das schweigen der lämmer

Bitte nie länger

– und immer auf ewig –

(vergessene welten)

Erst wurde das schweigen

erstickt nicht die lämmer

die waren (wasser) schon lange

(waren schon wasser)

vergessene worte gelallte zeiten

nicht länger gewollt

:wie wollte man welten

mit schweigen der lämmer mit

lärm und den steinen

ins wasser geworfen

:schon lange vergessen

welch lämmer und was für ein

wasser: es bleibt ein schweigen

/// …

An der Grenze des Ertragbaren
Rüttelt das Gegenwärtige
Meine Sinne

Hier bin ich
Das kaum Ertragbare
Weckt mich auf

Wach bin ich
Trage das kaum
Ertragbare

Im Herzen

Das bewältigt mich
Das bewältige ich

Rotation

Die Stadt hatte ihn müde gemacht, wie jedes Jahr, der Winter war ein einzig Überstehn. Waren das Anzeichen des Alterns ? Oder war es wirklich so, daß diese Zusammenballung von Menschen, Häusern, Autos und Cafés, der ganze Glamour und der Plunder, der Lärm und der Gestank, daß all das hier auf engstem Raum auf der einen Seite diese belebende Rotation erzeugte, der man sich kaum entziehen konnte und die doch andrerseits die pure Lähmung war ? Die Drehbewegung starrer Körper. Wer bemerkte noch, daß er längst gedreht wurde, mitgerissen in rastloser Bewegung, gezwungen, das künstliche Gefüge mit aufrecht zu erhalten, wollte er nicht an den Rand gedrängt werden, abdriften an den Rand der Scheibe, abstürzen.

Schönes empfinden.

Ganz schwierige Ausgangslage immer wieder: bei jedem Satzanfang. Wie seine Gefühle verbergen, und wie allein nur noch die Achillesferse zum einzigen Atemorgan wird. Wie „das Leiden der Seele, die nicht ihren Sinn gefunden hat“ (Alfred Adler), in eine halbwegs gelungene Gebärde hineinquetschen und aus der von innen arbeitenden Beschämung des Gesichts nehmen.

Also verwandeln, oder was?

Ja. Wie in der Umkehrung eines Gedankens etwas Schönes empfinden.

Unbewusste Entäusserung.

Rot. Immer noch ein Bedürfnis nach jungen Hegelsätzen. Nach dem Egal von Himmelsrichtungen. In deinem Alter immer noch keine Tränensäcke. Das unglückliche Bewusstsein hat eine unerreichbare Stimme. Zusammenbrechen zwischen Erhabenheit und Melancholie. Und sonst: ein wie so oft blosses über den Augenblick gelangen. Gelingen. Ohne sich im Wort … nur verspannt zu haben … wie wenn unbewusste Entäusserungen fatal sein könnten: so geht er nur noch durchs Leben.

atelierbesuch beim nachbarn

dein frühreifer wilder mund war zu voll beim niedermetzeln von bacon und bosch alles kokolores denn du leuchtest vor dich hin
auf der fensterbank stinkt terpentin und lottern
selbstgepflückte barbies eine schrecksekunde
lang so ungeheuer schön verstümmelt
wird selbst pygmalion gelb vor neid
deine pinsel lügen nicht sie rotzen und sie trotzen nicht avancen ab von weichgekochten männern gibt es eine grenze für die wundheit des kolorits all die kreuzzüge der chimären bleichsüchtigen lolitas keuleschwingenden riesinnen die höllenbrut der traurigen prinzen
was hast du nur im kopf junge dämpfe und enthaupte mich küss meinen müden körper wieder zusammen ich komm dann
noch mal rüber auf einen sprung

Kleidchen.

Sein Kleidchen zu wechseln, ist töricht. Sieh nur, wie es sich ausflieht. Nur ständig von der Vorstellung begleitet, also verfolgt, dass im Innern des Selbst (so ästelnd) sich schon immer ein Raum der Unterdrückung eingezeichnet und über dich hergemacht hat. Und wie du dich nun erhebst. Ausgeglückte vererbliche oder doch nur verderbliche Spur?

Wie hast du dich an deinen Text geheftet. Wie sollte einer verstehn, was du meinst. Warum wolltest du dich gerade da so zurücknehmen, reichte die Wirklichkeit nicht? Aber kein Vergessen.1

1 Wär’s „aber kein Vergessen“, so wär’s auch gut. Denn dann flöge ich mit meiner Lust in den Moment. So wie mit seiner Zungenspitze auf der eignen Nasenspitze tänzeln …

zerstörte türen.

Was aber fang ich an mit einem Schlüssel in der Hand, der zu einer demolierten Tür gehört. „Sie [die Erwartung] kennt den Inhalt der Verstecke, die sie nicht öffnen kann, und bewahrt die Schlüssel zerstörter Türen auf.“ Vielleicht giebt es keinen Menschen, der von alledem ganz frei ist. Vielleicht pflegt jeder Mensch auf seine ganz eigene Weise die Verletzungen, die er im Laufe seines Lebens erfahren hat. Und nur in dieser Pflege, in dieser Geheimhaltung findet er seine Identität. Die Verschliessung seines Ichs. In gewissem Sinne passt er also immer auf, dass nichts durchsickert. Er spioniert sich selber nach, unumgänglich. Er kann, er darf sich nicht öffnen. Denn dann wäre seine Identität, also sein letztes Refugium, ausgehöhlt. Seine Höhle aufgebrochen. Sein Uteruswille verletzt. Die Existenz geheimer Schlösser leugnen, ist sein Sprechen. Und dennoch liebt sie „die Verrücktheit, der sie dient“.

Versuche zur Bezogenheit

1.
beanspruche mich
nimm mir
da
mit
die veranwortung
für mich
von den schultern

im stillen
lass ich mich
beanspruchen
denn
da
mit
gebe ich meine
verantwortung
ab.

an wen
Ist fast
egal

2.
Bezieh mich mit
Haut & Haar
Zieh an meinem
Unbewältigten

Ich beziehe mit
Ich bezog den Raum
alter Dramen
in mir
in meinem Versteck

Die Verbindungstür
zwischen dieser Kammer
und mir
ist bezogen mit
Moos,
schlidderig

Fallstricke
liegen versteckt
ziehen uns in Bezogenheit

3.
Bezog ich mich
heitlich auf dich
als wir uns an
den Rand
halfen
bereit
zu stürtzen
miteinander
in das unbewältigt
Alte

Zieh mich an den Rand,
halte mir die Augen
auf, vor der
Bezogenheit, die uns
auflauert
halte mich
So befreie ich mich
Ein Uns
geht

4.
ich bezog
Alles
Auf mich
Ich ermöglichte
Mir
Damit ein
Aufbäumen
Gegen alles

Ich beziehe
Mich
Auf dich
Ich lerne
Freies
Damit wir
Werden,
Wachsen können

Auftrieb, unbemerkt

Etwas Namenloses atmet ihn, lässt sein Herz schlagen. Etwas zeigt ihm Dinge im Schlaf, die ihn erstaunen, wenn er erwacht. Namenloses, auf das er von selbst nie käme. Dann steht er auf und glaubt, es sei nichts geschehen. Es ist ihm freundlich gesinnt. Obwohl er es beharrlich ignoriert und systematisch vergisst, es ist immer da.

perseverationen

1

abgeschlossen ist
wenn wolken, bilder
vorüber gezogen sind.
ziehen . wolken .
fallen erinnerungen
In die löcher
löcher
die löcher
ziehen an
allem vorbei
auch Wolken

2

wolken . los.
weg . ziehen
aufgeblasene luft
fällt schwer
gewichtig
streng
vergaß ich
den namen
meines…..
wessen…..
los
sind wolken

3

ich falle ins purpur
des lachens, in
lachen des purpur

entlang der regentopfen
stirbt die hoffnung
hoffen stirbt

auf deine arme, in deinen
armen, aufzufallen
wenn ich erwache

4

ich rücke den tisch
zurecht, zu recht
rücke den tisch an
den rand, den
rand der tatsachen
sachen zu dir, deine
bleib bei ihnen, deinen
sachen,
hinterlasse spuren,
schöne, als erinnerung
erinnere mich
die kanten
des tisches, mit
hoffnung gedeckt
erinnere dich.

5

ab nun
scheide
ich dich
lulle den
beat-nik
nicht entgegen
ab
fort
geknackt
vorbei

6

durch die tür wirst
du kommen
schwalbenhaft zöglich
gebremst von den
schwingen, schwingen
licht wirst du
kommen und
leicht
bleib ich
ohne dich.

Brief

An,

durch die Momente mit dir

bin ich hineingefallen in die

Begriffe, bin ich hineingefallen,

in weitere Teile meiner

Persönlichkeit. Konnte sie entdecken. Entwickeln. Mit Dir. An Dir.

Heranwachsen. Heraus-

wachsen. Hineinwachsen in

den noch verschlossenen Ort, an

dem ich mich erwartet habe

Von.

 

Danach: Blüte

Aus dem hohlhändigen Blick, dein weit Verlaufen. Knie mich nieder. Je glückseliger wir: Federn lassn. Aus deiner Verwesung kriechn. Ich lass dir keine Luft zum Atmen, ausser du schüttelst mir eine Prise Ironie ins Blut. Subversiv aber bin ich allein. Hintergeh mich mit jedem Wort. Und R. hat Angst um mich. Vereinsamen. Keinen Schimmer von meinem längst Verlassenseyn, besser als sich selbst zu verlieren, verleugnen, nein, was hab ich noch mal zu ihm gesagt, kennen, zu kennen, besser als sich selbst zu kennen, das hab ich zu ihm gesagt, er braucht noch eine blutvergängelte Blüte.

Viel früher …

Geh nur um mich, wenn du mein Verlorensein berühren willst.

Bleib mit deinem Stolz sonst mir fern.

Wie ein unberechenbares Heranlieben. Dazu noch die Unordnung in deinem Leben. Aber vielleicht hast du hier bereits bemerkt, dass einiges nicht stimmt in deiner Grammatik. Wie kann man sich vom Augenblick weg und nicht vom Augenblick an genügen. Nur aus der Beschneidung von aussen?

Viel früher hätte ich schon Fragezeichen setzen müssen. 

Germanisten über 40

altehrwürdig, im kleinen schwarzen, können sie fliegen wie raben, besitzen deren schlauheit, nüsse mittels werkzeugen zu knacken, sammeln sich an versammlungsorten im geruch geruchloser kultureller erbauung. manche klagen über alltagssorgen, kinder und ehepartner daheim. andere leben vom schreiben, ohne dass ihr lohnstreifen lachs an kaviar erlauben würde. manchmal geht’s zur kur in die remise. denn auch germanisten lieben und pflegen sie heimlich, die twitteratur. und die kann süchtig machen. statistisch gesehen, leidet jeder zweite akademiker in der bundesrepublik an irgend einer form der sucht. das kann von zucker über alkohol und zigaretten bis hin zur denksucht reichen. auf jeden fall jedoch ist sie behandlungsbedürftig.

sensible serientäter

(anarchistische gene)

die gesetze hier
sind alle selbst gemacht
nur nicht von uns

ich und du es steht uns zu
zu bezweifeln dass alles geht

wir setzen die maßstäbe
außer betrieb und verstoßen damit
uns selbst

wer sind sie dass sie es ungefragt wagen
zu atmen

journal

journal, 2. märz 2012

wieviel mit schlamm gesprützt, da allerlei anschwellungen davon getragen, weiches hirn, dünnes häutchen – eine kur muss exerziert werden. in guter hoffnung, dass die 4er bande auch als flotter 3er auf den versen zwischen spülicht und wischmob steht, lege ich die gepackten koffer ins taxi und lasse mich zum bahnhof fahren.

Kommentarvermeidung?

Neulich sagte jemand zu mir, vielleicht ist es ja auch ein gutes Zeichen, wenn dein Text keinen Kommentar erhält. Welch schwacher Trost. Ich denke nicht, dass es gut ist, wenn ein Text ohne Kommentar davon kommt. Entweder man schämt sich, ihn zu kommentieren – zuweilen aus Ratlosigkeit – oder er wird einfach ignoriert. Vergessen. In die Rolle gepackt. Abgeheftet und in die Schrankwand gestellt. Kommentare sind Formen der Wahrnehmung und Wertschätzung. Warum gibt es denn einen solch riesigen Berg an Sekundärliteratur zu Autoren wie beispielsweise Thomas Mann? Also: Vorsicht mit der Kommentarvermeidung. Es könnte sich Ignoranz dahinter verbergen. Wir sind keine Buddhisten, die westliche Kultur lebt nicht von Gelassenheit. Kritik und Kommentar sind Fortschreibungen und haben Tradition.

im hochformat

(eine hommage)

eigentlich waren wir immer wie maulwürfe. wir ernährten uns von würmern und humus, trugen glasbausteinartige brillen oder kontaktlinsen, wühlten nah am oder gar unter dem boden herum, waren handwerker mit angewachsenen schaufeln und hatten bei all unseren aktionen immer nur die nase vorn. bis ein halbgott erschien etwas oberhalb der tulpenblätter (für uns schon die weite des himmels) und uns nachhalf. uns lehrte, dass wir eine doppelsförmige wirbelsäule besäßen und uns auch mal aufrichten dürfen. dass unser gehirn nicht nur zum brüten, sondern auch zum denken, vielleicht sogar zum spontanen spinnen geeignet ist. dass wir hände statt schaufeln haben, deren gelenkige finger, sofern nicht durch diverse küchenunfälle beschädigt, tastatur und stift bedienen können. in der finsteren und kühlen jahreszeit, das jahr lag an der mutterbrust, nichts schien von bedeutung, schrieb er sich eines tages ein. ein neuer, wie wir früher in der schule zu sagen pflegten. neue werden ja meist kritisch beäugt oder gar mit schnitzeln aus der papiertröte bespuckt. kein schöner zug. und der neue erwies sich als gar nicht zimperlich. er baute die größten papierflieger und -tiger, warf die weitesten bälle und schaffte jede stange. mit einer eleganz, die unsere labberigen poesiealben in wahre verbale straffumzüge verwandelte, wandte er sich beiden geschlechtern zu, als waffe besaß er nur füllfederhalter und schwarze tinte. die weiber neckten nicht mehr, die jungen dröhnten nicht mehr. sie beteten ihn, den prinzen, an. beehrten ihn mit ihrer soeben erlernten, während er an ihnen seine altehrwürdige romantische ironie erprobte. keine erotik könnte je planvoller, kein spiel je erfundener sein, literarischer genuss im hochformat.

Herbst: vor.

Die Sprache der Wahrnehmung ist entschieden. Du begegnest ihnen also nicht nur, sondern greifst ihnen zwischen die Finger, reisst ihre Hinreichung auseinander und machst sie lächerlich. Führst sie zurück in ihre Bedeutungslosigkeit. Zweifelst aber nicht mit ihnen in einer gemeinsamen Gebetsviertelstunde.

All die abgeknickten Zweige thun so, als blätterten sie sich einen nächsten Herbst vor. 

Schnitt „Neuer Eintrag

Die Viererbande aus Versen hat es
Schlimm getrieben in der Welt: Pause
Vor Pause vor Pause vor Pause, die
Letzte als schlimmste von allen –

Jahrtausende alte Mischung des
Menschen, Gerechtigkeit aus dem Bauch
Heraus, aus dem knurrenden … Kopf
Ab!

Dann geht’s weiter, etwas hat sich
Geändert: Mitten im Vers tauchen
Zäsuren auf, rhythmische
Zensoren oder Cäsaren eines Kopfs
Auf Lunge.

Und was bleibt fürs Ende, wenn die Verse
Sich selbst zerhacken mit dem Fallbeil
Aus Gedanken?

Popuol-Vuh, von oben gesehen
Dreht sie sich anders herum – Wasser Haus Stein Habicht
So weit, ausatmen und sprechen, — doch

Der Regen macht die Erde fruchtbar

25.04.05

Colibri

Im Ort gibt es das Café Colibri. Genauer gesagt heißt es „Pastelarias Colibri II“.Colibri II liegt an einer Verkehrsinsel mit drei Palmen und wenigen Verkehrsschildern. Von hier aus geht es zum Supermercado Apolónia und auch ins etwas größere Nachbardorf Guia. Dort findet man Pastelarias Colibri I.Colibri II bildet die Ecke eines „Centro Commercial“, das keines ist. Neben „Alisupermarket“ ist auch alles andere, was weiß auf grünem Grund angekündigt steht (Hairdresser oder Nagelstudio), geschlossen, leer, zu verkaufen: „Vende Se“. Nur im Café Colibri summt das Leben und lockt mit köstlichem Nektar alle an, die in diesem künstlichen Ort an der Algarve überwintern. Rote Plastikstühle und -Tische stehen auf dem Platz vor dem Eingang.Bei schlechtem Wetter drängen sich die Einheimischen an den Tischen direkt hinter dem Eingang mit Blick auf den großen Fernseher. Man quält sich nicht mit Politik, es laufen immer Shows. Hauptsache Unterhaltung. Um die Ecke an den Fenstern sitzen die Touristen und schauen durch die gläsernen Scheiben hinaus auf die leere Straße. Hauptsache Ausblick. Die Theke ist bestückt mit Torten, Pasteten, Kuchen und anderen Leckereien, allen voran die hausgemachten Samosas. Alles hier ist „Fabrico Próprio“, hausgemacht. Das zurückhaltende Lächeln aus den dunklen Augen der Bedienungen in weinroten Pullovern umhüllt alles mit heller Freundlichkeit. Ich nenne dieses sanfte Lächeln, das mir einzigartig auf der Welt erscheint, das „portugiesische Lächeln“.Hinter der Theke glänzen die Spirituosen auf blanken Regalen: Whiskey, Likör, Port. Dazwischen lagern die Süßigkeiten und Knabbereien: Kaugummis, Lollies, Erdnüsse, Kinderschokolade .Jung und Alt kommt hier zusammen, und über allem schwebt der Vogel Colibri.Auf den Papier-Servietten, mit denen man das fettige Gebäck in der Hand hält und auf den Pappschächtelchen, in denen man eine Pastela Nata, ein Tortenstück aus Zucker und Eiweiß mit gelb klebendem Überzug oder weiß-braun karierten Kuchen mit Buttercreme oder das Samosa mit nach Hause nimmt, prangt das Bilde des in der Luft stehenden Colibri. Der Körper ruhig, die Flügel flatternd (ich denke an den Strandläufer und seine rotierenden Beinchen) hält er eine Torte an einer Schleife in seinem langen, spitzen Schnabel wie der Storch ein neugeborenes Baby: „Es ist eine Torte!“

meeresrauschen

( sentiment bearish)

wo sind die eisblumen
überall nur schaumkronen
schaumwein schaumschläger schaumermal
welche wellenlänge
meine deine keine
eiswürfel im schrank
muschelbeklappert stehe ich da
und die da können fliegen
die schwarzen käppchen auf schneeweißen wölkchen
mit ihrem seidensegel
bei mir fliegt nur das fischbrötchen
aus der hand in den sand
meer is heut nich

Österreich.

Uhhh, ich sehe, wie Sie Ihre Augen verdrehen. Es gibt keinen schöneren Moment als den, der vom nächsten nichts weiss. Ihn vielleicht nur erahnt. Als sich ganz aufzulösen.

So wie ich Ihre letzte Mail noch in Erinnerung habe: Ihre Wenigkeit, so schrieben Sie, sei wieder in Berlin. Und während Sie, an unserem Tisch in der Kurfürstenstrasse – übrigens ist mir überhaupt nicht aufgefallen, dass Sie keiner der Kellnerinnen besondere Aufmerksamkeit zuteil werden liessen –, vom Tod des Vergil erzählten, kam mir der Gedanke, in Ihre Wenigkeit ein d einzufügen. Was ich Ihnen sogleich sagen musste. Ich glaube, ich hab Sie sogar unterbrochen, und hatte das Gefühl, dass es o.k. sei. Denn Sie sind waren nicht in Ihrem Gedanken.

Ihr Gedanke ist der Schicksalsschlag, von dem er selbst oder ich noch nichts weiss, Ihr Wurf von der Bühne, Ihre Stimme, die nicht mehr zum Himmel findet. Denn, so hab ich mich informiert, Sie waren auf dem Sprung zu einem Opernsänger nicht geringer Güte. Und nun sind Sie Botschaftsrat und nicht Alkoholiker.

Nein, völlig falsch. Ein Alkoholiker spricht weiter mit feuchter Aussprache, er spuckt und ist so, wie er sein will. Halbwegs. Klar: Dilemma. Er spiralt sich aus der Wirklichkeit, weil er immer weniger Kraft hat, ihr zu widerstehn. Sie überhaupt zu verstehn. 

Obere Gesichtshälfte.

Auf den Vorderfüssen schleich ich mich an. Das Triumvirat meiner Zehen reisst dich dennoch aus dem Schlaf. Es gehn uns plötzlich ganz andre Gedanken durch den Kopf. Aus dem Anverpflüchtigen ist was geworden, bedeutest du mir mit einem Blick aus dem Dunklen. Du bist so seismographisch. Später schlachte ich mein Lechzen nach dir noch weiter aus, glaub mir. Aber du bist ein Reh mit scharfen Zähnen, das noch mal an seinem eigenen Lachen erstickt. Wie eine vergebliche Verhanfung darfst du dein Leben niemals betrachten, versprich mir das. Weil ohne uns zwei der Tisch ganz anders aussähe, ohne den feuchten Arschabdruck der vielen Flaschen und deiner fetten Weingläser. Mehr als meinen Quadratmeter brauch ich nicht. Von da aus säul ich mich ins Unendliche. Lach nicht. Sonst schieb ich dir schon am frühen Nachmittag die obere Gesichtshälfte aus dem Tag. Der kann eh nichts damit anfangen.  

Fussnote zu dir.

An meinen Verdunklungen bin ich vorbei. Da kommt mir sogar meine Chesterfieldcouch entgegengeflogen. Auf der hab ich so schlecht geschlafen, als mein Bett voller Flöhe war, der Merle wegen. Alles was du spürst, ist so. Und dann wird es so. Ohne dich zu verweigern. Ohne dich zu mündeln. An den letzten Vergreiflichkeiten wär ich so gerne dabei gewesen. Aber ich war ja unbegreifbar. So zumindest hast du es mir an den Kopf geworfen. War natürlich grandioser Bullshit. Aber warum soll ich dir nicht auch das zugestehn. Es liegt immer alles in der Differenz oder im Abgrund zu dir.

Danach streif ich an der Entdeckung oder war#s die Entbahnung alles ohne Vorwurf alles alles nur nicht an der Lust seiner Gegenwärtigkeit vorbei. Vor Ablehnung entkomm ich mir nicht mehr. Es schreit das Blut in mir. Es klebt das Angetastete an mir. Es neuront so sehr. Wie wenn man eines Tages keine Rechenschaft mehr ablegen muss. Es ist alles ein aus dem Gedächtnis hauen. Und es wär’ mehr von mir übrig geblieben.

schrankmusik

„ich hatte heute routane hauptuntersuchung“

quadrat zu rechteck zu quadrat

da noch eine schraube locker

fest bohrt die windung sich ins holz

ein fach für jedes sammelsurium

gut geschmierte scharniere

drehbare schlüssel

da steckt routine hinter.