Bär : l : in : Aale

Verloren ist der Tag an einen kahlen
Zweig : kontrastreich stachelt er ins Abendrot
auf meinem Teller tummeln sich die Zahlen
die Schornsteine am Horizont : sie fallen aus dem Lot

Die Nacht ist kurz mit Liebe & Verbrechen
du hast es nicht gehalten : dein tödliches Versprechen
abgewirtschafteten Spelunken fliehst du in die Arme
& rettest deinen kalten Arsch ins Warme

Aus allen Wettbewerben bist du ausgeschieden
Glanz & Gloria marschiern : an dir vorbei
Krieg meinen sie & sagen Frieden
du bist schon lange satt : vom Augen-Ohren-Brei

Die Kunst : sie ist zu Nachrichten verkommen
du hast dich mit dem Bissen übernommen
zu sagen hast du nichts : drehst dich im Kreis
auf deiner Schläfe steht ein Tropfen Schweiß

Langsames Erwachen

Kein Erwachen, nur das Aufschlagen der Augen.

Kein Augenöffnen, nur die Feststellung des Daseienden.

Keine Feststellungen, nur Beschreibung des Augenblicks mit Tautropfen im Nebel.

Keine Beschreibung, nur Benennung von etwas, das als Ganzes nicht zu sehen ist.

Ja noch nicht einmal Benennung: als ob Worten ein gemeinsamer Nenner eigen wäre, so ein Tropfengesicht unter der nicht sichtbaren Sonne im Licht.

Und dennoch – etwas geschieht. Die Worte wollen nicht bleiben, wo sie sind. Die Worte müssen sich bewegen, und der Nebel um sie herum bewegt

Sich mit. Und dennoch. Langsames Erwachen. Ich denke an Paul Celan & sage halblaut zu mir selbst: Guten Morgen.

Ma Bohème

Das Leben drückte mir
einen süßen Judaskuss auf die Lippen –
mir Unwürdigem,
der schon im Schatten des Kreuzes
fröstelte.
So tauschte ich
Jünger gegen Jünglinge
und verschacherte das große Buch
gegen ein Lustspiel.

Das Leben schloss mich
schon vor der Erkenntnis
aus dem Paradiese aus;
nicht mal ein kurzer Blick
war mir vergönnt.
Aber ich, verkommener Engel
entsage dieser trüben Hoffnung.

Das Leben ist verdammt
teuer, wenn man überlegt,
womit Eva einen Apfel
oder Prometheus einen Funken
bezahlen musste.
Und ich, dekadenter Tor,
verschwende munter
große Worte.

Als der Mond von Osten auf die Erde herabschien

Odysseus an Penelope

O Schmerzvermählte, in Ewigkeit

Wartende, als Mutter eines Traums

Wie ein wolkiger Himmel über der

Wüste, deren Durst die reine Idee

Des Durstes weit noch überstiege:

Wasserfrau an der Seite des Meers,

Ich kann deine Träume jauchzen

hören im bauchigen Weltall des

Donnernden Berges, dessen Stimme

den Erdklang trägt inmitten

Aller Stimmung, dessen Grollen

den Himmelsgeist befällt wie

Die Umlaufkraft einen planetarischen

Pilger, meine Nichtgekannte – deine e-

Lektrostatischen Schuppen geglättet

unterm Tagwerk der Arme & mit

Augen aus Mondsichelhirse bei

Tage die Ernte hilfloser Worte ein-

Bringend, ich murmele für dich.

… mit besten Grüßen, Thomas B. Fragment

„Zwei Dinge erfüllen das Gemüt mit immer neuer und zunehmender Bewunderung und Ehrfurcht, je öfter und anhaltender sich das Nachdenken damit beschäftigt: Der bestirnte Himmel über mir, und das moralische Gesetz in mir. Beide darf ich nicht als in Dunkelheiten verhüllt, oder im Überschwenglichen, außer meinem Gesichtskreise, suchen und bloß vermuten; ich sehe sie vor mir und verknüpfe sie unmittelbar mit dem Bewußtsein meiner Existenz. Das erste fängt von dem Platze an, den ich in der äußern Sinnenwelt einnehme, und erweitert die Verknüpfung, darin ich stehe, ins Unabsehlich-Große mit Welten über Welten und Systemen von Systemen, überdem noch in grenzenlose Zeiten ihrer periodischen Bewegung, deren Anfang und Fortdauer. Das zweite fängt von meinem sichtbaren Selbst, meiner Persönlichkeit, an, und stellt sich in einer Welt dar, die wahre Unendlichkeit hat, aber nur dem Verstande spürbar ist, und mit welcher (dadurch aber auch zugleich mit allen jenen sichtbaren Welten) ich mich, nicht wie dort, in bloß zufälliger, sondern allgemeiner und notwendiger Verknüpfung erkenne. Der erstere Anblick einer zahllosen Weltenmenge vernichtet gleichsam meine Wichtigkeit, als eines tierischen Geschöpfs, das die Materie, daraus es ward, dem Planeten (einem bloßen Punkt im Weltall) wieder zurückgeben muß, nachdem es eine kurze Zeit (man weiß nicht wie) mit Lebenskraft versehen gewesen. Der zweite erhebt dagegen meinen Wert, als einer Intelligenz, unendlich, durch meine Persönlichkeit, in welcher das moralische Gesetz mir ein von der Tierheit und selbst von der ganzen Sinnenwelt unabhängiges Leben offenbart, wenigstens so viel sich aus der zweckmäßigen Bestimmung meines Daseins durch dieses Gesetz, welche nicht auf Bedingungen und Grenzen dieses Lebens eingeschränkt ist, sondern ins Unendliche geht, abnehmen läßt.“

( x : y , Leipzig 1989 , S. 191 f. )

 Und ich versuchte Tireisias zu erklären, wie denn der Sternenhimmel aussähe. Da lachte er … Ich aber, Ödipus, schwieg.

Kannst du es rauschen hör’n im Weiß der Dinge, soo Zungenspitze aus dem Rückenmark?

[Versuch einer Bestimmung der Grenze(n), welche die bekannte und unbekannte Welt durchzieht bzw. formen / erster Versuch]

http://www.jens-rosch.de/plan214.htm

Die Frage nach der literarischen Verwandtschaft von Film und Dichtung bzw. Roman und Sujet – was ist das Allgemeine der Geschichte, was das Besondere am bindungsfähigen Bild-Wort? – führt auf das Problem zu bestimmen, welche als Spur erinnerbare weil spontan erkennbare Linien (im Sinne des Fließens von Aufmerksamkeit) sich im sogenannten Unendlichen treffen und welche nicht. Oder anders gefragt: Welches Außen ist das innen der Geschichte, dem ich als Er sein Leben sowohl zu entreißen als auch zu überantworten hätte? Mikro- und Makrokosmos in der Suche nach Einheit & Gestalt, Welt der Gespenster oder Träume im Tag_Nacht_Schema der Wahrnehmung, vielleicht das Krieg-Frieden-Schicksal / „Liebe“…

Jede Antwort hätte das spezifische Problem mit solchen Worten zu formulieren, die im Prinzip jeder versteht: Inszenierung von Gestalt, von intuitivem Verstehen … Und vielleicht erst später! Besser zumindest als ein zu schnelles Verstehen, so wie der Tod immer noch ein weit verbreitetes Klischee ist und förmlich nach Auferstehung schreit:- O Werther, Werther;

„toter Indianer, Kuckucksnest.“

Jewgeni Jessenin: Visuelle Anapäste

Ah, ein goldenes Blätterkreiseln + Auf den rosigen Wassern des Teichs, ++ Gerade so wie ein Schmetterlingsschwarm + Seine Lebensziele erreicht.

Hemmungslos heut verliebt in den Abend, + Nah beim Herzen verfällt gelber Grund. ++ Schlanker Wind – ewig Himmelsflüchter, – + Fährt der Birke mit Macht in den Mund.

– Und die Seele so kühl wie das Tal, + Schäfchenblau dämmert Staub in der Ferne, ++ Bis es aufschimmert und verklingt + Dicht am Ohr so als Sternenglöckchen.

Habe bisher noch nie so verhalten + Auf den weisen Körper gehört, – ++ Buh, wie weit doch die Trauerweide + Ihre Wurzeln ins Rosige streckt.

Ou, wie gut wär’s als Heuschoberlächeln + In ’nem Mondgesicht Gras zu zerkaun… ++ Wo nur, wo bist du – stille Freude, – + Die das Weltall liebt, die nichts will?

Aber die Erde ist doch negativ aufgeladen

Frei flottierende Subjekte, keine

Subjekte, nein, ein einziges

Prädikat: negativ aufgeladen.

Früh mit dem Licht unter der

Regenrinne in ewigdauerndem

Hinabfallen, begriffen als Sequenz

Idylle? Beruhigung, Horror?

Aber versehen, kaum versehen

Mit neuen Attributen: Hans, Max,

Paul & Paula – alle im Haus.

Hier draußen zuckt es manchmal

Am Himmel, Gedanken auf der

Flucht, welches Hirn

Werden sie heute wohl treffen?

Tauschwert

for  cry  &  vici

Mein Schwert aus Tau hat dem Morgen seinen Kopf abgeschlagen. Nun sitzt er als blutloser Fleischberg vor den Felsen aus Erinnerung.

Mein Schwert aus Tau hat die salzige Schneide deiner Tränen, vergossen in den langen Nächten, da der Neumond begann, sich seiner Lichtlosigkeit zu schämen.

Das Schwert aus Tau – ich habe es gestern auf einer Wiese liegen gelassen & mit diesem Akt der Selbstentwaffnung dem Erstbesten geschenkt – blinkt nun mit der Schneide seiner Halme kühl in den Morgendämmerungen des Frühlings.

Frühe Prosaskizzen, Jugendsünden

Frühe Prosaskizzen 

Die Tür steht halboffen, ich gehe hinein. Dort liegt er, auf der Jugendstilcouch. Sein Kopf mit dem vollen nackenlangen Haar ruht in seiner Handfläche. Er scheint nicht zu schlafen. Die andere Hand hält ein Buch mit zwei Fingern zwischen den Seiten. Es knistert leise. „Warum schaust du nicht? Hast du mich nicht kommen hören?“ Ich gehe noch zwei oder drei Schritte auf ihn zu. Ich höre meine roten Schuhe auf dem Parkett: klick-klack. – „Du Narzist!“ Ich sehe auf die Hand, die das Buch hält. Wunderschön, schlank ist sie wie die Aubrey Beardlsleys oder wie die eines Pianisten. Die soviel Leidenschaft in sich birgt, wirkt jetzt so kühl und stilisiert als wäre sie von Marmor. „Ich weiß du schläfst nicht!“ Auf dem Tisch steht eine Jugendstilvase, in ihr eine gelbe, welkende Rose. Der Narzist sieht sie nicht. Er atmet nur ihren Duft und denkt, er müsse sich nun nicht mehr waschen: „Was kann so gut riechen wenn nicht ich?“ Dieser Zynismus, der mich zeitweilig überkommt, wenn er wie eine Statue daliegt, total anämisch, und jede Leidenschaft in mir umbringt. Hassen kann ich nicht. Die Raserei der Küsse ist mir wohlbekannt, die des Hasses kaum. Ich kann nicht hassen. Ich kann nur genauso kalt sein wie er. Träge und kalt wie blaues Glas. Wie das blaue Glas der Vase. „Wirf die Vase nicht um, beweg’ dich nicht! Laß mich deine Kälte fühlen!“  

(1988)  

Als ich viel später, so lange danach, den Raum durch die immer noch weit offen stehende Tür betrete, ist es still. Beinahe unnahbar still. Die Stille ist zu einer festen Form geworden und nichts deutet mehr auf irgend etwas hin, das zu einer anderen Zeit hätte gewesen sein können. Nichts – außer den vielen sinnlos verschütteten und zerbrochenen Überresten, die irgendwann einmal ein nicht mehr bestimmbares Ganzes gewesen sein müssen, jedes mit seiner individuellen Funktion. Doch diese verstreuten Fetzen sagen nichts mehr darüber aus. … Dieses Zimmer scheint zu atmen und ich weiß, ich weiß … es ist mir, als wäre ich nicht mehr allein hier. Denn diesem Zimmer ist ein bestimmter Gedanke zugeordnet, eine Idee, eine Stimmung. Eine Person? Die ganze Zeit davor, vor dem Moment meines Eintretens, wußte ich es. Es war kalt in den anderen Zimmern, mir war es kalt dort, und das so tief im Sommer, in den grellsten Stunden des Tages. Der Sommer war doch heiß. Ich würde dort sein, wären meine Visionen Realität…

Ironisches Mundzucken. Eine Betrachtungsweise.

„I won’t bore you with the detail, baby…“

Die Mundwinkel meines Freundes waren jeweils ein Halbmond, und nur wenn sie aus irgendeinem subtilen Grund ironisch zu zucken begannen, verbargen sich die kleinen Monde für Augenblicke hinter dem hochmütigen Rot der Lippen. 

„Wie leise dein Mund schon wieder zu zucken beginnt“, sinnierte ich, nachdem ich ihn eine Weile im Halbschatten der wogenden Platanen betrachtet hatte. „Was für ein Gedanke ist es nur, der deine schönen und für manchen Gespielen zu blasiert erscheinenden Lippen in solch zarte Bewegungen versetzt? Du wirst ihn mir doch verraten, nicht wahr? Spätestens dann, wenn der Schatten der am tiefsten hängenden Zweige den Bogen deiner Nase berührt.“

Mein Mund ist Vollmond. Ich bin eine Frau. Frauen haben viele Münder – winzige Polypen oder Schnecken, an den entlegensten Teilen des Körpers. Nicht selten führen sie nach innen. Doch davon möchte ich heute nicht erzählen, auch wenn es manchen vielleicht reizt und es darüber eine Menge Wissenswertes zu berichten gibt. Das wird zuvor sehr sorgfältig ausgewählt. Weiche saugende Rundporen oder längliche zuckenden Schlangenzungen sind der Männer Sache nämlich nicht. Einige wenige haben jedoch die entscheidende Winkelkrümmung um den Mund herum und dürfen mir bei Gelegenheit eine mehr oder minder schamlose Sottise zuflüstern.

abg

welcher könig hat hier +++ gehaust : durch die zerbrochnen scheiben +++ faucht der sturm : hier kannst du +++ dame sein : oder ass : das ist die frage +++ hier drehst du auf dem rad deine runden +++ deine lakeien sind fortgerannt : kein geschäft +++ geht gut : außer der senfladen dort +++ in der ecke : verschwinden wir +++ raus +++ fauchst du & meinst den süßen duft der brach +++ liegenden felder : in den furchen bricht sich der gold +++ glanz des untergangs : wir treten +++ in die pedale : um der finsternis zuvor +++ zu kommen

Weltuntergang

Gerade eben hat Thor Baldur erschlagen.

Der Regen nimmt unmerklich zu.

Die gesprochenen Sätze der Mutter-

Sprache gehen ungewollt in eine

Versform über, das bleierne

Drücken in der Brust –

Zittern der lebendigen Körper wie vor einem

Vulkanausbruch & Schweigen aller Steine

In den unbedeutsamsten Tonarten

Des Windes – verweist auf

Den ewigen Fortgang der Dinge,

Im Volksmund Hölle genannt:

Nach dem nächsten Beben der Sinne

Werden die Bedeutungen zu ver-

Wittern anfangen & Augen-

Blick für Blick zer-

Fallen, bis nichts mehr bleibt als

Ein Mund zwischen Ohren im Sturm.

früher : erfrorener

vom Reif bedeckt : ein Zeichen ersehnter +++ Kälte : der Morgen steigt kuglig aus den weißen +++ Hügeln empor : wie früher : erfrorener +++ Winter : niemand sehnt sich nach dir +++ Sehnen : unaussprechliches Wort +++ neuromantisch : unmöglich +++ der Morgen kugelt über die Hügel : als wäre keine Zeit +++ vergangen : keine Epoche : seit Arnim +++ die Winter leuchten warm : im Morgenlicht

Die Säulen des Herakles

Nun steht der Mensch am Rand derWelt, vor sich das Meer in all seinerPracht & hinter sich das menschliche

Unglück: „Wer bin ich“, fragt

Des Kopfes Stimme, fragt eine

Stimme aus dem Loch, „wo

geht es hin auf dieser Reise?“ –

Die Wellen schäumen krachend & kalt,

der Globus im Kopf faßt keinen Fluß

Mehr, ohne den Grund einer Wellen-

bewegung hat nicht ‚mal das Fragen

Seinen tragenden Rhythmus, von

Bö zu Bö springt die ziehende Herde, Ge-

Danken – o Himmel! – mit Ziegenhörnern

gaukeln den Schiffern ihr Mutter-

Haus vor: „Hier steh‘ ich, jung“, ein

Gemäuer von Säulen wie Riesen-

Schenkel in die Erde gerammt, „- so

mußt auch du stehn, bist du erstmal

Verständig, Junges!“ – dann brüllte der Ozean.

Klassikdiskussion, MarshalMc? Nachtrag Deutscher Herbst+30, x

Burroughs William Towers Open Fire – YouTube

Ändert sich die objektive Bedeutung eines Tracks, wenn man ihn/es//sie : auf zwei Spuren gleichzeitig abspielt, analog wie die Verwandlung eines ja zum jaja?

Ist sogenanter subjective Sinn ein DawkinSCHeis Gen? Wenn ja, von welchem Stamm. Wenn nein, wauruhm!

Ezra P. hatte unterschieden: Melopoiea, … & Logopoi. „Warum [nur] sehe ich dem Radwechsel mit (solcher) Ungeduld zu???

Sie nannten mich Sophus//: gez. Egil S.

Lie, Sophus, geb. 1842 Nordfjordeid am Nordfjord, gest. 1899 Kristiania (Oslo)

„Nash und Sidon waren beileibe keine Ausnahmeerscheinungen. Cantor etwa verfiel ebenfalls Wahnvorstellungen, und auch Gödel wurde paranoide Schizophrenie bescheinigt. Und nicht zuletzt wurde aus dem Mathematiker, der nur an Primzahltagen mit seiner Frau schlief, ein gewalttätiger Krimineller. Dann wäre da noch der >>U n a b o m b e r<< Theodore Kaczynski, der 1962 von der University of Michigan den akademischen Titel des Ph.D. in Mathematik verliehen bekam.“ [Paul Hoffman: Der Mann, der die Zahlen liebte. Die erstaunliche Geschichte des Paul Erdös und die Suche nach der Schönheit in der Mathematik. Berlin 1999, S. 320f.]

-Amigo, haste die neue mit?

–Abbaklah.

(Lächeln wie ein Biß von s k ö l l : „dante? langsama knirschnda)

 -ne, leider nich. Zu lange doot… abba Grim un sinn son, letzte Woche -wo deer ma zulangt… jut amigo, krug uff king crimson — also denne, skál

[Nanu sachma, wohast’de Symmetriegruppe vastekt?! OK. Ick singe nie wieda.]

Kleine Freuden : zum Fest

Im Keller : die Kindheit : morgen

kehrt Vater aus der Dämmerung zurück : vergebliche

Hoffnung : keine Sauna heizt so ein : daß

sein Hirn noch weiter wächst : stecken bleibt der Familien-

friede im schwellenden : rot anlaufenden

Hals : dieser Diktator hat nichts mehr zu sagen : die Kinder

bekommen ihre eigenen Austicker : die Frau weiß sich

zu wehren mit Willkür & Hilflosigkeit : im rechten

Moment : sie bringt das rot anlaufende Hirn

zum Schwellen : die Kindheit heizt uns kräftig

ein : ihm & mir & ihr : im Keller stapeln sich die Dämmerungen

Punkte und Geraden

Wenn sich Körper entlang einer Geraden

bewegen, wird das Auge zum Degen:

Alle seine Rundungen verlieren sich in

der flachen Unendlichkeit des Raums.

Das Gedächtnis ist ein Blumentopf, in dem

immer wieder die gleichen Blüten erblühen.

Farbe & Form, die Augen einer Mutter, ein-

zig der Geruch des sich süßlich Erfüllenden

Vermag dem empfindsamen Nasentier

eine Lücke ins Gehirn zu setzen,

Darin sich der Geschmack der Leere ent-

rollt, das Knistern einer Blattspitze

Beim Durchbrechen der Stengelhaut,

das unsichtbare Kraut im Innern

Des Samenballes … die Sonne ist

ein Richter ohne Blick hinter die

Kulisse – ihre heiße Nähe zeigt die

Blindheit des Lichts; erst die Ab-An-Ab

Wesenheit fügt den Körpern alle Wunden zu.

Mit Sprache arbeiten

Mit Sprache arbeiten heißt
die Ohren abschneiden
und diese um die Nase dessen hauen
der die Augen nicht aufsperrt

Die trefflichen Formulierungen tragen Stringtangas
unter knapppassenden Arschhosen die sich
ins Gesellschaftliche fressen wie berühmte Maden

Im Kohl geht es auch den Fetten leiblich
und gedeiht das Unkraut
so kommt anderes zu einem
Eimer
welcher
ein Loch hat liebe Lotte oder wer

Das bloße Leben I

Ich bin nicht da, sagt sie. Sie nimmt sich nicht aus.
Was sie hat lässt sie arbeiten. Ihre Hände machen es.
Ihrem Kopf nach, bis Samstag. Hinter den Pillen
stößt sie ab, Landung und ich bin nicht da, sagt sie.

Es geht in die Woche. Sie strahlt. Ihr Element
ist der Montag. Das mache ihr einer nach, ohne Lidstrich.
Diese Aufmerksamkeit unter Kollegen. Ich bin
im Krieg, Essen im Kühlschrank, Kuss Mutti. Mit Plong!
aus dem Weltall senken sich e-mails herab und laufen
im Tarnanzug über den Schreibtisch.

Zu Hause in der flexiblen Heimat
hat ein Vöglein für sie gekocht.
Es fliegt weiter.
Während sie hierbleibt geht
ihr Leben einen ferneren Gang.
Sie beobachtet es durch den Spion. Im Fahrstuhl reißt es
den Schnabel auf und schluckt den Bestellzettel hinunter.

Sprechzimmer

Du willst aber du kannst nicht Vertrauen in dich selber finden.
Der Therapeut erscheint dir als eine Gestalt.
Du bist überzeugt von vornherein und erzählst ihm
von deinem schwächsten Punkt. Du weinst wie beim Sex.
Der Therapeut schenkt Sekt aus. Das macht er nicht immer.

Du gehst in ein symbolischer werdendes Haus.
Die Schatten junger Männer fallen
rückwärts aus den Fenstern während deine Brust
ein heller Strahl trifft, am Drehpunkt der skateboard-Sprungschanze.
Die Wohngegend des Therapeuten spricht gleichfalls Bände.
In ihnen liest du auf dem Weg bereits
deine Gesetze. Sie geben die Richtung für dein Leben wieder.

Jetzt hast du die Haare über der Stirn zusammengeschlagen.
Der Therapeut hat dich berührt. Es ist
gegen die Abmachung, bestürzend,
doch im Fallen beruhigst du dich: wie menschlich er ist,
und überwindet die Grenzen.

Du erhältst einen Schlag auf den Kopf.

Hier hast du die erste Demut geübt. Aufwachend siehst du
ein Foto von Frau und Kind.
Vertrauensvoll schmiegst du dich an ihn. Merkwürdig,
dass er hier sogar schläft.
Ein rostiger Garten lockt nicht.
Das Bett ist abschließbar wie eine Schreibtischschublade.
Der Mann zieht sie heraus – Iss mich!
sagst du und wickelst dich in Butterbrotpapier. Er lacht breit,
hebt den Telefonhörer und beißt hinein.
Eine königliche Sitzung war das.

Selbstgespräch nach Kafka

These/Anklage/Verdacht: Der Strang, an dem die Handelnde sich aufhängen wird, ist gleichbedeutend mit ihrem Wunsch nach Sicherheit.
Beweis/Führung/Spruch: Die Unabhängigkeit der Gerichte war ihr stets ein letzter Trost gewesen. Sie vertraute darauf, sich vor ihnen auf die Rechtmäßigkeit ihres Handelns berufen zu können.
Aber wie war das möglich? War ihr Handeln denn rechtmäßig, wie sie selbst überzeugt war? Fand es doch in einem ganz und gar anderen, in einem von Grund auf rechtsfreien Raum statt (dem gesellschaftlichen), in den das Gericht zwar einzugreifen versuchte, aber niemals notwendig und von sich aus, sondern stets erst nach einer Anklage, welche aus Kränkung oder niedriger Gesinnung angeregt und von parteilichen Stellvertretern vorgetragen wurde. Konnte so jemals Recht entstehen? Konnte dort Recht werden, Recht gesprochen werden, wo ursprünglich nur Parteilichkeit herrschte?
Die Frage ist falsch gestellt, sagte sie. Recht entsteht nicht, Recht ist, und zwar in Form der unabänderlichen Gesetze.
Aber die Gesetze werden dauernd verändert! Wir geben sie uns selbst, wir oder die anderen, und kennen wir sie denn? Und selbst wenn wir ein Gesetzbuch kaufen, ist sein Drucktermin nicht ein längt verstrichener Zeitpunkt und wird nicht zur gegenwärtigen Stunde schon wieder an der Veränderung, ja Anpassung des Unveränderlichen, schlechthin Unanpassbaren mit allen Finessen gefeilt? Bewegen wir uns nicht im Schwebezustand zwischen zwei Büchern, das eine veraltet, das neue noch unbekannt?
Ja gewiss, sagte sie müde, aber die Gesetze sind doch so viele, sie sind ein harter Brocken, ein großes Gebirge, sich dort durchzugraben oder zu -feilen bedarf wohl tüchtiger Werkzeuge und sollte eigentlich – so ist es vorgesehen – niemals gelingen.
Wie ein Ausbruch aus einem Gefängnis, scherzte die andere.
Etwa so.
Das tröstet mich nicht über ihren Geburtsfehler hinweg. Ich frage mich, sagte sie plötzlich kühn, ob nicht das Gesetz nur eine Metapher ist, ein dürftiges, unsinnliches Bild, womit wir unsere Lebensgeschichte meinen.
Und nicht nur ein Einzelner, eine ganze Nation will mit dieser Lebensgeschichte in Atem gehalten werden! rief sie zurück. Spannend ist das, „Die Gesetze“, – ein Spielfilm! Und die ständige Korrektur zwingt die Geschichte rückwärts auf die Gleise.
Halt! befahl sie sich selbst. Dass das Gesetz für die Ewigkeit bestimmt ist, sieht man schon daran, dass das Gericht in der zeitlichen Ausdehnung des Prozesses nicht auf menschliche Zeit Rücksicht nimmt. So ein Prozess dauert lange, sehr lange.
Ewig! Ewig! unterbrach sie sich.
Und die menschliche Angelegenheit, aus der heraus es zur Anklage kam, stellt sich den Beteiligten während ihres Verlaufs, erst recht an ihrm Ende, möglicherweise völlig verwandelt dar, und dies wäre ganz natürlich, zumal die Parteien unterwegs viel Geld verlieren. Weder der Kläger noch der Angeklagte erkennen sich schließlich in einem so lange dauernden Verfahren, wie bei uns üblich, noch wieder. Sie verarmen, verbittern. Und war für einen Sinn hat es denn dann?
Einen übergeordeneten! Es hat einen Sinn in sich selbst, erschließt sich wahrscheinlich nur den Zuschauern, nicht den Beteiligten selbst!
Für die Zuschauer, die die Kompliziertheit des einzelnen Prozesses gar nicht erfassen können, so eilig gehen sie an der Sache vorbei, für diese Spezies ist das Recht gemacht! So ist es gar nicht für die Menschen gemacht?
Du verwechselst das Gesetz und das Gericht! rief sie, und ich habe den Eindruck, dass du dies mit Absicht tust, um mir die Sicht zu vernebeln! Im Gericht arbeiten natürlich fehlbare Menschen, lediglich das Gesetz ist das Gesetz.
Die andere wiegte bedächtig den Kopf.
Allerdings kann man nicht annehmen, sagte sie gleich darauf ermattet, dass die Fehlbarkeit der Beamten an den Gesetzen spurlos vorübergeht. Ich bin vielmehr der Auffassung, dass die Gebrechlichkeit der Gerichtsbeamten, ihre morscher werden Knochen, das Gesetz gleichfalls brüchig werden lässt.
Hör auf mit diesen Vergleichen! rief die andere. Das Gesetz ist ein Fels, ein Stein! Du kannst darauf verweilen, so lange du lebst!
Aha, sagte sie, diese Bemerkung verrät dich. Denn was du sagst bedeutet, das Recht sichert mein Leben keineswegs. Und so scheint es mir auch: ich kenne nicht ein Gesetz, das im Ernstfall für mich spräche, im Gegenteil. Erstens kenne ich überhaupt kein Gesetz. Zweitens wäre ich im Ernstfall, auf den alleine es ankommt, auf wohlwollende Auslegung angewiesen wie nichts sonst, und da das Gesetz nicht in unsere Körper eingebrannt ist und von selbst statt hat, sondern vor- und zurückdebattiert zu werden pflegt, fängt vor dem Gesetz die Schwierigkeit allen Lebens überhaupt erst an. Nur jemand, der einmal in einem Verfahren stand und sich verteidigen musste, kann überhaupt als ein reifer Mensch angesprochen werden.
Es ist doch zum Haareraufen! rief sie. Dauernd widerspricht du dir! Erst sagt sie das Eine und im selben Atemzug das genaue Gegenteil!
Dies eben entspringt der Unsicherheit, in die jeder verfällt, der vor dem Gesetz steht.
Aber das Gesetz selbst ist unsere Sicherheit!
Mag sein. Doch dann können wir die Sicherheit niemals erfahren. Wir müssten ihm ganz verfallen, und begegneten dem Gesetz erst in den Vorboten, dann in den Vollstreckern des schrecklichen Satzes: Sicher ist nur der Tod.