Blau steigt ein Sturzflug zum Himmel
Hell glimmt ein Reststern im Raum
Erdanziehung, wohin das Auge auch blicken mag
Blau steigt ein Sturzflug zum Himmel
Hell glimmt ein Reststern im Raum
Erdanziehung, wohin das Auge auch blicken mag
Die Kinder schlafen noch. Am Abend war
der Kosmos voller Gangster: Mafiosi
im Freund-Feind-Land, sympathische
Dilettanten Kraft eigener Wassersuppe.
Die Kinder schlafen noch. Am Abend
bog sich die Zeit hinter der
Mattscheibe zu einer ewigen Ästhetik
lachender Gehirne zusammen.
Die Kinder schlafen noch. Am
Abend quillt wieder Alltag
aus den Suppenschüsseln dieser Welt,
werden Maßstäbe gesetzt für die Zukunft.
Die Kinder schlafen noch: der Rhythmus
ihrer Träume ist ein Muster im
Hochfrequenzbereich, noch sind die
Jamben & Trochäen nicht geschieden.
Die Kinder schlafen noch. Am
Morgen wispern die Neuronen
unbemerkt von allen Augen, was
Lippen demnächst zeigen werden.
Die Kinder schlafen noch. Am Morgen
eines neuen Tages, im Glockenspektrum
ganz gewöhnlichen Lichts wird die Sprache
urplötzlich ein Gesicht bekommen.
Die Kinder schlafen noch. Am Morgen wird
was einmal war aus den Fesseln seiner Form
steigen & mit der Freundlichkeit eines Lächelns
die abstrakte Schönheit endlich konkret werden lassen.
Ihr habt
Wasserwerk
gesagt
Und unterm
Feuerwerk
Tränen
vergossen
Wie Raketen
schossen sie
aus euren
Augen
In den
Nachthimmel
stiessen sie
Und fielen
ins Meer
In die
leuchtende
Brandung
Die sich selbst
ihre
Antwort gibt
Und das
Gesagte
am Ufer
zurücklässt
männer sind wie
frauen also
tierchen die
gefallen müssen
erhalten die
art
und weise ist
verzeihlich auch
gedicht
– Na und, was soll da Schlimmes sein?
„L’ennui, mein Freund, so blüht die Lilie…“
– Ich hasse es, wenn Mode teilt:
Da bin ich lieber in Familie,
Wo ich in Ruhe… – „Wieder Dichtung.
Lass gut sein, Lieber, deine Richtung
Wählst du dir selbst; ich find nur schade –
Hej Lenski, weißt du, was mir gerade
Einfällt: Zeig sie mir, dein Fräulein –
Auch ich möchte den Felsen sehen,
Von dem her deine Reime wehen,
Stell‘ mich dort vor.“ – Du scherzest. – „Nein.“
– Sehr gern. – „Und wann?“ – „Von mir aus, gleich.
Gastfreundlich offen ist ihr Reich.
In manchen Wäldern unserer Heimat, so im Anhaltischen, in Brandenburg und in der Lausitz, kann man im Sommer noch hin und wieder einen fesselnden Anblick genießen. Über hohen alten Bäumen tummelt sich ein dohlengroßer blauer Vogel in gaukelnden Sturzflügen. Die Rufe, die er dabei hören läßt, harte „Rackrack“, gaben ihm und der ganzen Gruppe den Namen. Die Blauracke, die man bei uns leider immer seltener zu Gesicht bekommt, ist der einzige europäische Vertreter der Familie.
(Dr. rer. nat. Gottfried Mauersberger, in: Urania Tierreich, Band 6, Leipzig/Jena/Berlin 1969, S. 295)
Erstaunlich einprägsam: Das lakonische Buchcover zu Lenonid Aronson, Innenfläche der Hand. Und obwohl ich weder den Autor, noch seine Gedichte kenne, freue ich mich schon jetzt auf die Lektüre, denn: was kann nach diesem plakativen Auftakt noch schiefgehen? Ein spießiger Urlauber als Flatterteil, mit ebenso spießiger Sonnenbrille und Spazierstock als Libellenrüssel. Das Wellenförmige unter ihm interpretiere ich jetzt mal als Strand, irgendwo vermute ich auch eine Badehose. Ist das alles nur meine Interpretationsleistung, meine überheizte Phantasie oder gibt es da etwas, das sich „kollektive Optik“ nennen darf? Tolle Idee, würde die Werbedame sagen.
(Anm. zu „Flatterteil“: Ein guter Bekannter machte mich im Sommer in unserer Wohnheimküche gern auf die Insektenschwärme an der 70er Jahre-Neonröhre aufmerksam mit den Worten: „Siehst du sie nicht, die Flatterteile?“)
Na Alter, Schmetterschrittchen, was ? Anders als der junge Typ dort, der mit seinen schwarzen Tüten nachhause schleicht. D u federst, dynamisch und laut schlagen deine Absätze auf das Pflaster, berühren es kaum, fliegen fast, der Mantel weht, nach vorn nach vorn, d u bist nicht alt, oder müde, oder irgendsolchen Quatsch, du bist frisch rasiert und strahlst wie Peter Pan im 4. Frühling, und ich finde dich ja gut Schmetterschrittchen, aber i c h sitze hier, der Schnee fällt in Flocken und starr liegt der Wald, und d u bist gleich in einem warmen Café, bei Cognak und dem wundervollen Haar von Isa und Marie, sie könnten deine Töchter sein, sind sie aber nicht, und i c h bleibe sitzen, in meinem geparkten Auto, Schnee um Schnee hat es bedeckt, w e i ß wird nun sein.
Wieder
ist es nicht
an die Oberfläche
gestiegen
Das Salz
der Tränen ging
zu Grunde
Gierig
leckende
Wellen
zu sättigen
Wilde
gewaltige Wellen
die in das Antlitz
der Menschen
schlagen
Und ihnen
einen Grund
zum Weinen
geben
Kalter Glanz auf der Parkbank
Lehn dich zurück
dich trifft nicht das Mondlicht
Denn du bist
in den Schatten getreten
Zu träumen von dir
der du nicht wirst
Auf der Parkbank am Tag
mit den Tauben
In dieser Kleidung
bin ich
ein Leben lang
nicht gestorben –
Ich trage mich schwer
ohne Lasten zu tragen
überspringe jedoch noch
ein Feld auf dem Gehweg
Es ist eine Angst
aus den Kindheitstagen
die mir Leichtigkeit leiht
die nicht mehr weggeht
Sich nicht mehr entfernt
aus dem Schatten der Mauer
des Hauses zu dem ich
zurückkehren will
Als hätt ich vergessen
dass ich erneut ausgeh
auf gewundenem Weg
wie die Kerze im Wind
Handreichungen für die lyrische Hausapotheke
I
Es sind nur wenige, die vom Sonnensystem
auf ihr Sonnengeflecht schließen.
Viele beschreiten lieber den umgekehrten Weg.
Die mit dem Schöner Sterben Beschäftigten
nehmen den Mund voll und wissen ihr Ersticken
als ein Tüchlein mit Häkelkante zu verkaufen.
Was ist schon hineingestickt außer den eigenen Initialen?
II
Das Verdorren der Morelle im Garten blieb unbemerkt.
Es war ein von Heckenschützen gemiedenes Fleckchen.
Die Bienen summten in Zeitlupe
Akelei stand in Blüte, und der Löwenzahn
schickte besternte Schirmchen über die Wiese.
Hier saß einst Marsyas an seiner Flöte schnitzend
und Apoll mit seinem eitlen Gefolge gab sich siegesgewiß.
III
Die Bestecke klirren. Merkt es denn niemand?
Manchmal sieht ein Einäugiger aus dem Fenster.
Zusehends wird es kälter (vielleicht auch wärmer.)
Dann buchen sie Pilgerfahrten in Reisebüros
im kleinen Gepäck die mobilen Wünschelruten.
Einige züchten Sonnenflecke im Feuchtgebiet.
Mancher streift seine Haut ab wie ein tibetischer Fakir.
IV
An den Traumstränden hocken die Märchenerzähler.
Sie stimmen die Globetrotter pauschal melancholisch.
Die Smaragdeidechsen sind noch immer verwunschene Prinzen.
Fräulein Sappho hat ihr Paßwort auf den Steiß tätowiert.
Jedes Nabelgrübchen erweist sich als wahre Goldgrube.
Grüne Landschaften stellen sich ein auf das große Welken.
Verblühtes Fleisch halluziniert den Geschmack des Lichts.
– Hast du gesehn, wie sie ihn angeguckt hat ?
– Ja.
– Hast du gesehn, wie sie ihm den Mantel abgenommen hat ?
– Ja.
– Und wie sie ihm die Fussel von der Schulter genommen hat ??
– Ja doch.
– Er ist alt…
– Hornalt.
– Und diese hängenden Backen…
– Wahrlich, kein Adonis.
– Ich glaube, er schielt auch ein bißchen…
– Was heißt hier ein bißchen, er schielt so, daß ihm beim Weinen die Tränen kreuzweise über den Rücken laufen.
– Sie wird es bereuen…
– Vielleicht.
– Sie wird auf Knien vor mir herumrutschen…
– Dann müsst Ihr wieder neue Strümpfe kaufen.
– Sie wird heulen und flennen…
– Dann wird sie eine neue Puderdose benötigen.
– Ich schick sie zum Teufel.
– Dann müsst Ihr zur Hölle fahren.
– Was soll ich also tun ?
– Nichts, Majestät. Nichts.
In der Zurückhaltung
Eingeatmeter Luft
Das blaue Gesicht
Das Gedicht ist kein Himmelstrichter
keine Todesarie und keine Todesartenstatistik
kein Teilchenbeschleuniger und kein radioaktiver Fallout.
Es ist kein linker Schuh und keine Mitfahrgelegenheit
kein erloschener Vulkan und keine verkohlte Kartoffel.
Es ist weniger nützlich als ein Flaschenöffner
und weniger einprägsam als ein Vollrausch.
Seine Anmut kommt nicht vom Glanze der Wörter
und seine Armut nicht von ihrer Siebenzahl.
Es redet nicht mit Engelszungen
es braust nicht wie Donnerhall
es raunt nicht im Rauschen der Bäume
und bläst auch nicht zum Fanal.
Mit jeder Bestimmung würde man es nur einengen
es auf Rabattmarkengröße reduzieren
es zum Heckenstrauch stutzen
oder wie einen Weihnachtsbaum mit Lametta behängen.
Was also ist das Gedicht?
Wo grenzt es an ein Nirgendwo
und wieviel Raum beansprucht es
in der Lebensmittelabteilung einer Mottenkiste?
Ist es noch in seiner Zeit
noch der Kieselstein in der Sanduhr
oder schon das Sandkorn, das
dereinst das greise Universum
sich einverleibt wie ein hungriges Krokodil
einen klebrigen Küchenwecker?
An einem Wintertag
Mit Husten (Krätze
Am Hals) ich sitze
Und lese Zeitung.
Gegen Abend tritt es
Flüssig hervor, Untergrund
In Eisenoxid aus dem Puls
Verwaschener Geräusche,
Stellt sich mitten in den Blick
Aufrecht
Auf gezimmerter Bühne
Spielen und singen sie:
***
Mein Atem stockt…
Für den Bruchteil eines Lächelns
Möcht‘ ich
Jetzt dem Gedanken folgen
Alles Gewesene sei beerdigt.
frei nach V. Sielaff
Ich war damals als Zeitungsjunge unterwegs. Auf die Frage, ob ich an der Herstellung des zu vertreibenden Produkts mit beteiligt sei, antwortete ich immer mit ja. Als Student lag mir einiges am Herzen. Zum einen das Ganze, das als solches eben kein falsches sein kann, einfach weil ich mir doch sonst die Frage nach den Voraussetzungen, nach dem Grund meines Fragens stellen müsste. Es gibt nicht nur dumme Antworten, oh ja, aber das Fragen – das Fragen sei heilig. Zum anderen das Problem, mich aus meinen Knochen selbst nochmal neu zusammenzubauen. Aus den eigenen. Warum? Na ja. Wohl weil anders nicht zu begreifen ist, wer das denn sein soll, der so fragt. Etwas von solcher Art. Denn ich habe mich immer bemüht, diese Fragen möglichst gleichzeitig zu stellen. Und zu beantworten. Kaum jemand hat das wirklich, ich meine – verstanden. Viele verstanden nur – Aufruhr! Ja, ich war ein Student, unterwegs mit Rucksäcken voller Papier. Die Zeiten waren damals so, und die Bäume, deren Knochen zwischen den Wirbeln meines Rückgrats nach ihrer zukünftigen Form suchten, geistern noch immer durch meine Träume. Manchmal spüre ich es schwanken. Dann überkommt mich ein seltsames Gespür, wie für Schlittschuhe auf knirschendem Eis. Dann halte ich mir die Hände vors Gesicht, ein gewaltiger Schmerz. Die ungebornen Enkel.
Ich bin der Liebhaber,
Chronist der gebrochenen Herzen,
koste vom unerschöpflichen Wein der Lust
jeden noch so bitteren Tropfen –
Ich bin trunken vor Schmerz.
Ich bin der Verlorene,
Prometheus gleich an den Fels geschlagen,
doch nur die Ahnung eines Funkens
auf den Lippen und die offene Brust
noch jedem Geier dargeboten.
Ich bin der Souffleur der Zeit
in diesem Kammerspiel der Tauben.
Immer im Schatten der Bühne,
muss ich Herr der Untertitel
und des Nichtgesagten bleiben.
Doch ich bin hier,
bin immer hier.
Prof. Dr. O. holte sich ein Schinkensandwich vom kalten Büffett. Hier und da grinsten erblasste Gürkchen aus den Weißbrotreihen. Prof. Dr. O. kaute Radieschen. Kalte Platte, Amüse-Bouche. Auch als Mundfreude bekannt. Ein scharfer Saft lief in seine Mundtaschen. Das Arbeiten der Zähne und das sich in den Ohren verbreitende Knirschgeräusch übertünchte die Worte seiner Tischnachbarin. „… ausgezogen… nie mit dem Zug gereist…, sehen … Herr Ober… nicht…“ Wie Syrup quollen Walzerklänge über das Parkett. Oh wie so trügerisch… Prof. Dr. O. kaute aus, wanderte mit seinem Teller zum Fisch-Ouvert. Silbern funkelnde und mausetote Sardellen, angeordnet zu einem Stern, warteten auf den Verzehr. Daneben Möhrengeschnetzeltes, Salatsorten von glatt bis gezackt, vom Grün eines verblichenen Lampenschirmes oder der Färbung einer saftigen Kuhweide. Weißkohl regte die Haufrau offenbar zu neuen Schnitztechniken an. Prof. Dr. O., sonst ein Mann der praktischen Intelligenz, tendierte heute Abend zur Weinerlichkeit. Der Walzersyrup, der nur zum Teil gehörte Smalltalk, die Arie von den Weiberherzen. Die Ordnung der heutigen Mahlzeit war für Prof. Dr. O. ein Appetithäppchen. Er würde den ganzen Literaturblog unbenennen. Kalte Platte. Bestehend aus lauter Amuse-Bouche.
Es machte klick. Die eben noch rollenden Steine hatten aufgehört zu rumpeln, die Luft wogte noch leise durchs Zimmer und wir, die Arme um einen Körper gelegt, der als Relief mit verschiedenen Namen wie Taille, Rücken, Hals und Kopf versehen war, in der Vorstellung aber aus nichts anderem bestand als zitternder Wärme und einer sich blind äußernden Zuwendung, schauten uns reglos in die Augen. Es dauerte eine Ewigkeit, bis sie sich so weit angenähert hatten, dass sich die Lippenpaare berühren konnten, und was darauf folgte, lässt sich nur noch im Bild eines Seglers fassen, der auf den wild pulsierenden Dielen des Sturms von Wellenbergen hinab in die schäumenden Täler geschleudert wird, um, zeitweise ganz vom Wasser begraben, immer wieder seine knarrende Mastspitze aus dem flüssigen Tosen des Meers herauszustrecken in verzweifeltem Kampf gegen das Versinken. Die Flüssigkeit in den sensiblen Gleichgewichtsorganen, deren gedachte Linien den menschlichen Kopf in der Wahl zwischen horizontaler und vertikaler Körperlage zu halten pflegen, spielten verrückt und konnten keine Entscheidung zwischen Stehen, Fallen und Fliegen mehr vermitteln. Als meine Lippen deinen entblößten Körper zu erforschen begannen, gebot eine fremde Stimme dem Chaos in diesem Zimmer Einhalt: Nicht! Ich muss los … Es machte klick. Ich zog die Tür hinter mir zu und drehte den Schlüssel zweimal im Schloss herum.
für John U.
öffnet sich : schließt sich
zarte Lippen : zitternd am Unterleib
ein Laib : von dem du zehrst
denn du lebst ja nicht allein : also fährst du
nachts zu ihm : er nimmt dich auf
verschluckt dich : schüttet dich zu
mit Geschichten von Großvätern : die nicht
ablassen können : sich an jungen
Zungen zu laben : sie stecken
ihre Rente in den gierigen Rachen : denn
der Mund : die faule Fotze
verschlingt sie : während ihr euch
hingebt & aufgebt & Schluß macht
um wiederzukommen : immer wieder
frißt euch der Mund : in den ihr
eure schlaffen Schwänze steckt
Schon wieder ein Manuskript
Verlegt
Schade eigentlich
Aber Verleger verlegen nun mal
Dieses und jenes
Vieles und anderes
Wer soll da noch die Übersicht behalten
Täglich
Stapelweise
Da kann es schon mal passieren
Daß was verlegt wird
Was besser hätte nicht verlegt werden sollen
Ich bin nicht so ein Verleger
Gottseidank
Bei mir ist höchstens mal der Kamm weg
In blassgelbe Sonnenscheiben
geschnittene Schuljahre
den Mund auf der Silberfläche
Nie hat mein Vater um seinen Vater
getrauert. Fröhlich erschien dem Kind
die Besatzung in Polen : was für ein guter
Job (sagt man heute). Gefolgt
vom schnellen Tod auf der Krim. Fünf
war mein Vater. Als sein Vater starb.
Vermißt gemeldet. Hat mein Vater seinen Vater
nie vermißt (sagt er). Drüberweg
gehen & weiter. War die Maxime.
Für Gefühle zuständig : der kleine Bruder
durfte weinen. Mein Vater : der große Bruder
die große Hoffnung. Ein Musterschüler
der’s allen gezeigt hat. Seine Begabung
Nachhilfe zu erteilen. Auch seine Frau
gewann er mit Beharrlichkeit (was man heute
leichthin stalking nennt) : er liebt
den schnellen Schritt. Beherrscht
vom Gedanken : vorwärts & rasch
vergessen. Liebt er sich selbst (wie wir alle).
Mein Vater. Mein trauriger Vater.
Er ist ein großer Zerredner & flieht
lebenslang vor der Trauer.
Zwischen den zeilen
Geführter melodie
Die namenlosen akkorde
Ich bin der Sturm
zwischen den Zentren.
Ich bin der Raum
zwischen dir und mir.
„…!“ – „… ?“ – „.“
Ich bin, tot
und noch immer
nicht gestorben.
Also gut. Vukovar und Tora Bora, Gori und Babil. Die Kreuzfahrer haben Askalon erobert und die Rum-Seldschuken die Byzantiner geschlagen. Von Megiddo anzufangen ist müßig. Das ist so wie es bleibt. Ja, lass uns über den Tod reden. Die schwarzen Felle von Toulouse. Das helle Himmelgrau. Und Arm und Bein. Das ganz darin. Weg mit dem Für. Für niemand mehr und nichts. Die Sonne scheint. Frostklar die Luft. Im Eis gerahmt der goldne Fisch ist schön. Und tot. Weiß soll nun sein.
( Aber von mir aus können wir auch über die Massenkrankheit Intelligenz reden, die sowohl Klugheit wie Einfalt so gut wie ausgerottet hat. )
Ob Gedanken einfrieren können
Nicht auszuschließen
Schnee
Was gibts da noch zu sagen
Brueghelmännchen
Schieben rutschen bauen
Eine Mohrrübe mitten ins Gesicht
Doch die Gegenstände blieben still. Es war nicht jene Stille, deren Flüstern das Verrinnen der Zeit mit einer grellen Kontur versieht, ohnmächtiges Zittern im Innenraum mühseligen Atems. Und jene Stille nicht, welche das Meer hinterlässt im Nachlassen des Sturms. Es war so still, dass die im Zimmer versammelten Dinge nicht anders konnten als zu schweigen, nichtssagendes Dahinvegetieren der Atome in ihren elektromagnetischen Bindungen. Die Schriftzeichen blieben stumm, jede Stimme, die ihnen eine und sei es noch so ferne Verbundenheit hätte geben können, blieb unartikuliert. Mir war, als ob die Luft versteinerte.
Du kramtest in meiner Plattensammlung. Ich folgte dir mit verzweifelten Blicken. Alles, was mein Herz beim Schlagen bis zum Überschlag erregte, glitt unter deinen Fingern hindurch, ich war in einem Zustand, der dem rotierender Vinylscheiben unter dem Diamanten einer Abtastnadel bis auf jenes Haar glich, welches den plötzlichen Sprung mitten in der Musik verursachte, ohne auch nur etwas vom Wirken der eigenen Existenz in der schwingenden Parallelwelt dieses Zimmers zu ahnen. Etwas blieb an dir kleben. Ich sah es in dir zucken, ein kurzer Impuls, wie wenn einen steilen Berg hinabrollende Steine plötzlich auf ein Hindernis treffen. Mit den ersten Akkorden legten sich zwei Arme um meinen Hals, und alles um mich herum begann zu kreisen, sich zu drehen und sich um ein unsichtbaren Zentrum herum zu bewegen.