Bei Gudrun war immer alles dunkel

Kannst du jetzt erkennen, was das für eine Bude ist? Hohe Decken, große Fenster. Da mussten erstmal die Wände raus, da kannste von der Terassentür bis auf den Hof kucken. Nun gut, der Ausblick auf den Papiercontainer ist nicht schön. Aber da kommt ein Zaun hin. Ob die das gestört hat? Die hatten doch Vorhänge davor. Dicke Stores, bei denen war alles dunkel. Bei Gudrun war immer alles dunkel: die plüschige Sitzgarnitur, der Teppich, die mit Holz abgehängten Decken. Jahrzehnte wurde hier nicht rennoviert, eingesponnen im eigenen Mief haben sie da gesessen. Und gepennt. In der Speisekammer angebrochene Tiefkühlkost aus 30 Jahren, Eingekochtes von noch viel länger her. Blümchentapete. Das muss alles runter. Kuck dir nur das Bad an! Wie kann man das Klo neben der Badewanne aufstellen. Wenn da einer nen dicken Arsch hat, der passt da gar nicht drauf. Dieser schäbige 70er Jahre-Look. Die alten Fliesen in gelb und beige. Als ob da eine Schicht aus Schimmel und Fett drauf läge, Jahrzehnte alt. Das ist kein Bauland, wir sind hier nur geduldet. Aber danke für die Stummen Diener.

samtmilbe
Marianne Kramer: ich mag warme betten, bettlaken im sommer auf der leine, seile mich auch ab, denn ich gehöre zu den spinnentieren. mit der blutlaus hab ich nichts am hut - die kriecht gemächlich auf baumstämmen und bevölkert fensterbänke.

6 Kommentare

  1. Für Gudrun.

    Zum Leben hattest du dir einen Bademeister ernannt – er trug schwer an deinen Sachen, Edelsteine, Ringe, Ketten, schmale Armbanduhren, auf dem Grund des Schwimmbeckens, holte er dir nach oben. Du hast sie gleich wieder ins Wasser geworfen. Dein Gemüt schwankte wie die Oberfläche. Peng. Und wieder lag es unten.

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