in a lifetime, sagt der
Pilot, 17.000 Kilometer,
nördlich des Polarkreises
durch Kanada. Allein der
Landeanflug auf das Dorf in
Alaska: atemberaubend. Ein Inuit
erzählt vor der Kamera minuten-
lang mit singenden Augen vom
Duft und Geschmack eines Apfels.
„17.000 Flugkilometer, sechs Wochen im Sommer, sind Johannes Hano und sein ZDF-Team in Kanada unterwegs, dem zweitgrößten Land der Erde.“
Außerdem: Alaska gehört nicht zu Kanada.
Wenn wir schon dabei sind: Inupiat ist der korrekte Begriff für die regionale Inuit-Bevölkerung….
… durch Kanada geht’s (auch) nach Alaska. Wirkt aber wohl doch etwas schief. Vielleicht klarer und auch näher an der „filmischen Basis“:
Once
in a lifetime, sagt der
Pilot, 17.000 Kilometer,
nördlich des Polarkreises
durch Kanada. Allein der
Landeanflug auf Pond Inlet:
atemberaubend. Ein Inuit
erzählt vor der Kamera minuten-
lang mit singenden Augen vom
Duft und Geschmack eines Apfels.
Danke fürs Feedback.
Also ich lese immer „17.000 Kilometer nördlich des Polarkreises“. Wegen des Zeilenbruchs. Und der Erdumfang ist ja bloß 40.000 Kilometer. Der gute Pilot ist also auf keinen Fall in Pond Inlet gelandet. Eher in Rom oder in Libyen. Aber das passiert eben, wenn man die Inspirationen aus dem Fernsehen holt.
…und wie gesagt: Die wenigen Inuits, die in Alaska leben, heißen Inupiats. Und das deren Augen lachend wirken, liegt an der Physiognomie. Dass diese Augen aber singen, das erschließt sich mir nicht. Wie sehen den singende Augen aus? Geschlossen? Tieftraurig? Lachend?
…und generell stört mich der verklärte Blick in den Zeilen: Alaska ist letztlich eine Modderlandschaft, vom Klimawandel eingeholt. Dickleibige Menschen, vom amerikanischen Fastfood vollgestopft. Genauso proppenvoll wie die wenigen Läden, mehr und mehr von chinesischen Tändelkram zugeschüttet. Da soll der Apfel wohl einen Kontrapunkt setzen?
Das Gedicht hat vergessen zu erzählen, dass der Inupiat im Film von seinem ersten Apfel erzählt. Damals war er noch jung. Jetzt ist er alt. Im Gedicht klingt es ein wenig verklärt unglobalisiert.
Die singenden Augen sind vom Apfelschnaps, während der wohl nie einen Apfelbaum zu gesicht bekommen hat.
Siebzehntausend Äpfel in Anchorage, hier im Süden Alaskas, wo die Sonne länger scheint und die Inupiats wärmt. Alles Inupiats, auch Norman Kokóeok, 17 Jahre, seit drei Tagen Bürger Amerikas, Einwohner des 49. Bundesstaates der Vereinigten Staaten von Amerika. Mit siebzehntausend Äpfeln erkauft. Wir schreiben das Jahr 1959 und Norman Kokóeok, Mitarbeiter eines Kiosk in Anchorage packt ein Apfelkiste nach der anderen aus der klapprigen Beech, deren Pilot sich noch nicht einmal die Mühe macht, auszusteigen. Von einem Gruß ganz zu schweigen. Norman Kokóeok beobachtet den Piloten, dessen Brille durch die monotonen Kaubewegungen munter durch das das halbe Gesicht tanzte. Er schien nicht älter als Kokóeok zu sein, ein junger Bursche, eingesetzt von der U.S. Army, um dem 49. Bundesstaat der Vereinigten Staaten von Amerika siebzehntausend Äpfel zu bringen. Als Willkommensgruß. Dazu klopfte er mit seinen behandschuhten Fingern einen Rhythmus auf das Blech der alten Maschine. Plötzlich spukte er eine graue Kugel Norman Kokóeok vor die Füße, dessen Augen sich verengten. Der Pilot nahm seine Brille ab und musterte den Inupiat abfällig. Dann schwang er sich aus der Beech, riß eine Apfelkiste auf, nahm sich eine Frucht, rieb sie sorgfältig mit seinen Lederhandschuh ab und biß hinein. Norman Kokóeok hörte das leicht knirschende Geräusch, saß das weiße Fruchtfleisch und roch den leicht süßlichen Duft der ihm unbekannten Frucht. Er hielt inne, seine Augen musterten den Piloten, vielleicht nur wenige Jahre älter als er, während er in die gleiche Kiste griff, etwas rundes fühlte und diesen kleinen Ball hinauszog. Norman Kokóeoks Augen waren immer noch auf den Piloten gerichtet. Er hob den Ball zu seinem Mund, seine Zunge tastete vorsichtig die glatte Schale ab. Der Pilot grinste und biß noch einmal in den Apfel. Ein kleiner Spritzer berührte die Stirn von Norman Kokóeok, der ganz langsam seinen Mund öffnete und behutsam seine Zähnen in die Frucht versenkte. Er fühlte das Wasser heraustreten, es war säuerlich und süß und frisch und schmeckte Norman Kokóeok, Inupiat in Anchorage, Alaska.
So kam es, dass im Jahre 1959 der 49. Bundesstaat der Vereinigten Staaten von Amerika nur von sechzehntausendneunhundertachtundneunzig Äpfeln gekauft wurde.
…etwaige Tippfehler bitte entschuldigen…es ist halt kalt in Alaska und die Finger huschen steif über die Tastatur. Eine Apple-Tastatur. Aus den Vereinigten Staaten von Amerika.
Also, damals, das war ja so geplant. Das mit dem Piloten und dem Kind. Siebzehntausend Äpfel in Anchorage, wenn das in der Zeitung steht, das ist doch total egal, ob das siebzehn oder siebzehntausend Apfelkisten sind. Hat sowieso keiner so genau gezählt. Aber der Pilot und das Kind, da war ja der Fotograf dabei. Wir haben mit dem Ausladen gewartet, bis unser Fotograf eingeflogen war. Naja, mit dem ersten Kind hatte das nicht so geklappt. Das hatte sogar selbst schon einen Apfel dabei. Wir mussten uns erst noch das richtige Kind suchen. E-m-o-t-i-o-n-a-l-i-s-i-e-r-e-n. So haben wir sie gekauft. Mit dem Piloten und dem Kind und dem Foto und der Geschichte.
Ey, PR, verrate mal hier nicht unserer Tricks.
Dann verrat doch mal der Öffentlichkeit, wie das Kind damals an den Apfel gekommen war. In Alaska. 1959. Bevor du, PR, den genialen Plot von …was wirklich geschah…zerstörst, schalte bitte das Hirn ein, nutz deine rudimentären geografischen bzw. biologischen Kenntnisse (Apfelwachstum in Alaska, damals) und verbreite keine Fake News.
Also das Gedicht in der Fassung von „…was wirklich geschah“ gefällt mir am besten. Apropos: Will jemand einen Apfel?
Es ist zumindest das, was man draus machen kann. Rudolph war letztlich der Ideengeber. Er zeigte auf den Apfel. Und der musste eben nur mal aufgeschnitten und angeboten werden.
Apropos: Apfelmus bitte nur mit Vanilleeis.
Ja, nicht Alaska. Kanada. Die 17.000 Kilometer, mit Komma, sind schon „vollmundig“ genug.
Tja, die dritte Strophe. Anstatt „vor der Kamera“ lieber „der Fernsehcrew“. Das Schwerste aber natürlich der Moment, der mich berührt hat, in dem der Inuit sich an seinen ersten Apfel erinnert. Eigentlich unhaltbar, den Erinnerungsaspekt in diesem Gedicht auszublenden (wobei der Erzählung jede Wehmut oder Sentimentalität fehlt!). Die … (einen Blick in einem Gedicht …?) singenden Augen finde ich nun mal, also gut, … nein! Bleibt noch das minutenlang, reicht als Verdeutlichung ja, … ist auch schon?, … also muss das wirklich …?
Puh! Hier also meine vorläufig-letzte Fassung:
Once
in a lifetime, sagt der
Pilot, 17.000 Kilometer,
nördlich des Polarkreises
durch Kanada. Allein der
Landeanflug auf Pond Inlet:
atemberaubend. Ein Inuit
erzählt der Fernsehcrew
vom Duft und Geschmack
seines ersten Apfels.
Verschlimmbessert…
Vielleicht. Das kommt ja öfter vor. Manchmal merkt man es erst einige Tage, Wochen, Monate, Jahre später. Ist ja immer eine Operation am offenen Herzen des Textes. Tue mich hier besonders schwer, weil sehr unterschiedliche Bedeutungen Konnotationen möglich sind, die wie ich finde auch jeweils ihren eigenen poetischen Charme haben. Begegne da eher selten einem BESSER oder SCHLECHTER, sondern oft einem sowohl als auch. Nuancen. Dann sitzt man gelegentlich in der Patsche …
(Pauschalkritik ohne Begründung ist nur was für Dummies)
Gute Nacht.
Für Dummies ist eine umfangreiche Reihe von Sachbüchern (basierend auf dem Franchise-Prinzip) im Taschenbuchformat. Die Bücher vermitteln seit 1991 komplexe Themen an Leser, die im jeweils behandelten Thema unerfahren sind. Der Verlag betont, dass die Bücher kein Wissen voraussetzen und man sprichwörtlich mit leerem Kopf anfängt.
Es besteht durchaus die Möglichkeit eines Konnotationsfehlers bzgl. Dummys.
Fazit: Eine unbegründete Pauschalkritik kann per se nichts für Dummies, also leere Köpfe, sein. Die fangen ja bei Null an und brauchen eine Begründung.
Synthese: Pauschalkritik ohne Begründung ist nur was für Dummys (engl. dummies).
(Mit jedem Gedicht starrt man wieder die Null an: Alle Dichter/innen sind Dummies.)
Ich kann es nur wiederholen. Das Problem ist grundsätzlicher. Hier wird versucht, das Gefühl einer Person im Gedicht zu sagen, die man bloß aus der Glotze kennt. Also nicht persönlich. Das kann höchstens was werden, wenn man ein Gedicht schreibt darüber, was man selbst beim Glotzegucken fühlt.