Im Krater

Augensternwasser rinnt die Himmelskugel hinab, schlimmer als tausend Sternschnuppen kurz vorm Erkalten. Die Kohle glüht unterm Weltengrill, alle Besen bereit fürs große Fegen. So viel Wolkensalat zwischen Himmel und Erde, immer dunstig. Der Geysir erwartet seine Stunde. Wenn die Raumbezirke aneinander reiben und sich zu durchdringen beginnen, wird die kommende Verdunklung spürbar: eine Nacht, länger als hundert Tage, kriecht aus der Schnecke heraus, die das Raum-Zeitgehäuse der körperlichen Welt bildet. Noch hält ihre Kruste; der Druck aber, drohendes Ungleichgewicht der Kräfte, murmelt ein Gedicht von hier nach dort, dort nach hier.

J. W. Rosch
geb. 1967 in Charkiv, lebt in Frankfurt am Main. Gedichte, Prosa, Roman. Bisher bei LLV erschienen: Jokhang-Kreisel. Gedichte und kurze Prosa mit Zeichnungen von Anna H. Frauendorf (2003), Goðan Daginn. Gedichte. Mit Radierungen von Mechthild Mansel (2010).

3 Kommentare

  1. So war und ist Surrealismus. Mir persönlich fällt’s noch immer schwer, ihn außerhalb seines – postweltkriegerischen, antifaschistischen – Kontexts zu betrachten, obwohl – das sei zugegeben – die Sprache mit sich macht, was sie will und, vor allem, was sie konnte, kann und können wird.

    Und: in einem solchen historischen Zusammenhang nicht mitzudenken, wenn denn denken die primäre Ausdrucksform des Machens wäre, erscheint mir in der Tat als spießig.

    Wobei die rekursive Definition, „die Spießer seien immer die anderen“, jeden Zeigenden zur Demut mahne und ihm aus genau diesem Grund jene AUFGABE aufgebe, der sich THUKYDIDES als erster gestellt hat.

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