholen eines Gutachtens werden kaum noch Entscheidungen getroffen. Die Orientierung an Einzelfragen ist erfolgversprechender als das Verfolgen langfristiger Ziele. Eine unmittelbare Kontaktaufnahme mit dem Anfragenden oder eine Inaugenscheinnahme des Situation vor Ort ist überflüssig. Es gibt nichts, dass nicht nach Aktenlage oder per Livekamera und Fernsteuerung erledigt werden könnte. Seit der Gründung sitzt kein Bauer auf einem Traktor, sieht kein Arzt seine Patienten.

 

Waren werden von vollautomatische Transportanlagen zwischen den Dreiecken verbracht. Ein Schinken beispielsweise entsteht, indem im Südosten fruchtbare Mutterschweine Ferkel werfen, die im Nordwesten zu Jungschweinen aufgezogen und schließlich im Südwesten zu Schinkenschweinen gemästet werden. Im Nordosten werden sie geschlachtet und im Westen zu Schinken verarbeitet, der im Ausland verpackt und anschließend auf die Dreiecke verteilt wird. Der neue Namen für «Tiertransporte», «Stallausflüge», wurde in unserem Dreieck geprägt.

 

Was ich diktierte, war allgemein bekannt, und auch der Anfragende musste es wissen, denn das Leben war in allen Dreiecken ähnlich, aber meine Ausführungen waren von der Anfrage gedeckt. Unser Dreieck, setzte ich das Diktat fort, entspricht der Standardgröße. Die Grenze ist vielleicht mit Pfählen markiert, bei der Gründung könnte es Stacheldraht oder eine Mauer gegeben haben. Es gibt kein Verbot, die Grenze zu passieren oder sich ihr zu nähern. Keiner hat den Wunsch, den dritten Kreis nach außen hin zu verlassen, Stadtpläne und Baugestaltung sind in allen Dreiecken identisch.

 

Die Zahl der Bewohner innerhalb der stabilen Dreiecke ist annähernd gleich, natürliche Schwankungen der Geburts- und Sterberate verhindern eine exakte Übereinstimmung. Eine Aufteilung eines Dreiecks erfolgt bei nachhaltigem Bevölkerungsanstieg, gesetzmäßig mit einer zunehmenden Ausdifferenzierung einhergehend. Die zunehmende Divergierung wurde bereits bei der Gründung vorhergesehen und eine ausreichende Anzahl von Dreiecken freigehalten. Jedes neue Dreieck durchlebt im Regelfall vier Phasen, erste Phase, Wachstum, zweite Phase, Abspaltung, gegebenenfalls auch mehrere, dritte Phase Schrumpfung, vierte Phase Stabilität. Gelegentlich kommt es vor, dass die vierte Phase nicht erreicht wird oder nach der vierten Phase eine weitere Schrumpfung folgt. In beiden Fällen wird das Dreieck aufgelöst, und die verbliebenen Bewohner siedeln in ähnliche Dreiecke über. Ebenfalls kann es vorkommen, dass die vierte Phase wieder in die erste Phase übergeht. Die meisten Dreiecke verbleiben jedoch in der stabilen vierten Phase.

 

Bereits vor der Gründung besuchten Tänzer ausschließlich Tanzveranstaltungen, Dichter Lesungen, Komponisten Aufführungen neuer Musik, auf Ausstellungseröffnungen waren nur bildende Künstler zu finden. Bei der Gründung blieben die üblichen Proteste der Künstlerklasse aus, kritiklos besiedelten sie ihre Dreiecke. Diese gab es für moderne und klassische Tänze, für Theater- und Opernhäuser, für klassische und moderne Musiker, für Architekten von Brücken, Büro- und Wohngebäuden, Wolken- und Sternenkratzern, für Komponisten von ernster und Unterhaltungsmusik, für Dramatiker, Poeten, Lyriker und Essayisten. Später konnten sie zu einem Kunstdreieck zusammengefasst werden, das mittlerweile aufgelöst wurde. Der Niedergang hatte wirtschaftliche Gründe, da die Nachfrage nach «Offenbarungen von Wahrheiten» rapide zurückging. Das Kunstauktionsdreieck besteht noch immer. Im Zusammenhang der Auflösung hatte auch unser Dreieck ein Gutachten zu verfassen, das von den letzten Schriftstellern in Auftrag gegeben worden war. Wir zogen einen Vergleich zur Geschichte des Römischen Reichs. Hatten die Römer sich zunächst noch an der Hochkultur der Griechen orientiert, zogen sie später blutige Gladiatorenkämpfe den reinigenden Theateraufführungen vor, wurden dann Anhänger eines kannibalischen Kults und tafelten in Gottesdiensten ihren Glaubensstifter auf. Das nachfolgende, pestverseuchte Zeitalter war so bedeutungslos, dass es keines richtigen Namens würdig war. Heute, setzten wir den Vergleich fort, sind wir in der Phase der Gladiatorenkämpfe angelangt, an denen man im virtuellen Raum selbst teilnehmen kann. Das zukünftige Zeitalter, das wir das «Ungezählte Jahrtausend» nannten, malten wir in düsteren Farben, ließen weder Verseuchungen noch Seuchen aus. Für die Gegenseite entwarfen wir ebenfalls ein Gutachten, wo wir den glänzenden Vorschlag entwarfen, dass «der Niedergang der Kunst ihre Rettung sei».

 

Einige Dreiecke können trotz starker Abnahme der Bewohnerzahl nicht zusammengeführt werden, setzte ich meine Ausführungen fort. Gerade die Philosophen können trotz ihrer Beschäftigung mit demselben Gegenstand ihre Unterschiede nicht überwinden. In ihren schon bei der Gründung dünn besiedelten Dreiecken leben schwache, nicht vermehrungsfähige Populationen, die bald erlöschen werden. Ihre Werke bilden für uns eine wahre Fundgrube an gelungenen Formulierungen. Unsere Schüler lernen, wie man für dieselbe Sache verschiedene Bezeichnungen finden kann, oft begreifen sie erst nach der Beschäftigung mit den Philosophen, dass die Etablierung von Wörtern das Ergebnis einer Übereinkunft ist. Praktisch wenden wir die Lehren der bedeutendsten antiken philosophischen Schule an.

 

Religiöse Dreiecke werden auch bei einer starken Bevölkerungsabnahme erhalten, sie unterliegen naturgemäß periodischen Schwankungen. Diese Dreiecke stehen sich unversöhnlich gegenüber. Die einen warten noch auf den Propheten, für die anderen war er schon da, und wenn, dann hatte er für jede Gruppierung einen anderen Namen. Erbittert wird sich gestritten, ob man echtes Blut tränke oder symbolisches, ob Gott die Befolgung abstrakter Regeln verlange oder ob das Gewissen einzige Instanz sei, ob Gott jeden einzeln richte oder ganze Völker. Man streitet, ob nach dem Tod das Himmlische Reich offen stehe oder das Nichts, ob sich Gott um die Menschen kümmere oder größere Sorgen habe. Auch wir erhalten regelmäßig Aufträge für Begriffe wie «Ketzer», «Häretiker», «Sekte» oder «Fundamentalisten» für die wir gelungene Aktualisierungen gefunden haben.

 

Über die Dreiecke, die bei der Gründung beschlossen hatten, autark zu leben, kann nichts gesagt werden. Niemand weiß, ob sie ihre Lebensweisen wie veganisch oder anarchistisch beibehalten haben. Niemand weiß, ob ihre Dreiecke noch bewohnt sind.

 

Die stabilen Dreiecke sind in der Überzahl, diktierte ich, Wertstoffe werden in einem Dreieck entsorgt, in einem anderen üben die Landstreitkräfte, im Kartoffeldreieck wechselt allenfalls die Kartoffelsorte, und die Verstorbenen werden im Friedhofsdreieck untergebracht. Aus dem Nachrichtendreieck ist bekannt, dass für eine neue Nachricht lediglich alte Nachrichten neu gestaltet werden, und wenn eine Neuformulierung oder eine Bildbearbeitung gut gelungen ist, so wird sie von den Konkurrenten übernommen. Abgeordnete wählen sich seit der Gründung gegenseitig, es scheint exakt so viele Sitze zu geben wie Kandidaten. Sie zählen zu unseren besten Kunden, ihre Anfragen ähneln sich sehr, wir überlassen sie unseren Auszubildenden

 

Jetzt hatte ich die Anfrage «Was sehen Sie?» mit einer ausreichende Zahl von Wörtern bearbeitet. Ich schickte das Gutachten ab, die Rechnung wurde bezahlt, und ich hatte endlich genügend gespart für das beste Schwert des virtuellen Raums, «Gottes Zorn».

 

Stilles Murmeln

Ein kleiner Junge sitzt auf seinem Bett. Im Kinderzimmer, das ganz im gedämpften Licht des Morgens schwimmt, liegt eine Stille wie von Jahrhunderten. Das Fenster an der Schmalseite des Raums ist mit Vorhängen zugezogen, deren orangebraune Färbung alles Anwesende in eine melancholische Stimmung taucht. Der Junge sitzt auf der Bettkante und betrachtet seine Hände. Da sind Falten und Linien, unerklärliche Muster, Höcker und Vertiefungen, Furchen wie in einem Acker, aufgenommen aus größer Höhe. Wo kommen nur diese Rillen her? geht es staunend durch seinen Kopf. Er wirft einen Blick nach gegenüber, wo vom Gitterbett das sacht zitternde Geräusch eines atmenden Babys herüberweht. Du also bist mein Brüderchen, mein kleines feines Brüderchen. Und du warst es, der Mamas Bauch fast zum Platzen gebracht hätte. Arme Mama, sie konnte sich kaum noch bewegen. Ob sie noch schläft? Sicher schläft sie noch. Ich soll sie nicht stören so früh am Morgen, ja, es muß noch sehr früh am Morgen sein. Und das Brüderchen dampft in seinen Kissen, als sei die Erde aufgebrochen, als zöge dichter Nebel durch die Gitterstäbe hindurch, ganz so, als sei er das Kind einer Nixe, die ihn auf einem Stein neben der Quelle – ihrer Wohnung – abgelegt hat, um sich im klaren morgendlichen Wasser des Bachs Gesicht und Arme zu waschen. Und über der Quelle putzt sich in den Zweigen der Eberesche ein Vöglein das Gefieder.

Alte Sünden (4): Schwermut

Quantentränen in Kadmiumträumen ohne Erinnern woran und wozu. Beschleunigung auf annähernd Sinnlosigkeit. Mit der Lichtgeschwindigkeit einer welken Tomate allein im großen Garten, wo die Wüstennacht endet. Neue Messungen. Black Box im Geschenkartikelformat. Unter Lampenschirmen erhellt, im Oberlicht schwimmend. Wenn die Temperaturen aus den Dünsten der Meßfühler steigen, ganz als sei alles Maß und Zahl. Alles träumt. Sinnlosigkeit. In den Tränen eingeschlossen die Worte. Insektenbeine, Mäusekrallen und das vollständige Sortiment der magischen Insignien. Unter Flutlichttürmen erklingt wieder ein großes Krabbeln. Meine Kunstwelt, mein Fensterglas – alles das. Nur der Schnee gibt noch Nachricht vom Vergessen. Eine Straßenbahn rattert durch die Wüste und quietscht vor jeder Wanderdüne den Mond an. Und der Chor der bellenden Hunde, die das Kraftwerk bewachen. Das ist mein Reaktor, gebaut aus dem Teer meiner grübelnden Form. In den Lampen brodelt der Tod. Zutaten aus Hoffnung und Wahnsinn. Kein Papier, nur das Flackern der Leuchtdioden. Und die Lämmer blöken wie eh und je. Hinter den Mauern der Meldestelle feiern Trinker ihr Fest. Erst wenn die Worte versiegen, senkt sich der Schlaf auf die Wüste. Mein Polarfuchs, mein Liebling, mein Herz – Faulenzer von Gottes Gnaden. Hinter der Umzäunung hängt der Fahrplan. Flackerndes Zwielicht. Neue Messungen. Sinnlosigkeit. Datenströme zur Meldestelle. Eine Straße, da die Wüste axialsymmetrisch aus sich herausquillt. Harakiri vor neuen Ufern, geronnen zu Bernstein. Und Quantentränen in Kadmiumträumen unter gigantischen Flutlichttürmen. Das ist ein Reaktor, ich will mit ihm die Meere befahren auf dem Teer meiner grübelnden Form.

Alte Sünden (3): Sängerei

„Aber die Mona Lisa verfaulte von innen, so wie sich Augustäpfel schweren Herzens ihrer eigenen Süße übergeben, nicht sehr weit vor den Toren des Winters, dessen Salz unerreichbar bliebe“ zwischen Wodka und sauren Gurken. Ich zitiere: Es erschöpft sich nicht in der bloßen Beschreibung. Ein Blatt Papier oder die Welt, wie die Texte neuerdings genannt werden wollen -: IST NOCH IMMER NICHT MEHR ALS GENUG DIESES ZUCKENS. Zitternde Seelen. Vorsicht! Übergebe mich jetzt. Ohne zu zucken an wen auch immer. Denn die Wimpern bleiben im Dorf, wo der Wetterhahn stets neu sein Fähnchen nach dem Wind hängt. O Vollmatrose aller seicht gezuckerten Meere, Atom in der Luftwelt des öffentlichen Raums, Schädelstätte der Kultur, o kultische. Ich beneide dich um dein dickes Fell. Qualle des Nordens, Floh im Ohr einer Spezie, die ihresgleichen sucht in den fernen Ländern der Dummheit! Sieh wie ich mich ohrfeige, mich – selbst – übergebe. Ich kann mich nur wundern über die knackigen Läuse rings um den Lorbeerkranz. Juckt dich das nicht? Mir erscheint es als wesentlich sinnvoller, den Bittergeschmack auf der Zunge zergehen zu lassen wie Butter in der Pfanne. Hitze! Ist es doch heute wirklich nicht neu, von allen Dächern gepfiffen: Dichter als diejenigen Artgenossen, die nicht anders können als ihr ganz privates Golgatha zur wortreichen Goldmine zu machen. Dann doch lieber diese Bohnen mit Speck, ein hitziges Lagerfeuer und die klaren geistigen Getränke, die hierzulande traditionell als billige Arbeitsbeschaffung für die schmachtenden menschlichen Lebern mißbraucht werden. O ihr Adler des Kaukasus. Lieber barfuß mit salzigen Lippen, aber eingesperrt in ein Lied, dessen Rhythmus jede Stahltür aus den blasierten Angeln hebelt. Lieber Hunger und ewiger Knast als dieser ewige Knast ohne Hunger. Es erschöpft sich nicht in der bloßen Beschreibung – es erschöpft sich.

Alte Sünden (2): Raserei

Den teuren Toten. Im leisen Nachhall der Luft, aus den straffen Zügeln einer Verbeugung, bin ich emporgewachsen, bin ich im Innern des pelzigen Zeichens dreifingerdick zusammengepreßt. Ohne alle Rücksicht rase ich vorwärts, durchquere gigantische Weiten mit kosmischer Geschwindigkeit, passiere Salzsterne und Neutronenhäuser, nehme drei Umläufe gratis bei Jupiter in der Hoffnung auf Blitze, wie sie funkelnd aus Plutos Haar purzeln am Fuße der Wadenwickel, postolympisch überhöht im Fieberglanz des Krankenbettes. Die Sonne einer Pupille winkt mit verzerrender Geste, Sonne bei Nacht, wenn das ganze Universum im Innern eines salzigen Wassertropfens Platz findet, wenn die Augen feucht und geschlossen sind, wenn die übermäßige Fußsohle des Tiefschlafs mit feurigem Schweigen über mich hinwegschreitet.

Auf dem Friedhof ist es dunkel. Nachtvögel zwitschern in Zweigen, als sei gerade ein neuer Tag angebrochen, als habe der hochgradige Schwerkraftverstärker des Abends seine Vakuumlungen vollgesogen mit dem süßsauren Frühlingsextrakt verblühender Weiden im Herbst, verglühenden Grases am Koppelzaun. Da zwitschern sie zwischen den Sternen, werfen das schwarze Wollknäuel der Zuwendung hin und her, hin und her – machen den Himmel dicht und noch dichter, als er seit Menschengedenken ohnehin ist. Nachtvögel gebrauchen das dunkle Feuer ihrer Lungen nicht für Gesang, der Erleichterung bringt: nicht für die zarte Berührung erlöschender Sehnsucht im Wendepunkt des Vergessens. Nachtvögel verschwenden die Kraft ihres Schweigens für den kurzen, für den einmaligen Blick, mit dem eine Schlange ihr Opfer fesselt, wenn die Bewegung der Augenmuskeln im Rattern des Herzschlags erstickt, wenn der Klang sich auflöst im grimmigen Lächeln der Trommelfelle, wenn er unmißverständlich signalisiert, daß ich gefangen bin im Innern einer Glocke von der Größe dieses Planeten.

Die Erschütterung an den Schuhen ist nur Echo des wankenden Körpers: Schwarze Krumen zerbrechender Planken gleiten oben und unten vorbei; Ströme blendender Nachtmilch rinnen durch meine Kehle. Im Strudel der Erscheinungen bin ich selbst nur Erscheinung. Meine Augen durchzogen von Blattgerippen, grüne Luft auf den Deckeln der Kübel. Kisten vernagelt und Kisten zerbrochen, bin ich selbst aus Holz wie die Bäume. Meine Äste durchziehen das Erdreich, meine Wurzeln durchziehen das Luftreich; auf dem Rücken einer Fontäne reite ich weit hinunter bis an die Wasser aus Erdöl. Bin ich erschöpft, schmiere ich Asche in mein Kohlegesicht. Bekomme ich keine Luft mehr, wird die Beklemmung bestürzend – gebäre ich Knallgas, um frei zu sein.

Wieder stehengeblieben, wieder und wieder. Flutwellen sterbenden Lebens
quellen aus diesem Boden hervor, fluten die Wiesen, feuchten die Augen. Wo Blumengebinde den Händen entgleiten als über und überventilierte Räume des Erinnerns – von Reif überzogen – sind mir die Hände gebunden. Jedes Noch-Nicht ein Nicht-Mehr, jedes Bild des Gewesenen ein Blitz in der Hirnhaut. Die Erschütterungen des Planeten auf seiner langgestreckten, auf seiner gebogenen Umlaufbahn fahlgrau kondensiert in den blutroten Krampf eines Muskelzuckens, nicht jetzt und nicht hier.

Alte Sünden (1): Trägheit

Das Auge des Fernsehers schwarz
Der Klavierdeckel festgeklebt
Der Videorecorder kaputt
Der Teppich mit Staub überzogen
Das Kinderzimmer leer
Die Puppen liegen verstreut
Dem Schaukelpferd fehlt ein Steigbügel
Ein Mottenflügel zerbröselt
Die Fliege noch unversehrt
So wie ich auf meiner Couch

Pardon, kennen Sie Z-Bosonen?

Unvollendete Freya-Variation aus dem Nachlass.

SoKo-Kila war verliebt in Quaakie-Z. Unsterblich verliebt. Aber Quaakie verband sich fest mit Elektrouny. Das ist das ganze Drama. Am Anfang war noch Hoffnung, die sie trug. Die Normierungsoperationen im Eichfeld waren, obwohl als unterirdische Konstellation vollzogen – oh Loki, Loki mit den schnellen Augen, alte Schmalzlocke aus Capri-O – für den uneingeweihten Beobachter noch unsichtbar. Das Schöne am Drama: Eigentlich müssten alle wissen, was läuft. Aber wird es dieses Mal nicht ein wenig anders sein? Deshalb sind wir ja hier. Der Mann hinter den Kulissen lässt sich nicht in die Karten schauen. Er ist frei.

Oh Kila, Kila, was waren wir für ein schönes Paar, wir wanderten gemeinsam durch Wälder, Feld und Park. Ja Quaakie, mein Quaakie, so ging es lange, lange schon, es wollte und es sollte einfach nie zu Ende gehen. Aber dann kam sie, diese Ekeltusse mit dem Schokoschnörkel überm Knie … die schwache und die starke Kraft.

Das ist das ganze Drama. Die Zuschauer sind ein Fachpublikum. Sie verstehen die kleinste Regung der Körpergesichter zu deuten. Sie nehmen Anteil, Anteil, jeder will sich seinen Anteil nehmen am Tod des Organismus. Die Zuschauer erschaffen das Schicksal ihrer Helden. Das ist der Anteil der Beutel an der Teewerdung des Krauts. Und die Zeigefinger des Waldes dorren im Sturm zwischen den Masten. Oh Kila, Kila, Quaakie-Elektrouny ist gefangen in der starken Kraft, Lilo, was Kila nicht hat sollen oder wollen gedurft, Andorra und Kila, Kila und Tequila, mit Lilo wär das nicht passiert, ja, Oki-lo, aber obs dann wirklich besser ausgegangen wär?

SoKo-Kila war verliebt in Quaakie-Z. Tödlich verliebt. Aber Quaakie verband sich fest mit Elektrouny. Das ist das ganze Drama. Am Anfang war noch Hoffnung, die sie trug. Die Normierungsoperationen im Eichfeld waren, obwohl als unterirdische Konstellation vollzogen, für den uneingeweihten Beobachter noch unsichtbar. Die Chromodynamik war noch nicht erfunden, Gluonen galten als Ausdruck eines Eindrucks, und alle sahen, dass es gut war.

Radikalität

Sie ist einfach, jeder versteht sie.

Sie kommt aus dem Bauch eines Kindes.

Sie mag Honig und hat Angst vor Wespen.

Sie erschuf die Welt, den Gott wie auch das Paradies.

Sie erfand das Bienenwachs und machte aus Federn Flügel.

Sie dultet keinen Herrn neben sich, über sich oder unter sich.

Ihre blonde Seele steckt im Körper Schwarzafrikas.

Sie formte aus Ton Gesetzestafeln und zerbrach sie.

Mit dem Lächeln eines Buddha steckte sie Autos in Brand und zerschlug Schaufensterscheiben.

Sie liebt den Geruch der Ferne.

Sie ist gespalten wie die Welt, Axt und Richtblock in einem.

Doch ihr Blut versickert in der Erde, sobald sie die Augen aufschlägt.

Nur Traum

Ein neues Zeitalter hat begonnen. Niemand hat es gedacht, doch nun ist es da. Wie konnte es geschehen? Zuerst wurde das Rauchen verboten. Unter dem Vorwand der Gesundheitsprävention. Die Leute nahmen es hin und saßen fortan ohne ihren Glimmstengel in den Kneipen, glaubten, das wäre alles. Die Regierung fühlte sich ermutigt. Als nächstes war das Trinken dran. Nein, die Zustände wie während der Prohibition kehrten nicht wieder. Es gab es keinen Widerstand, keinen Untergrund. Die Leute waren so gesättigt und schwach, beschäftigt mit ihren Eigentumswohnungen und Kleinwagen, daß niemand auf die Idee kam, Schwarzbrennereien zu gründen. Um den Stoff für noch mehr Geld zu brennen. Es wäre eine phantastische Umverteilungsaktion geworden. Neue proletarische Kreise wären zur Elite aufgestiegen, erst in der Mafia, dann in der Regierung. All das blieb aus.

Stattdessen beschlossen die Oberen, schamlos mutig, das Fallenlassen von Papier auf die Straße unter Strafe zu stellen. Was wäre ein Gesetz ohne Strafen anderes als ein hornloses Nashorn? Binnen eines Jahres folgte die Wiedereinführung der Todesstrafe. Die Leute jubelten. Die Todesstrafe wollten sie schon immer zurück haben. Endlich wieder Köpfe rollen sehen. Die Todesstrafe gepaart mit dem universellen menschlichen Bedürfnis nach Sauberkeit und Ordnung auf der Straße entsprach vollkommen dem Volkswillen. Von wegen, Demokratie und Faschismus seien Gegensätze. Faschismus ist der vollendete Ausdruck der Demokratie, unverstellt, schrankenlos.

Ich erkenne an den gebohnerten, im staubigen Sonnenlicht glänzenden, menschenleeren Straßen, daß das neue Zeitalter ausgebrochen ist. Die Züge füllen sich mit Gesetzesbrechern; ich meine die Güterzüge. Der Bahnhofsvorsteher, der mir seit langem als freundlicher Kollege vertraut ist, lächelt. Jetzt hat er endlich alle Hände voll zu tun. Ich lächle zurück, denke, ich könnte, indem ich ihm helfe, das System unterminieren. Ich sehe die furchtsamen Gesichter in den Öffnungen und Ritzen der Waggons. Die lächelnde Visage des Bahnhofwarts. Die gespenstisch glänzenden leeren Straßen. Zur Demokratie gehört der Dreck, er zeugt vom Leben. Der Tod hat keine Zeugen. Nur den Bahnhofswart, der die Weichen so stellt, daß die Waggons direkt in den Schlund des Verbrennungsofens hineinrollen. Und mich, der mitmacht, um zu protestieren, zu sabotieren. Aber daraus wird nichts.

Einmal, wenn der Bahnhofsvorsteher eingeschlafen ist, stelle ich die Weiche um und manöviere den Zug auf ein Abstellgleis, hoffe, daß die uns zahlenmäßig haushoch überlegene Meute der zum Tode verurteilten Straßenbeschmutzer aufbegehren, uns überwältigen würde. Stattdessen blickt sie furchtsam, in Schreckstarre, durch die Ritzen im Holz und nichts geschieht. Sie fragt demütig, wann die Fahrt weitergehen würde. Ehe ich mich versehe, hat ein EU-Kommissar den Mißstand erkannt, ist hinzugeeilt, hat den Waggon in den Orkus gelotzt und mich von meiner wunderbaren Arbeitsstelle gefeuert. Beinahe wäre ich selbst vorm Tribunal gelandet und verurteilt worden.

Nautilus

Seit vielen Jahren kreuzt die Nautilus in den Meeren. Sie ist gewunden wie eine Spirale, früher ähnelte sie einer spitzen Zigarre. Kein Hafen steht unter ihrem Namen, ihr Heimathafen sind die Ozeane. Wenn sie einen Hafen anläuft und wir auf Große Liege gehen, so lasse ich die Luken für Neugierige öffnen. Ich zeige ihnen das Schiff und schildere das Rätsel: die Rufe der Wale, den Liebestanz der Seepferdchen, das Gift der Nesselquallen, den aufsteigenden Wasserqualm der Schwarzen Raucher, das Verschlucken der Kontinente, die schwarze Stille der Tiefsee. Oft bleibt jemand an Bord – fast jeder in meiner Besatzung schloss sich so der Suche an. Sie wissen, dass wir nichts finden werden.

Die Nautilus erreicht den Grund der See. Dort unten wächst das Leben langsamer als ein Gebirge. Das Witjastief ist längst nicht mehr der tiefste Ort. Aber der Borstenwurm, der dort schwebte, ist vielleicht noch derselbe. Der Teil des Meeres, den ich erkundet habe, ist so klein wie ein Sandkorn gegen den Himmel, und so groß wie ein Planet gegen eine Sternschnuppe. Ich habe Ruinen gefunden, von denen ich nicht sagen kann, ob sie die Überreste von Atlantis sind oder eine Laune der Natur. Ich habe Städte gesehen, deren Bewohner ich nicht erkannte und deren Häuser ich nicht zählen konnte. Andere Städte trieben in der Strömung und hatten weder Häuser noch Straßen. Ich habe Metropolen entdeckt, von denen ich nicht weiß, ob sie Städte waren oder Wiederholungen einer einzigen Struktur. Vielleicht wächst auch die Zeit hier anders, und die Nautilus ist hier unten eine von ihrer Hülle begrenzte kausale Wirklichkeit, umgeben von komplexeren Zeitlichkeiten. Sie ist nichts weiter als ein Sonderfall in der Ganzheit. Aber das eigene Schiff zur Ausnahme zu erklären ist derselbe Fehler, wie die Erde zum Mittelpunkt der Welt zu erheben. Es ist vielleicht nur wenig besser, wenn ich unsere Wirklichkeit einen Einzelfall nenne, der von unendlich vielen weiteren Einzelfällen umgeben ist. Jeder dieser Einzelfälle ist, ich kann keine Gewissheit darüber haben, eine Welt mit eigenen Gesetzen.

Ich weiß, dass alles die Schrift ist. Die Städte sind die Schrift, das blaue Licht unter der Meeresoberfläche, die gewaltigen Seebeben, die lebensreichen Korallenriffe, die uralten Quastenflosser, auch die Nautilus. Ich kann die Schrift nicht lesen. Kein Zeichen scheint sich zu wiederholen, jeder Buchstabe ist nur einmal vorhanden. Ich habe es aufgegeben nach einer Grammatik zu suchen, nach einem Muster, nach irgendeiner Form einer Ordnung. Die ich gefunden hatte, musste ich verwerfen, letztlich war es immer meine Ordnung und nie die der Schrift. Keiner meiner plumpen Versuche war der unendlichen Mannigfaltigkeit auch nur ansatzweise angemessen. Die Schrift wandelt sich. Sie ist schneller geschrieben und wieder ausgelöscht, als ich sie verstehen kann. Ich weiß, es ist vermessen, die ganze Schrift lesen zu wollen, doch ohne dieses Ziel hat die Suche keinen Sinn. Manchmal, in Momenten höchster Konzentration, verstehe ich ein oder zwei Zeichen. Dann sehe ich einen gewaltigen zarten Klang, höre eine Farbe, dir mir noch nicht einmal in meinen Träumen begegnet ist. Ich habe hier die Wörter «sehen» und «Klang», «hören» und «Farbe» benutzt, aber ich weiß, dass keines dieser Worte das Verstehen der Schrift beschreibt. Wenn ich sage, dass die Schrift klingt wie eine klackende Tastatur, und dieser Gedanke kam mir, leider, dann begehe ich wieder den alten Fehler. Es gibt keine geeignete Methode, mein kurzes Verstehen mitzuteilen, weil die gemeinsame Erfahrung fehlt, die die Voraussetzung allen Verstehens ist.

Selten habe ich Gelegenheit, die Schrift zu studieren. Kaum eine Woche vergeht, in der nicht irgendein Gerät sich für eine Aufgabe schlecht geeignet zeigt oder ausfällt. Entweder lasse ich es reparieren, auswechseln, oder ich konstruiere es ganz neu. Es ist nicht einfach, etwas an der Nautilus zu verändern, selbst wenn es nur eine Schraube ist. Jede Verbesserung hat Auswirkungen auf die Balance des Systems und zieht weitere Änderungen nach sich. Ich muss versuchen, alle möglichen Folgen eines noch so kleinen Umbaus bereits vorher abzuschätzen. Jede Änderung kann sich leicht zu einer Gefahr für die Nautilus entwickeln. Einmal ausgeführt, ist es fast unmöglich eine Änderung wieder zurückzunehmen. Ich habe schon erwähnt, dass die Nautilus früher die Form einer spitzen Zigarre hatte. Damals schien es mir wichtig, möglichst schnell durch das Wasser zu stoßen. Später war mir anderes bedeutsam, darum windet sie sich heute über meinem Panoramafenster. Um die neuen Probleme zu lösen, arbeite ich an einer neuen Form, vielleicht wird die Nautilus in den nächsten Jahren zu einem Dodekaeder. Betrachte ich die Entwicklung der Nautilus über die Jahrzehnte, so muss ich zugeben, dass es keine neuen Teile auf der Nautilus gibt. Was früher der Bug war, ist jetzt das Heck. Mit dem begrenzten Material schaffe ich die Nautilus, die ich gerade brauche. Ich träume von einem vollkommenen Schiff, das alle bekannten und noch unbekannten Anforderungen erfüllt. Aber ich weiß, dass ich bis zum Ende meiner Tage auf die Nautilus angewiesen bin.

Romantisches Sujet

für Elisa

Weder Caspar David Friedrich noch Alexander Sergejewitsch Puschkin waren je auf

Island. Deshalb können sie auch nicht Valahnúkur gesehen haben, Felsklippe

mit grünem Schopf, Nordpunk im Atlantik: Das Geheimnis dieses Ortes

schwankt zwischen Golfstrombewegung und Grönlandpassage, ausgleichendem

Fluss durch die Weltmeere und Gegenstromprinzip auf Willensbasis, das

von der Schneeschmelze bis zum Hochofen tausend Sekunden mit dem Klappern zweier

Kochtopfdeckel zu füllen versteht. Auf dieser Klippe steht ein Mensch & sieht

die vielen Federn, die vom Vulkanschopf unter seinen Füßen eingefangen werden:

Ja, immer mehr Federn, bis es reicht – dann wird kurz die Erde erzittern, ein

Knall, und wir heben ab zum Flug Richtung Mond.

Der Atem einer Ärztin : dicht

Der Atem einer Ärztin : dicht

am Ohr : ein tiefes Schniefen

Keuchen : Flüstern : das sagt

nichts : vor allem : bilde

dir nichts ein : auf ihre kalte

Nase : hinterm Ohr

holt sie sich Wärme

nicht bei dir : das war’s

das war es nicht : sie tanzt

& zieht dich auf’s Parkett

die keusche : einst

tanzte sie Ballett : wildledern

ihre Stiefel & ihre Füße

setzt sie nach deinen

laienhaften Schritten : schweigt

& spricht : springt & schleicht

ein Kichern huscht übers Holz

& holt dich zurück auf den Boden

Bär : l : in : Aale

Verloren ist der Tag an einen kahlen
Zweig : kontrastreich stachelt er ins Abendrot
auf meinem Teller tummeln sich die Zahlen
die Schornsteine am Horizont : sie fallen aus dem Lot

Die Nacht ist kurz mit Liebe & Verbrechen
du hast es nicht gehalten : dein tödliches Versprechen
abgewirtschafteten Spelunken fliehst du in die Arme
& rettest deinen kalten Arsch ins Warme

Aus allen Wettbewerben bist du ausgeschieden
Glanz & Gloria marschiern : an dir vorbei
Krieg meinen sie & sagen Frieden
du bist schon lange satt : vom Augen-Ohren-Brei

Die Kunst : sie ist zu Nachrichten verkommen
du hast dich mit dem Bissen übernommen
zu sagen hast du nichts : drehst dich im Kreis
auf deiner Schläfe steht ein Tropfen Schweiß

Langsames Erwachen

Kein Erwachen, nur das Aufschlagen der Augen.

Kein Augenöffnen, nur die Feststellung des Daseienden.

Keine Feststellungen, nur Beschreibung des Augenblicks mit Tautropfen im Nebel.

Keine Beschreibung, nur Benennung von etwas, das als Ganzes nicht zu sehen ist.

Ja noch nicht einmal Benennung: als ob Worten ein gemeinsamer Nenner eigen wäre, so ein Tropfengesicht unter der nicht sichtbaren Sonne im Licht.

Und dennoch – etwas geschieht. Die Worte wollen nicht bleiben, wo sie sind. Die Worte müssen sich bewegen, und der Nebel um sie herum bewegt

Sich mit. Und dennoch. Langsames Erwachen. Ich denke an Paul Celan & sage halblaut zu mir selbst: Guten Morgen.

Ma Bohème

Das Leben drückte mir
einen süßen Judaskuss auf die Lippen –
mir Unwürdigem,
der schon im Schatten des Kreuzes
fröstelte.
So tauschte ich
Jünger gegen Jünglinge
und verschacherte das große Buch
gegen ein Lustspiel.

Das Leben schloss mich
schon vor der Erkenntnis
aus dem Paradiese aus;
nicht mal ein kurzer Blick
war mir vergönnt.
Aber ich, verkommener Engel
entsage dieser trüben Hoffnung.

Das Leben ist verdammt
teuer, wenn man überlegt,
womit Eva einen Apfel
oder Prometheus einen Funken
bezahlen musste.
Und ich, dekadenter Tor,
verschwende munter
große Worte.

Als der Mond von Osten auf die Erde herabschien

Odysseus an Penelope

O Schmerzvermählte, in Ewigkeit

Wartende, als Mutter eines Traums

Wie ein wolkiger Himmel über der

Wüste, deren Durst die reine Idee

Des Durstes weit noch überstiege:

Wasserfrau an der Seite des Meers,

Ich kann deine Träume jauchzen

hören im bauchigen Weltall des

Donnernden Berges, dessen Stimme

den Erdklang trägt inmitten

Aller Stimmung, dessen Grollen

den Himmelsgeist befällt wie

Die Umlaufkraft einen planetarischen

Pilger, meine Nichtgekannte – deine e-

Lektrostatischen Schuppen geglättet

unterm Tagwerk der Arme & mit

Augen aus Mondsichelhirse bei

Tage die Ernte hilfloser Worte ein-

Bringend, ich murmele für dich.

… mit besten Grüßen, Thomas B. Fragment

„Zwei Dinge erfüllen das Gemüt mit immer neuer und zunehmender Bewunderung und Ehrfurcht, je öfter und anhaltender sich das Nachdenken damit beschäftigt: Der bestirnte Himmel über mir, und das moralische Gesetz in mir. Beide darf ich nicht als in Dunkelheiten verhüllt, oder im Überschwenglichen, außer meinem Gesichtskreise, suchen und bloß vermuten; ich sehe sie vor mir und verknüpfe sie unmittelbar mit dem Bewußtsein meiner Existenz. Das erste fängt von dem Platze an, den ich in der äußern Sinnenwelt einnehme, und erweitert die Verknüpfung, darin ich stehe, ins Unabsehlich-Große mit Welten über Welten und Systemen von Systemen, überdem noch in grenzenlose Zeiten ihrer periodischen Bewegung, deren Anfang und Fortdauer. Das zweite fängt von meinem sichtbaren Selbst, meiner Persönlichkeit, an, und stellt sich in einer Welt dar, die wahre Unendlichkeit hat, aber nur dem Verstande spürbar ist, und mit welcher (dadurch aber auch zugleich mit allen jenen sichtbaren Welten) ich mich, nicht wie dort, in bloß zufälliger, sondern allgemeiner und notwendiger Verknüpfung erkenne. Der erstere Anblick einer zahllosen Weltenmenge vernichtet gleichsam meine Wichtigkeit, als eines tierischen Geschöpfs, das die Materie, daraus es ward, dem Planeten (einem bloßen Punkt im Weltall) wieder zurückgeben muß, nachdem es eine kurze Zeit (man weiß nicht wie) mit Lebenskraft versehen gewesen. Der zweite erhebt dagegen meinen Wert, als einer Intelligenz, unendlich, durch meine Persönlichkeit, in welcher das moralische Gesetz mir ein von der Tierheit und selbst von der ganzen Sinnenwelt unabhängiges Leben offenbart, wenigstens so viel sich aus der zweckmäßigen Bestimmung meines Daseins durch dieses Gesetz, welche nicht auf Bedingungen und Grenzen dieses Lebens eingeschränkt ist, sondern ins Unendliche geht, abnehmen läßt.“

( x : y , Leipzig 1989 , S. 191 f. )

 Und ich versuchte Tireisias zu erklären, wie denn der Sternenhimmel aussähe. Da lachte er … Ich aber, Ödipus, schwieg.

Kannst du es rauschen hör’n im Weiß der Dinge, soo Zungenspitze aus dem Rückenmark?

[Versuch einer Bestimmung der Grenze(n), welche die bekannte und unbekannte Welt durchzieht bzw. formen / erster Versuch]

http://www.jens-rosch.de/plan214.htm

Die Frage nach der literarischen Verwandtschaft von Film und Dichtung bzw. Roman und Sujet – was ist das Allgemeine der Geschichte, was das Besondere am bindungsfähigen Bild-Wort? – führt auf das Problem zu bestimmen, welche als Spur erinnerbare weil spontan erkennbare Linien (im Sinne des Fließens von Aufmerksamkeit) sich im sogenannten Unendlichen treffen und welche nicht. Oder anders gefragt: Welches Außen ist das innen der Geschichte, dem ich als Er sein Leben sowohl zu entreißen als auch zu überantworten hätte? Mikro- und Makrokosmos in der Suche nach Einheit & Gestalt, Welt der Gespenster oder Träume im Tag_Nacht_Schema der Wahrnehmung, vielleicht das Krieg-Frieden-Schicksal / „Liebe“…

Jede Antwort hätte das spezifische Problem mit solchen Worten zu formulieren, die im Prinzip jeder versteht: Inszenierung von Gestalt, von intuitivem Verstehen … Und vielleicht erst später! Besser zumindest als ein zu schnelles Verstehen, so wie der Tod immer noch ein weit verbreitetes Klischee ist und förmlich nach Auferstehung schreit:- O Werther, Werther;

„toter Indianer, Kuckucksnest.“

Jewgeni Jessenin: Visuelle Anapäste

Ah, ein goldenes Blätterkreiseln + Auf den rosigen Wassern des Teichs, ++ Gerade so wie ein Schmetterlingsschwarm + Seine Lebensziele erreicht.

Hemmungslos heut verliebt in den Abend, + Nah beim Herzen verfällt gelber Grund. ++ Schlanker Wind – ewig Himmelsflüchter, – + Fährt der Birke mit Macht in den Mund.

– Und die Seele so kühl wie das Tal, + Schäfchenblau dämmert Staub in der Ferne, ++ Bis es aufschimmert und verklingt + Dicht am Ohr so als Sternenglöckchen.

Habe bisher noch nie so verhalten + Auf den weisen Körper gehört, – ++ Buh, wie weit doch die Trauerweide + Ihre Wurzeln ins Rosige streckt.

Ou, wie gut wär’s als Heuschoberlächeln + In ’nem Mondgesicht Gras zu zerkaun… ++ Wo nur, wo bist du – stille Freude, – + Die das Weltall liebt, die nichts will?

Aber die Erde ist doch negativ aufgeladen

Frei flottierende Subjekte, keine

Subjekte, nein, ein einziges

Prädikat: negativ aufgeladen.

Früh mit dem Licht unter der

Regenrinne in ewigdauerndem

Hinabfallen, begriffen als Sequenz

Idylle? Beruhigung, Horror?

Aber versehen, kaum versehen

Mit neuen Attributen: Hans, Max,

Paul & Paula – alle im Haus.

Hier draußen zuckt es manchmal

Am Himmel, Gedanken auf der

Flucht, welches Hirn

Werden sie heute wohl treffen?

Tauschwert

for  cry  &  vici

Mein Schwert aus Tau hat dem Morgen seinen Kopf abgeschlagen. Nun sitzt er als blutloser Fleischberg vor den Felsen aus Erinnerung.

Mein Schwert aus Tau hat die salzige Schneide deiner Tränen, vergossen in den langen Nächten, da der Neumond begann, sich seiner Lichtlosigkeit zu schämen.

Das Schwert aus Tau – ich habe es gestern auf einer Wiese liegen gelassen & mit diesem Akt der Selbstentwaffnung dem Erstbesten geschenkt – blinkt nun mit der Schneide seiner Halme kühl in den Morgendämmerungen des Frühlings.

Frühe Prosaskizzen, Jugendsünden

Frühe Prosaskizzen 

Die Tür steht halboffen, ich gehe hinein. Dort liegt er, auf der Jugendstilcouch. Sein Kopf mit dem vollen nackenlangen Haar ruht in seiner Handfläche. Er scheint nicht zu schlafen. Die andere Hand hält ein Buch mit zwei Fingern zwischen den Seiten. Es knistert leise. „Warum schaust du nicht? Hast du mich nicht kommen hören?“ Ich gehe noch zwei oder drei Schritte auf ihn zu. Ich höre meine roten Schuhe auf dem Parkett: klick-klack. – „Du Narzist!“ Ich sehe auf die Hand, die das Buch hält. Wunderschön, schlank ist sie wie die Aubrey Beardlsleys oder wie die eines Pianisten. Die soviel Leidenschaft in sich birgt, wirkt jetzt so kühl und stilisiert als wäre sie von Marmor. „Ich weiß du schläfst nicht!“ Auf dem Tisch steht eine Jugendstilvase, in ihr eine gelbe, welkende Rose. Der Narzist sieht sie nicht. Er atmet nur ihren Duft und denkt, er müsse sich nun nicht mehr waschen: „Was kann so gut riechen wenn nicht ich?“ Dieser Zynismus, der mich zeitweilig überkommt, wenn er wie eine Statue daliegt, total anämisch, und jede Leidenschaft in mir umbringt. Hassen kann ich nicht. Die Raserei der Küsse ist mir wohlbekannt, die des Hasses kaum. Ich kann nicht hassen. Ich kann nur genauso kalt sein wie er. Träge und kalt wie blaues Glas. Wie das blaue Glas der Vase. „Wirf die Vase nicht um, beweg’ dich nicht! Laß mich deine Kälte fühlen!“  

(1988)  

Als ich viel später, so lange danach, den Raum durch die immer noch weit offen stehende Tür betrete, ist es still. Beinahe unnahbar still. Die Stille ist zu einer festen Form geworden und nichts deutet mehr auf irgend etwas hin, das zu einer anderen Zeit hätte gewesen sein können. Nichts – außer den vielen sinnlos verschütteten und zerbrochenen Überresten, die irgendwann einmal ein nicht mehr bestimmbares Ganzes gewesen sein müssen, jedes mit seiner individuellen Funktion. Doch diese verstreuten Fetzen sagen nichts mehr darüber aus. … Dieses Zimmer scheint zu atmen und ich weiß, ich weiß … es ist mir, als wäre ich nicht mehr allein hier. Denn diesem Zimmer ist ein bestimmter Gedanke zugeordnet, eine Idee, eine Stimmung. Eine Person? Die ganze Zeit davor, vor dem Moment meines Eintretens, wußte ich es. Es war kalt in den anderen Zimmern, mir war es kalt dort, und das so tief im Sommer, in den grellsten Stunden des Tages. Der Sommer war doch heiß. Ich würde dort sein, wären meine Visionen Realität…

Ironisches Mundzucken. Eine Betrachtungsweise.

„I won’t bore you with the detail, baby…“

Die Mundwinkel meines Freundes waren jeweils ein Halbmond, und nur wenn sie aus irgendeinem subtilen Grund ironisch zu zucken begannen, verbargen sich die kleinen Monde für Augenblicke hinter dem hochmütigen Rot der Lippen. 

„Wie leise dein Mund schon wieder zu zucken beginnt“, sinnierte ich, nachdem ich ihn eine Weile im Halbschatten der wogenden Platanen betrachtet hatte. „Was für ein Gedanke ist es nur, der deine schönen und für manchen Gespielen zu blasiert erscheinenden Lippen in solch zarte Bewegungen versetzt? Du wirst ihn mir doch verraten, nicht wahr? Spätestens dann, wenn der Schatten der am tiefsten hängenden Zweige den Bogen deiner Nase berührt.“

Mein Mund ist Vollmond. Ich bin eine Frau. Frauen haben viele Münder – winzige Polypen oder Schnecken, an den entlegensten Teilen des Körpers. Nicht selten führen sie nach innen. Doch davon möchte ich heute nicht erzählen, auch wenn es manchen vielleicht reizt und es darüber eine Menge Wissenswertes zu berichten gibt. Das wird zuvor sehr sorgfältig ausgewählt. Weiche saugende Rundporen oder längliche zuckenden Schlangenzungen sind der Männer Sache nämlich nicht. Einige wenige haben jedoch die entscheidende Winkelkrümmung um den Mund herum und dürfen mir bei Gelegenheit eine mehr oder minder schamlose Sottise zuflüstern.

abg

welcher könig hat hier +++ gehaust : durch die zerbrochnen scheiben +++ faucht der sturm : hier kannst du +++ dame sein : oder ass : das ist die frage +++ hier drehst du auf dem rad deine runden +++ deine lakeien sind fortgerannt : kein geschäft +++ geht gut : außer der senfladen dort +++ in der ecke : verschwinden wir +++ raus +++ fauchst du & meinst den süßen duft der brach +++ liegenden felder : in den furchen bricht sich der gold +++ glanz des untergangs : wir treten +++ in die pedale : um der finsternis zuvor +++ zu kommen

Weltuntergang

Gerade eben hat Thor Baldur erschlagen.

Der Regen nimmt unmerklich zu.

Die gesprochenen Sätze der Mutter-

Sprache gehen ungewollt in eine

Versform über, das bleierne

Drücken in der Brust –

Zittern der lebendigen Körper wie vor einem

Vulkanausbruch & Schweigen aller Steine

In den unbedeutsamsten Tonarten

Des Windes – verweist auf

Den ewigen Fortgang der Dinge,

Im Volksmund Hölle genannt:

Nach dem nächsten Beben der Sinne

Werden die Bedeutungen zu ver-

Wittern anfangen & Augen-

Blick für Blick zer-

Fallen, bis nichts mehr bleibt als

Ein Mund zwischen Ohren im Sturm.

früher : erfrorener

vom Reif bedeckt : ein Zeichen ersehnter +++ Kälte : der Morgen steigt kuglig aus den weißen +++ Hügeln empor : wie früher : erfrorener +++ Winter : niemand sehnt sich nach dir +++ Sehnen : unaussprechliches Wort +++ neuromantisch : unmöglich +++ der Morgen kugelt über die Hügel : als wäre keine Zeit +++ vergangen : keine Epoche : seit Arnim +++ die Winter leuchten warm : im Morgenlicht

Die Säulen des Herakles

Nun steht der Mensch am Rand derWelt, vor sich das Meer in all seinerPracht & hinter sich das menschliche

Unglück: „Wer bin ich“, fragt

Des Kopfes Stimme, fragt eine

Stimme aus dem Loch, „wo

geht es hin auf dieser Reise?“ –

Die Wellen schäumen krachend & kalt,

der Globus im Kopf faßt keinen Fluß

Mehr, ohne den Grund einer Wellen-

bewegung hat nicht ‚mal das Fragen

Seinen tragenden Rhythmus, von

Bö zu Bö springt die ziehende Herde, Ge-

Danken – o Himmel! – mit Ziegenhörnern

gaukeln den Schiffern ihr Mutter-

Haus vor: „Hier steh‘ ich, jung“, ein

Gemäuer von Säulen wie Riesen-

Schenkel in die Erde gerammt, „- so

mußt auch du stehn, bist du erstmal

Verständig, Junges!“ – dann brüllte der Ozean.