Extremes Elend

Was war der 8. Mai 1945? War´s der Tag des Zusammenbruchs? War´s der Tag der Befreiung? Eines war der Tag mit Sicherheit nicht – die Stunde Null. Es war auch nicht die Stunde des demokratischen Neuaufbaus. Die Kriegshandlungen waren beendet. Es begann der Nachkrieg. Und der war für viele schlimmer noch als der Krieg.

„Welche Familie ist ohne Jammer und Not?“ fragte eine Nachkriegs-Tagebuchschreiberin, deren Texte in den von Peter Böthig und Peter Walther herausgegebenen Band „Die Russen sind da“ aufgenommen wurden. Die Herausgeber haben den so genannt Namenlosen Namen und Stimme gegeben. Menschen aus dem brandenburgischen Land, die Teil der deutschen Kriegs- und Nachkriegsschicksale waren. Menschen, die, zumeist, selbst bereits Geschichte sind, deren Geschichten längst Geschichte sind. Die Sammlung beginnt mit Notizen vom 15. Februar und schließt mit einsichtig-ahnungsvollen Worten vom 6. Oktober 1949. Das ist, wie in der Historie eingetragen, der Vorabend der Gründung der Deutschen Demokratischen Republik. Die Menschen, die sich in „Die Russen sind da“ äußern, sind keine Historiker. Sie sind von den Historikern gefürchtete Zeitzeugen. Jene, die den 8. Mai 1945 nicht als Tag der Befreiung erlebten. Jene, die in die Geschichtsbücher nicht diese Stunde Null eintrugen. Die Zeilen der Zeitzeugen sind unzensierte Äußerungen zu den Zeiten des Zusammenbruchs des deutschen Reiches. Die Tagebuchschreiber sind durch ihre Aufzeichnungen zu Chronisten ohne Botschaften geworden. Wenn das kein Wert ist!

Offensichtlich nicht für die Öffentlichkeit bestimmt, sind die Niederschriften unverändert ein Gewinn für die Nachwelt. Und sei´s nur, um distanzierter und differenzierter auf überlieferte Geschichtsdarstellungen zu reagieren. Es sind also nicht die bedeutungsvoll gewordenen historischen Daten, die in dem Band Bedeutung haben. Es sind die Grundstimmungen, die in den Geschichten der Menschen sind, die keine Geschichte machten, sie jedoch erlitten. In der Summe der Äußerungen ist viel Grundsätzliches, das Geschichtsschreiber – aus welchen Gründen auch immer – wenn nicht tilgten, so doch verwischten. Vielleicht ist es nicht erheblich, von den vielen, meist abstrusen Gerüchten zu hören, die in den letzten Kriegsmonaten grassierten.

Erheblicher ist es schon, mit welchen Ressentiments auf die Russen reagiert wurde. Brandenburg, das muß man wissen, wurde Sowjetische Besatzungszone. Von Anfang an war keine Bereitschaft der Bevölkerung da, den Besatzern nicht abwehrend zu begegnen. Kurzum: Die Basis für die später installierte DDR war denkbar miserabel. Der Keim war bereits faul. Vielleicht ist dieses Fazit das Gültigste, das das Lese-Buch „Die Russen sind da“ den Lesern vermittelt. Kein Wunder also, dass die von DDR-Historikern gern propagierte demokratische Erneuerung ein schöner Schein war. Die Vorbehalte der Leute waren enorm. Selbstzweifel, Selbsteinsichten sind höchst selten. Kaum einer der sich Nazi nennt, obwohl reichlich nazistisches Denken in reichlich Aufzeichnungen ist. Traurig-tröstlich, das das nicht aus den publizierten Aufzeichnungen getilgt wurde. Dadurch haben die Aufzeichnungen, im artikulierten Optimismus wie Pessimismus, eine Aufrichtigkeit, die den Nachgeborenen beispielhaft erscheinen muß. Es wäre geradezu überheblich, in Stunden es extremen Elends, selbstkritische Einsicht zu erwarten. Die Zeitaussagen der Zeitzeugen konzentrieren den Blick auf die Zeit, aus der sie kommen und blicken kaum voraus in die folgende Zeit. Tage, nach der Ankunft der Russen, schreibt eine Lehrerin: „Wir sind sehr bedrückt, denn das bedeutet doch, daß wir sie nicht loswerden, daß der Traum von einem unbesetzten Stück Deutschlands eitel war.“ Wie wahr! Am Wahrheitsgehalt jeder Äußerung in „Die Russen sind da“ kanns keinen Zweifel geben. Ob man die Wahrheit mag oder nicht! Und auch das sei abschließend gesagt: Der Band „Die Russen sind da“ hat das Signal von Walter Kempowskis „Echolot“ aufgenommen und ist selbst ein Echolot.

Die Russen sind da. Kriegsalltag und Neubeginn 1945 in Tagebüchern aus Brandenburg. Hg. Peter Böthig, Peter Walther. Lukas Verlag: Berlin 2011. 512 Seiten. klappenbroschur

Gugong

Die Abendsonne steht über den Dächern
glänzend halb & halb verblichen
aus gelber / zierlich gewölbter Keramik

Modernisierung ruft die Eunuchen
& Konkubinen nicht zurück / armer Kaiser!
Verliebte sitzen versteckt im Park
& bemerken nichts außer sich

Ein alter Mann in blauem Kittel
fegt aufstörend / doch unbeirrbar
heruntergefallene Blätter fort
als lägen wie Steine sie im Weg

Elend des Eingesperrtseins

Wer Abbas Khider´s Debütroman „Der falsche Inder“ verpaßte, sollte nun nicht auch „Die Orangen des Präsidenten“ versäumen. Gute Titel haben die Eigenschaft, Synonyme zu sein. Das trifft auf „Die Orangen des Präsidenten“ zu. Er steht für Hoffnung, die den Hoffenden in die Hoffnungslosigkeit zurückstößt. Genau das ist die Erfahrung des jungen Irakers Mahdi. Gerade Abiturient, wird er in einem der sadistischen Gefängnisse des allmächtigen Herrschers Saddam Hussein eingekerkert. Freundliches läßt sich über die Zeit nicht sagen, die eine Zeit der bittersten menschlichen Verachtung ist, die Mahdi widerfährt.
Khider´s Buch ist der Bericht aus der Welt des täglichen-alltäglichen Terrorismus irakischer Prägung, der Teil des Terrors war, wie er täglich in aller Welt praktiziert wird. Dennoch ist das Vergleichbare, wie das Buch zeigt, unvergleichbar. Die Gewalt, die das eine, einzigartige Individuum trifft, trifft auch jeden einzelnen Leser. Niemand kann umhin, sich auf die Seite des Opfers Mahdi zu schlagen. Nicht eines beliebigen Mitleids, sondern der wachsenden Wut wegen, die zum inneren Widerstand gegen jegliche Gewalt wird. Mahdi ist ein Opfer, das nicht aufgibt, schon gar nicht sich. Das ist so leicht hingesagt, was in keiner Sekunde des schmerzlichen Schicksals des jungen Mannes selbstverständlich ist. Woher kommt die Kraft des Entkräfteten?
Abbas Khider berichtet nicht nur vom Elend des Eingesperrten. Er erzählt auch von dem jugendlichen Taubenfreund Mahdi und seinen Taubenzüchter-Freunden. Erzählt einfühlsam, humorvoll die Kindheit und Familiengeschichte. Stoff genug aus einer glücklichen Welt, die nicht selten genug auch ihre Traurigkeiten hat. Und sicher auch gut geeignet für den ebenso synonymhaften Titel „Taubenzüchter“. Doch Khider hat mehr im Sinn. Im übertragenen Sinne ist sein Buch eine Geschichte von der Gleichzeitigkeit des Glücks und der Gewalt. In jedem Glück ist auch Gewalt. In jeder Gewalt ist auch Glück. Das ist so wahr wie das Leben und schwer zu ertragen, wie Leben oft nur schwer zu ertragen ist. Das ist die Geschichte des Romans, sofern er denn ein Roman ist, der keine Romangeschichte hat. Berichtend, erzählend ist „Die Orangen des Präsidenten“ eine Sammlung schnellwechselnder Szenen, die mit dem Schicksal Mhadis verbunden sind.
Ein Blick auf die Biographie des 1973 in Bagdad geborenen Autors läßt keinen Zweifel, dass es eine Identität zwischen Erlebtem und Erzähltem gibt. Zopfartig verflochten, wechseln die Geschichten der Gewalt mit denen des Glücks. Das so arrangiert zu haben ist die eigentliche gestalterische Leistung des Autors. Die Gemeinsamkeit des Gegensätzlichen wird auch offenbar im Stilistischen. Einerseits der eher Berichtende, ist Abbas Khider eindeutiger der Erzähler, wenn er die Familiengeschichten schildert. Ein ausgesprochen poetischer Schriftsteller ist Khider nicht. Seine bildhaften Vergleiche, sprich seine Metaphern, haben meist etwas leicht Verständliches, doch zu wenig von Originalität und zuviel Ungenauigkeit. Was und wie er schreibt, schreibt er mit einem ausgeprägten Sinn für Ironie, die nicht kalt-lakonisch ist, sondern gefühlvoll-heiter. Das ist nicht unwesentlich. Es ist Abbas Khiders Haltung, die die Leser von „Die Orangen des Präsidenten“ dazu bringt, Haltung zu bewahren und zu beweisen. Denn Leid ist überall genug in der Welt, ohne dass die Welt überall genug beunruhigt wäre.
Abbas Khider: Die Orangen des Präsidenten. Edition Nautilus: Hamburg 2011. 156 Seiten, Geb.

Ein Hauch von Frühling

Zehn Grad minus, zwanzig unter

Der Sprießtemperatur

Europäischen Grases, während

Bereits Schwaden weißen Nebels (roten

Grünen, gelben? Lichts??

Ausdünstungen von Träumen –

In der Erde gemixt) durch

Die Wiesen unter den Bergen

Ziehn!  Im schwarzen Licht des

Morgens ahnst du bereits

Die Farben der Dinge, und die schweren

Gedanken gekrönter Fische tief auf

Dem Grunde schlammiger Flüsse

Beginnen zu hüpfen, Felsbrocken

In der stetigen Strömung des Herzens

Als Tantalina tanzte

Die Liebe gebahr die Welt, die Freundschaft wird sie wiedergebähren (H. an B.)

da wurde der Blick einer schiefen Ebene gleich quer durch den Raum gespannt und

es begann in wogender Luft ein Wind quer durch den Raum zu gehen einer Transversalen gleich durch die Himmelskugel

schoss ein Pfeil wie ein Blick so schnell aus dem Aug‘ einer schwebenden Puppe durch den Raum zwischen hier und hinter dem Vorhang dort zwischen Pfeilern

sah es aus wie ein Krümelfeuer quer durcheinander hüpfender Flöhe oder Wanzenbruten vom Grunde des Malstroms droben zwischen Flammen so hell wie ein ganz

aus Punkten erstehender lebender Raum

Am Ende des Winters

Für die Fahrt einmal quer durch die Stadt existieren keine Bilder mehr. Ich muss sie vergessen haben. Oder sie sind nie an Ort und Stelle angekommen.

Ich erinnere mich lediglich an Geräusche. Mein Herzschlag. Das dumpfe Poltern, wenn die U-Bahn im Tunnel verschwindet.

Stimmengewirr um mich herum. Irgendwo im Zug scheint ein Obdachloser Zeitungen zu verkaufen. Als er in meiner Nähe ist, reiche ich eine Münze ins Leere.

„Wollen Sie dafür wirklich keine Zeitung haben?“ Er fragt das offenbar mich.

„Seien Sie doch mal so richtig geschäftstüchtig“, höre ich mich sagen.“Stecken Sie das Geld weg und verkaufen Sie die Zeitung noch mal!“

Um mich herum Gekicher. Der Verkäufer lacht auch. Dann Stille. Nur die eigene Stimme im Kopf: Es ist etwas im Gange. Unheimlich klingt das. Ungeheuerlich. Du wolltest etwas geheim halten!

Vor dem Telefon stehen.

Zuhause bewegungslos vor dem Telefon stehen, minutenlang. Mantel und Stiefel sind bereits auf dem Weg ins Arbeitszimmer von mir gefallen. Meine Strümpfe sind nicht mehr schön. Reine Wolle, aber reine Wolle verfilzt. Ich werde die Strümpfe wegwerfen, später. Ersetzen brauche ich sie erst mal nicht. Die Wollstrumpf-Saison ist vorbei. Nächsten Winter… Nächster Winter? Werde ich nächsten Winter noch in der Welt sein?

Astwerk

ich hänge die Liebe
in die Luft
lasse sie baumeln
geästet, gerädert, zerfurcht.

zer furcht sich im
wolkenlosen Himmel
durch den sich
Dunststreifen wie Gitter
ziehen

ich hänge mich
in die Luft
auch mich
in die Luft

ich baumle
Regenschnüre schnallen
mich in die Fassung
in eine Fass
mich an
oder auch
nicht

Lichter Unendlichkeitstraum

Ich falle in das All.

Ein Fallen ohne Fall.

Ich gehe in das Licht.

Werd wieder zu nichts.

Es gibt keine Zeit

in der Unendlichkeit.

Es gibt kein hier.

Es gibt kein dort

und doch bestehn wir fort.

Etwas bleibt bestehn,

wenn wir von uns geh’n.

Im ewigen Sein

gehen wir ein.

Und werden ein Teil vom Raum

im lichten Unendlichkeitstraum.

Wohin des Weges?

Wohin des Weges du eil’ger Mann?

Dessen Blicke ich nicht weichen kann.

Weilend spüre ich sein inneres Klagen.

Ihn anhalten – wie kann ich es wagen?

Knapp ist die Zeit schon ohnehin!

Stehen macht nur wenig Sinn.

Sieh, dass du schnell weiter gehst.

gleich der Himmelsrichtung wehst.

Arbeit hat kein Ende in Sicht.

Heute wie morgen das gleiche Gesicht.

Schuften sie bis zum letzten Tag,

ohne, dass es etwas Anderes gab.

Leben ist mehr als pure Pflicht.

Leben verlangt, dass man einbricht-

Ganz sich hingibgt – „Gott“vertrauen!

Denn nur darauf können wir bauen.

Reaktion auf Unmenschlichkeit

Zuletzt wurde ich gedemütigt, wie ein Hund getreten, als ich in eure Welt eintrat, nur weil ich euch missfiel und ihr mich nicht wahrnehmen wolltet, doch ich kehre noch einmal zurück, um mich zu wehren gegen diese unfaire Behandlung und diesen unerwarteten Einstieg, geradezu ein Einriss in eine pessimistische Denkweise, voller Formvollendung und Perfektion, ohne Gefühl der Nächstenliebe, Achtung, Hilfsbereitschaft und Menschlichkeit. Kälter als der kälteste Winter, kränker als der krank machenste Arzt und ohne Verständnis. Nur ein Gedicht und der Wettbewerb beginnt.

Wer ist der Beste??? Nicht Du! Kleiner Wurm, das wurde mir hier mitgeteilt, eine Beleidigung für alle sei gerade dieses Gedicht. Es heißt: „Bücherwelt“ Ich beschreibe das Entstehen und interpretiere pflichtgemäß, ohne Raum zum Denken zu lassen. Ich hoffe, es wird mir niemand reinreden in mein Werk.

Wiederholung:

Bücherwelt

Ein Zauberkuss,

der dich berührt. (Hä??? Ah, Magie!)

Ein neues Buch,

dass dich verführt. (Natürlich unerotisch und einlädt, hätte auch gepasst…aber der Reim!)

Tritt ein in die Welt

der Phantasie (ganz frei und ungezwungen, es gibt kein Gesetz der Anpassung an letztere Form und freier Rhythmus!!!)

Komm mit in die Welt der Harmonie (hauptsächlich im musikalischen Sinne als Vergleich gemeint, bloß nicht zu einfach verstehen!)

Ein Gleiswechesel in eine neue Dimension. (genialer Einfall, erinnert an Harry Potter)

Ein neues Blatt gleicht keinem and’ren Ton.

So, jetzt ist es halbwegs verständlich, was die Stümperin meinte, das war Absicht und ich kann auch anders.

Ein anständiger Versuch: (nicht ganz so frei)

Lunas Schatten

Sonnenstrahlen zerfließen in purem Glanze

des stetigen Abschieds.

Lunas Schatten begleitet uns nachts schützend

vor des Pudels Kern.

Fliegend fallen weiche Träume, sie singen

tags erlebte Lieder,

weben neue Klänge, tönen hernieder

in tiefem Geiste.

Leuchtend schwingen Lunas Blumen die Köpfe

neigend sanft im Schlafe,

wie einst  Amors Harfen leise ersehnte

seel’ge Liebespaare.

Diesmal darf man vielleicht doch frei denken und ich weiß selber eben am besten, was ich damit ausdrücken wollte. Ich mag vorgegebene Interpretationen gar nicht, sie lassen keinen Spielraum. Mehr Respekt verdient „Warten auf Godot“ von Samuel Beckett. Er sagte, dass andere das Interpretieren bei diesem Werk ruhig lassen sollten. Es fiel ihm vermutlich einfach so ein und sollte uns eben teils sinnlos erscheinen und doch ist es tiefsinniger als manches moderne Werk. Ich interpretiere nicht, ich nehme nur Stellung und ich würdige dieses Werk. Der Dichter und Erschaffer selber weiß, warum er gerade Jenes und nicht Dieses schreibt.

Der Hund hat den Eindruck, als bräche aber auch hier eine neue Zeit an und als gäbe es noch Hoffnung und Verbesserung bei den Abseitswerken! Also dann doch ein frohes neues Jahr, den guten Menschen von diesem Projekt.

Entschuldigt meinen persönlichen Einwurf. Ich hoffe, ihr lernt aus euren Fehlern. Eine Dirne aus dem Faust bin ich nie gewesen und werd es wohl auch nie sein. Des Pudels Kern bleibt mir eines Tages fern. Das ist zu hoffen.

Carpe diem.

Anmerkung zum Schluss:

Gedichte sind für mich der Schlüssel zu meiner Seele und geheime Botschaften aus dem Jenseits, die mir helfen meinen Weg zu gehen, manche scheinen göttlich, nahezu perfekt, so wie sie sind, wenn ich zufrieden mit ihnen bin und nicht mehr pfeile… „Blätter“ entstand in einer Nacht, als ich ganz ungezwungen „drauflos“ schrieb und ich lies es einfach so bestehen. Es war eine wunderbare Nacht voller Inspiration und das Gedicht wurde sogar auf einer Schulhomepage veröffenticht. Ich war sehr stolz auf meine Leistung!

Die Achtung darf nie verloren gehen und die Würde des Menschen ist unantastbar!

Anne

(persönlicher Kommentar)

Variation auf zwei Bilder eines unbekannten toten Dichters

Durch das zerbrochene Auge
Des Wasserspeiers
Sieht man den Himmel
Wie eine schmutzige Scherbe

Jeder Blick ein
Abgeschossener Pfeil –
Jeder Stern ein
Langsam verglühender Schütze

Und die Strahlen sammeln sich

Im Rauschen
Treffen sich die
Verfeindeten Ströme

Im Brennpunkt

In der endlosen
Ebene suchen sich
Die einsamen Feuer:

Der Atem des Meeres
War angehalten
Im bildleeren Schlaf
Der Muschel

Stillleben Oderbruch

Und der Schelling dampfte

Auf seinem Grill, weit

Außerhalb der bewohnten Zonen

Und die Bäume im Wald

Traten auseinander

Wo das Fleisch zweier Herzen

Flammen schlug, eine

Aussicht auf Blätter

Verdorrender Feige, da

Der Himmel nicht viel

Zum Schäumen braucht

Und die Nadeln verteilten sich

Auf der Haut und die

Schneeigen Reste erglühten im Wind

Wo der Kant mit dem Hegel

Am Förstersgrab / disputierte

Über die Zukunft der Fichten

Fatale Folgen

Martha hat ihr Schicksal getragen. Geduldig, gebeugt und voller Gram. Und das fast dreieinhalb Jahrzehnte. Martha hat einen Suizidversuch überlebt, den sie gemeinsam mit ihren vier Töchtern begehen wollte, als die Rote Armee einmarschierte. Marthas Leiden dauerte lebenslang. Der Krieg, in den sie geraten war, endete erst mit ihrem Tod. Das, so scheints, ist unabänderlich auch das Schicksal der 91jährigen Wilhelmine Hennemann. Ihr begegnen die Leser in dem ungewöhnlichen Roman „Magnolienschlaf“, den Eva Boronsky geschrieben hat. Eine Nachgeborene, die Sinn für sinnfällige Lebenslinien hat.
Ungewöhnlich ist der Roman, weil er keine dieser beliebig-gleichförmigen Geschichten erzählt.
Ungewöhnlich ist das literarische Präludium, mit dem der Roman eingeleitet wird. Da gibt’s Worte aus der „Deutschen Wochenschau“ vom 5. März 1945. Eingestimmt wird in das Schwierig-Schlimme, das im Folgenden aufkommen wird. Es muß geahnt werden, dass nicht friedlich werden wird, was friedlich anfängt: Die Begegnung zweier Frauen unterschiedlicher Generationen, die Großmutter und Enkelin sein könnten. Frauen verschiedener Völker: Deutsche, die Greisin, Russin die Junge. Gebrechlich, die Alte. Pflegerin, die Andere. Das sieht, wie es zunächst aussieht, nach der Geschichte eines Pflegefalls aus. Das wär´ dann das Gewöhnliche.
Was Wilhelmine und Jelisaweta zu tragen und zu ertragen haben macht den schmalen Roman nicht nur außergewöhnlich. Es macht ihn wichtig und wesentlich. Äußerlich gesehen bleibt die Geschichte eindeutig die Geschichte einer Pflege und wird auch nichts anderes werden. Und ist doch etwas gänzlich Anderes. Ist in wichtigen Teilen die Konfrontation der deutsch-russischen Vergangenheit, die offensichtlich nicht ihr Ende hatte, als der zweite Weltkrieg vorüber war. Wann endet ein politischer Krieg im privaten Leben? Wer denkt darüber nach? Heute? Eva Boronsky ganz gewiß.
Die Fortsetzung des Krieges unter anderen Konstellationen, das ist´s, was die Schriftstellerin den Lesern zumutet. Was nicht bedeutet, dass ihr Buch eine Zumutung ist. Gar eine Verlängerung der Grauen des Krieges. Aber die Folgen, die andauernden fatalen Folgen, sind sichtbar, hörbar, spürbar für beide Frauen. Sie selbst sind die Folgen. Sie wissen um die Angst, die Leben zerstört hat. Sie wissen um die Gewalt, die Leben geboren hat. Die greise Wilhelmine wie die jugendliche Jelisaweta. Und sie geraten, durch sich, miteinander mitten hinein in die Ressentiments der Deutschen gegenüber den Russen, der Russen gegenüber den Deutschen.
Es ist, was und wie geschildert wird, auszuhalten. Eva Boronsky ist eine Schriftstellerin, die sowohl deutlich wie distanziert erzählt, was sie erzählt. Die Deutlichkeit ist nicht unbedingt immer im gewählten Vokabular. Sie ist in der Aussage der oft kargen, harten Sätze. Der so sanktionierte Lakonismus nützt der Verdeutlichung im Erzählen, das sich gern auch aufs Andeuten verläßt. Der Leser ist gefordert, der zweite Autor zu sein, der Geschichte nicht nur aus dem Schulunterricht kennt. Wer nicht so gut und so weit ist, der kommt durch „Magnolienschlaf“ auch mit seinen historischen Kenntnissen weiter. Das Gestern ist in der Gegenwart. Ob wir es glauben oder nicht. Man muß es nur vergegenwärtigen, wie es Eva Boronsky in ihrem Roman getan hat. Man muß es nur wahrnehmen. Als Lektüre! Oder als „Kleines Fernsehspiel“. Müßte sich nur noch jemand der Sache annehmen!

Eva Boronsky: Magnolienschlaf. Aufbau Verlag: Berlin 2011

Im Gegenlicht

in mem. G.N.Ajgi

Scheint es, als sei nichts zu sehen; dabei
Ist es nur der Kohlehaufen
Unserer Augen, auf
Dem die tausend Dinge
Ihr Unwesen treiben
Als sei die Sehnsucht nach dem Feuer
Nichts als eine vollkommen
Harmlose Angelegenheit

Manchmal
Ist es dunkel in der Welt; dann
Wird jeder Lichtstreif
Zum Rauchzeichen
Und die Schädelknochen
Des Hühnergotts beginnen
Sich ihrer mineralischen Struktur
Zu erinnern

Zwischen dem, was man sieht, und
Allem anderen
Hängt der Körper des
Planeten im Raum, vom
Sternenwind
Bisweilen als Sturm
Durchwandert, wandert, wand

Monolog im Schnee

I
Alles ist weiß geworden und bleibt es nun auch.

In der U-Bahn sehe ich Menschen und Werbung. Ich bin mir nicht sicher, ob ich Menschen sehe. Ich bin mir sicher, dass ich Werbung sehe, aber ich weiß nicht, wofür. Ich verstehe die Werbung nicht und will sie nicht verstehen. Ich schließe die Augen. Ich versuche, mir Musik vorzustellen.

Ich höre keinen Klang, nur die ineinandergreifenden Geräusche der U-Bahn. Sie verschmelzen zu einem Quietschen in unterschiedlichen Farben: Schienen, Züge, Füße, Türen.

Ich bin kalt. Überall in meinem Körper ist es kalt. Die Wärme, die da sein muss, um mich am Leben zu halten, spüre ich nicht. Dabei fühle ich. Ich habe Fühler, die das Leben ertasten, aber keine Gefühle. Wie fühlt sich das Leben an? Rein, ohne Gefühl?

Vielleicht sind die Gefühle in mir versunken wie die Titanic an den Grund des Eismeers. Die große, stolze Titanic!

Es gibt eine Melodie hinter dem Quietschen von Zügen und Schienen. Aus dieser Melodie pule ich Worte hervor wie aus dem Inneren eines Brötchens. Ich knete den weichen, schon gebackenen Teig und forme kleine Wesen. Die Wesen beginnen zu leben. Ich töte sie; zerbeiße, zerkaue und schlucke sie. Ich töte die Worte. Schreibe sie auf. Töte und erlöse. Immer wieder und wieder, es hört nie auf. Die Worte fliegen fort wie gefiederte Eisprinzessinen; sie fliegen in den Schneehimmel auf Nimmerwiedersehen. Ich weiß nicht, wo sie sind, was sie machen, ob sie irgendwo bleiben. Welchen Schrecken sie verbreiten. Wen oder was sie erlösen.

Draußen wird immer Schnee liegen. Als es noch sehr selten Schnee gab, empfand ich den Schnee als hell, heilig, rein, leise, ruhig, still. In mir gab es eine Art Schneegesang. Es war ein leiser und reiner Gesang, von einem dünnen, lispelnden Stimmchen gesungen. Der Gesang hatte eine kindliche Melodie. Sie versprach Ewigkeit. Sie lag wie ein Morgennebel in mir und wurde nie laut.

Der Schnee war etwas Besonderes. Er kam nicht jedes Jahr. Und wenn er kam, ging er wieder. Er schmolz, er verging, er zerfloss. Zur Schneeschmelze schloss ich die Augen, um die unschönen Reste nicht zu sehen. Den weißen Schnee behielt ich in meinem Innersten als reine Sehnsucht zurück. Wie war die Sehnsucht süß!

Doch nun ist der Schnee ewig. Er ist verschmutzt, verunreinigt, als wäre er vergänglich wie das Bellen eines Köters.

Ich habe kein Bedürfnis, jemanden anzusprechen, und ich möchte nicht angesprochen werden. In mir schneit es, die Flocken tanzen durcheinander über meiner inneren Schneelandschaft. Sanft landen sie, als legten sie sich schlafen. Sie sprechen, lispeln Erinnerungen, flüstern Liebesakte, Worte, Worte, durcheinander, ineinander, miteinander.

Ein Akt mit Worten im Schnee. Eine Schneezigarette danach. Das war heißkalt! Etwas ist tot. Etwas lebt.

Ich habe mich abgelöst wie eine Haut vom kalten Körper Wirklichkeit. Eine Schneehaut liegt außerhalb von mir, meine Schneehaut. Sie bleibt dort liegen wie ungewünschte Milchhaut auf Milch. Sie ist aus Milch, aber sie gehört nicht zur Milch. Sie bleibt übrig.

Draußen ist es kalt und wird es kalt bleiben. Die Schneelandschaft in mir ist geschmolzen; die wirbelnden Flocken über ihr sind mitten im Wirbeln erstarrt und können nicht landen. Sie stehen in der weißen Luft wie Fische in einem Aquarium. Weiße Fische in weißem Wasser. Ich singe meinen Monolog-Gesang im Schnee. Er klingt weit und für niemanden hörbar. Weit

II

Seit der Schnee da ist, ist alles anders geworden. Der Verkehr ist zum Erliegen gekommen. Alle Fahrzeuge sind stehen geblieben. Nur noch vereinzelte Autos sind auf den Straßen und bringen sich gegenseitig um. Die Menschen liegen im Schnee. Manche sind verschüttet, vergraben, man wird sie nie mehr finden, andere liegen wie Käfer rücklings auf dem Eis.

Der Schnee ist kalt, die Welt ist weiß.

Ich weiß nicht, warum die Welt soviel schlechter geworden ist. Liegt es am Schnee? Hat der Schnee die Menschen mit einer Art inneren Kälte infiziert? Oder liegt es am Schmutz, der den Schnee verunreinigt hat? Hat dieser Schmutz das Innerste der Menschenseele verdreckt?

Früher lag im Winter eine weiße, unberührte Decke des Friedens über allem. Sie schimmerte in der Nacht, und tagsüber spielte die Sonne ein Spiel mit tausend funkelnden, glitzernden, Diamanten. Was war nur damals anders? Was lag nur unter dieser Decke verborgen?

III

Seit der Schnee nicht mehr geht, haben die Leute aufgehört, mit mir zu reden. Alles ist in Stille gehüllt. Diese Stille ist, wie der Schnee, unrein. Sie ist ein dreckiges Schweigen, ein Ver-schweigen, ein Verbrechen.

Tschao. 13 Panzer

Tschao plätscherte durchs Gehör mit den Schalen allerfeinsten Klanges, unfehlbar herausgeflogen aus dem Seidenkehlchen der Grasmücke, ausgezwitschert von ihr, diesem Augentempel des wolkig-steinernen Bergriesen einer schwarzen Sonne, wovon auch die Sonne selbst heller wurde als das silbergraue Gefieder des kohleäugigen Vögelchens.

Tschao plätscherte umher als Falter- und Schmetterlingsvolk – kluge Diebstähle am Himmel in den Farben des Sonnenauf- und Sonnenuntergangs, seiner Wärme, seinem Feuer und seiner Asche, ausgewiesen auf den Flügeln, – und verkaufte sogar den Nachtfaltertrunk an die Familien der Freundinnen, die Menge der pockennarbigen und dicken, sanften und feinen Ohren.

Tschao flatterte auf den Flügeln eines Faltermeers – allerverschiedenster, die wir von Geburt an bis zum Tode sehen, – umher durch die Ohren der Leute und streifte wie ein Zicklein mit den winzigen Hufen seiner Schmetterlingsgewänder durchs Gras erstaunter Blicke.

Tschao schaut oft nach dem geöffneten Brief mit dem altertümlichen Samurai in Bronze aus Fischhaut: seine hochmütigen Brauen, die hinunter auf die Nasenwurzel fallen, wie die Flügel eines Seeadlers, der in der Morgendämmerung vom Fujiyama herabfliegt und die Fischer, den leeren Strand und das Netz mit dem Geschrei der Gipfel beleuchtet.

– Ich bin dieselbe, die ich war bei Hayawatha, und bei Manu, und bei Fu-Si und ich bin der getreue Spiegel, werfe den Strahl der Sonne von mir unter singendem Winkel in die Spiegel der Schädel. Und so bin ich erneut der schwarzäugige Spiegel zwischen der Sonne und dem Menschen auf Wache, die der Reinheit der Zahlen gilt. Ich sehe jetzt das Auge Hayawathas. Erkennst du mich, o Mensch?

– Klauchzend die klänglichen Weiten, soy, soy, Sierro: Groove des gerufenen Ru-Foss.

* * *

…das ist der Schnee,
Der in der Sonne glänzt;
Das ist das Glück, auf
Das es keinen Reim gibt –

In meiner Sternenkeuschheit zitternd
Seh‘ ich nur Schnee,
Der in der Sonne glänzt.

Weißt du nicht fern ein Land
Mit düsterem Himmel und dem Hassesblick
Der Venus, die des Nachts im Laubwerk glüht?..

Das rote Licht ein Funkeln, Eisesblick
Der durch die Sternenkarte
Sich ins Hirn bohrt

In weißen Schluchten blendenden verhüllt
Verkanntes Gold das alte Leuchten bergend
Im düsteren Schlafe ungenutzten Landes!

Owej, wahyo howah…

Der Winter kaltes Bild
Erhitzt von leeren Seiten –
Ich leg‘ mich nicht hinein,
Das ist nur Glanz von Schnee.

* * *

Und auch Frauenlider wohnen in den Jahrhunderten, wie manche Nixen in den Fahrrinnen der Flüsse. Und auch hat ein jedes Jahrhundert sein Frauenlid. Und auch ähneln sie den Schwänen mit tiefgebogenen Hälsen und weitverteilten Schwingen in der Farbe der Zeiten, die selbst zwischen hell- und dunkelblauer Farbe verschwimmt – taubenartige Mitternacht. Und auch Lippen haben sie menschliche.

Und auch wohnen in den Farben, auf den Lippen der Blumen Minigeister: klein an Wuchs und der Gestalt nach Jungfrauen. Aber Gewandungen haben sie riesige. Und dem Menschen, der ihnen nahe, offenbaren sie sich nackt und erscheinen als wogende Kleidung, kreiselnd, und die Stoffe ringeln sich und kreisen und berühren uns, und dann sagen wir: Welch Dufthauch!

Und auch andere gibt es, unberührt und schüchtern, denen du sehr nahe treten musst, um sie wahrzunehmen. Und sie erscheinen nicht nackt.

Und wenn alles im Traum verschwindet, kommt ein gewisser Träumer geflogen und nimmt alles, wie das Körnchen, in seinen Schnabel…

1907

Imagine

Das Ende des kalten
Kriegs war ein Sieg
Der Schwerkraft
Gegen das Außer-
Gewöhnliche:
Was kurz möglich
Erschienen war, die
Sintflut das Geheul
Einschließlich ihres
Sich – Beruhigen/s,
Nun – im Regen
Floss das Wasser und
Floss wieder wie eh
Und je nach unten

Und das Wasser fließt

Was kurz möglich
Erschienen war
Nun wie ein
Traum, nur
Wirklicher

Wird es sich je beruhigen?

Zhong Shan Park

Die Leute gehen
    ohne einander zu sehen
        sie gehen & stehen

sie reden / verstehen
    ich verstehe kein Wort
        sie sprechen mich an

sie jagen mich fort
    ich bin nicht ihr Mann
        nirgends ein Ort

verschont von ihrem Gehen
    nirgends hört ihr Ohr ein Wort
       das sie nicht verstehen

mich können sie nur sehen

im zwischen der nacht

Die Wortkästen der Zeit
zerbrechen am Bau
der Veränderungen
Ihre Wurzeln zerfallen
wie die Knochen der Gefallenen
Der Dienst ist getan
stecken geblieben
unbelohnt in den
Worten, die schon lange nicht
mehr fließen
stocken
im Nebel der Erinnerungen
Aufrecht –
wer den Worten
eine neue Bindung
leiht.

Erster Tag

Ankommen im Morgen : wenn
die Radfahrer kindisch klingeln

Omnibusse in ihrer Fülle
zum Schlanksein verhelfen

Hilfspolizisten hilflos pfeifen
zartfühlende Mädchen das Haus

verlassend auf die Straße spucken
Arbeiter in blauen Jacken ihren Hintern

heben über die Abortöffnung im Beton
Fleischhändler mit roten Händen

ihre schweren Messer schwingen
Rikschas keine Rücksicht nehmen

Schläft der unruhig

Nocturne

Verblasen

die frühen Klosterfelder

ja so trink

schläft der unruhig

im Erdäpfelreich Larven, zum Aufstieg

jetzt bereit

Preussische Prokrustesbetten waren uns Heimstatt

ja so trink

diese Demut Demeters

wir haben uns aneinander gewöhnt

dem Weib der Mann, schmerzhaft inkliniert

schwängern pro foufou

Schimpansen schimpfen in Berlin über

faule Kompromisse im Hinblick

auf Importbananen

liebloseste Wendungen der Rede

machen die Runde

Karstadt!

Kollegen kauen teilnahmslos Kaugummi

Oh, I miss You!

das Kindlein aus Neukölln

schläft das unruhig

trinkt an Männerbrüsten

wälzt wimmernd seinen Kiesel

Über mich aber schiebt sich –

gottendlich –

der emotionslose Zodiac-Killer

18.5.07/26.12.09

Beijings Magistralen / nachts

Mondtrunken wandert das Auge vom Himmel
auf die immergleiche Zeitwüste
aus Stein / wo die Menschen sich
im Zaubern versuchen / in Wolkenkratzern
Höhe erklimmen / ihren Rausch
in Quadern & Quadraten austoben

Wüst liegt die Stadt / Öde weitet die Pupillen
betonsperrig rahmt der Horizont die Welt
unübersehbar zerfließend ins Grau der Moderne

Wo kann ich bleiben / innehalten vom Wandern
mein trunkenes Gebet hinausschrein
zum Schweigen bringen das gute Gewissen
welches als Mondaug in jedem Himmel wohnt
gütig / zwinkernd / von Weisheitsfalten
umrandet / Vater du / trauriger Vater