Blättrige

Nachösterliche Enge – Luftnot.

Blattwerk, aus der Retorte

gläsern bespiegelter Treibhaus-Gase.

Kaum erblüht im Glas,

zerfällt es, wieder:

Herbst, vielleicht ein Weihnacht, dann ein

wenig Kelvin und

Anti-Bios:

gefriergetrockneter Ramsch

Fotoobjekte, außerhalb vom Orbit.

Der Stift ist tot

mein Stift, er erstirbt

hat so treulich gewirkt

mir zur Seite gestanden

wenn wir Neues erfanden

konnt‘ mit diesem Stifte nur schreiben

wie kann er sich bloß so verweigern

mit ihm zusammen dichten

die vergnüglichsten Geschichten

doch er hat mich verlassen

da werd‘ ich‘s denn sein lassen.

* * *

Von der Himmelskugel

Seilt sich ein Stern ab:

Freier Fall durch den Raum

Oder Aufbegehren im Irdischen?

Ist die große Fusion Ausdruck

Für die Liebe der Atome, oder

Hängt die Bewegung diesseits von

Stärke und Schwäche ihrer Kraft?

Kaial-Freude oder Staubschweiß,

Silbenflimmern oder Steiß der Hart-

holzgehirne, immer bleibt

Was ist ein Splitter … Als

Marie-Antoinette ihre Knitterwäsche

Unter die Exzenterpresse legte

Gurgelte es kurz in der Pfütze

Hinterm Parkplatz, und auf der anderen

Seite des Universums wurde (finger

food für towarisch Archi-

medes) die Zahl P/Innen mit

Hammer serviert, Hummer garniert

die jungen

es tönen die jungen zur nacht,

mit wehend weißen fahnen,

ein knab in kummer erwacht,

aus ängstlich träumenden bahnen.

des sonntags nächtliche stunde,

zerbricht der knab entzweih,

in gesten seiner munde,

gefallener engel komm herbei.

so machen wir uns frei,

von allen zeiten der tugend,

von aller knechterei,

und wählen deshalb,  die jugend.

 

 

 

Innerfaltfilm Drei

Sperrbezirk der Körpererinnerung, kein

Nervenbündel übrig zu bezeugen

Das Grauen, 20. Jahrhundert, ohne

Sorge der Tod nur der Anderen. Ein

Kleiner roter Mantel verschwindet

In der Ferne, ein stummes

Schluchzen hängt nun, hängt nun

Unter zehntausend Metern Wasser

Allein auf dem Meeresgrund. Der

Auftrieb einer einzigen Seele, Kraft

Gleich Gewicht für immer

Verdrängter Zukunft, reicht

Einen Tunnel in die

Atmosphäre zu brennen, Ver-

Bindung des Sankt-Andreas-Grabens

Zu einem einzigen, winzigen Stern

Mit fein säuberlich abgefegten Vulkanen

der see

der morgen fuhr in dämmerung und rief,

so kam er…

allein im see, daneben stille,

im schlund eines drachen,

so tief wie er selbst.

hastig in angst verschluckt zu werden,

im glauben der trüben wasser seele,

des ewigen plätschern und rauschen,

beim ersten sonnenzwinkern,

verlor und verschwand.

Vergib

jung wie ich war,

schwamm ich hinaus und suchte,

wagte, wählte,

nicht scheu die türme einzureissen.

ich fleh vergib

das ich heraustrete

alter höllenkreise.

des herzens vernunft, spricht ein langes A ,

ich bitt vergib.

A …!

A …!

A …!

Schwesterngesang

gesänge der ehrfurcht in sehnsucht getränkt,

so rufen die schwestern, sie rufen find ein.

ton um ton wird alles hell,

gefallene engel heulen durch die tore.

glockenschlag um glockenschlag,

hallts nun durch die leiber.

mehret, mehret findet ein,

zum großen aufbegehren.

so rufen die schwestern,

sie rufen, find ein.

Rotznasen

ich hört, kalt ist’s, : die welt

wegen der rotznasen,

des coolen typus.

stets überzogen,

im lachen wie im weinen.

TRASHFLASH

 seiner list rühmend masturbiert.

da ist kein platz für demut, würde, ehrfurcht und wärme,

daher die rotznasen.

Störfall Restrisiko

9 Jahre nach Hiroshima und Nagasaki

wurde ein Horrorfilm in Japan gedreht.

Godzilla“ war der Versuch, sich mit

dem Grauen auf einer kulturellen Ebene

auseinander zusetzen

ein Jahr später war er Kult –

und blieb bis heute ……

 

Störfall Restrisiko

Zehn jahre nach hiroshima

Trat godzilla auf die bühne

Sein heißer rauch verstrahlt

Nein auch noch heute

Ist es nicht allein ein film

Godzillas kalter atem

Strahlte dreißig jahre später

Strahlten bäume büsche häuser

Fielen masten starben menschen

Krachten wolkenkratzer                        (verliebte sich ein mädchen in amerika?)

Heute 66 Jahre nach hiroshima

heißt es im tv und anderswo

:dass es heute keine schlechte nachricht gab

ist fast schon eine gute

die hoffnung aber hat

ihre niederlage bereits eingestanden

:zu spät zu spät

die wahrheit spricht

eine weitere katastrophe

sechsundsechzig jahre nach

hiroshima war nicht nur gestern:                                                           godzilla lebt

die hoffnung meldet sich verzagt

noch einmal und ganz leise

:möge das sterben nicht zu lange weh tun

godzilla ist nicht nur ein horrorfilm

godzilla ist.

niko 18032011

steinkorallen, hornkorallen


auf kontaminierten segmenten

wuchert rachitisch

das polyptoton der polypen,

augenhändige,

nesselfüßige

fibrillenwälder

tentakel-tektonik,

gestische verwachsungen um

hohlwüchsige gastralräume,

die wieder und wieder

das wasser pflügen und löchern,

sich mit ihren

saugmündern schwarmleibern

landwärts entrollen.

symbiontischer tauschtourismus

im großstadtbasar der atolle –

insuläre meer-akkorde,

luftbildamöben,

saumselige interpunktionen im atlas

der kartographen.

sehrinde


das bild entsteht erst

im umkehrschluß

auf der netzhaut,

auf dem äquator der

schädeltangente,

dem knochenpanzer

aus fahrenden wänden,

an dem sich der blutfluß

der schallblasen bricht,

vielwendige teilchenbewegung

amphibischen denkens,

echofrakturen,

die das auge

fältelt, in der konjunktion von

pupille und lidrand

nach außen

zurückflunkert

blendung


das schlagadernhelle streulicht

auf der netzhaut des himmels

sirrt in das plasma

der augenkammern,

tätowiert sie mit unschärfen

und elektrisch zuckenden

umkehrbildern

jeder sonnenuntergang ein sex flush

mit irisverschluß

output in

zeiten der inkontinenz

da gibt es kein halten

kein zurück

affekte daten

dreck auf raten

halbe ganze garnicht

zahlen zeugen nicht vom zeug

zungensalat

an der theke gibt es cirka 400 sorten käse

reden

kann jeder

und pampers gibts im angebot

schweigen ist auch nicht besser

aber den mund halten

halt

zurück

es hält nicht mehr

warum also aufhalten

mit zurückhaltung

reden oder nicht reden

das ist keine frage

beides ein weg

flaschen

gehören in den müll

wohin sonst

mit überfluss

und stussverdruss

get out !

Krise

wir alle sehen mit an,

wie unsre seele geschunden.

wir alle tragen daran,

wie unsre hände gebunden.

es scheint ein haufen kalter leiber,

der weltenbühne ausgespiehn,

darunter gütige, vor allem weiber,

der menschenwürde-boden selbst entziehn.

das kapital die erdenhure,

trägt vor den längsten totentanz.

es lahmen die herden im schwure,

untergang vom menschenglanz.

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Willkommen zwischen meinen Schenkeln

Es gibt einen Ort in dieser Welt
Da träumt sich Pythagoras
Zurück in den Tod: 1 + 1,
In sich selbst verharrend

Was fehlt wird kurz sichtbar
In der Dämmerung,
Zu verteilender Rest auf dem Weg
Zwischen den Tresoren

Mit langer Brennweite, mit
Spiegelblick auf die Häuser
Am Rande des
Gleiscarré, kleidet sich
Die Phantasie neu ein
In der grellbunten, blinkernden Welt:

Entlang der Mittelsenkrechten
Zwischen deinen Augen
Suche ich
Meine Bestimmung, Nicht-
Ich weil Du wie Er

Willkommen, Freund
Freundin, ich liebe dich!

IKARUS

bin ein schöner junger mann,

der nicht laufen kann.

ERDE NEIN, ich flehe

bitte lass mich wehe.

SONNE  SONNE  SONNE

bin ein schöner junger mann,

der das fliegen kann.

SONNE MEIN, ich strebe

bitte lass mich lebe.

SONNE  SONNE  SONNE