Leset auf dem Grabstein

Mag sein, im Moment der Todeserwartung, wenn alles eilt, alles in panischer Angst sich durch Flucht zu retten sucht, sich beeilt, über Zäune springt, ohne Hoffnung etwas zu retten, die Mannigfaltigkeit vieler persönlicher Leben, sondern nur ums eigne sich sorgend, wenn im Kopf eines Menschen dasselbe geschieht, was in der Stadt geschieht, die von den hungrigen Wellen flüssigen, geschmolzenen Gesteins überflutet wird, kann es sein, dass im Moment der Erwartung des Endes im Kopf eines jeden mit schrecklicher Schnelligkeit eine solche Erfüllung in Reißen und Riss, Formbruch und Grenzüberschreitung vor sich geht. Und sein kann es , dass im Bewusstsein einer jeden mit derselben schrecklichen Schnelligkeit die Wahrnehmung eines Zustands A in die Wahrnehmung eines Zustands B übergeht, und dass erst dann, im Zustand B, die Wahrnehmung ihre Geschwindigkeit verliert und wahrnehmbar wird, so wie wir die Speichen eines Rads erst dann wahrnehmen, wenn die Geschwindigkeit seiner Drehung unter eine bestimmte Grenze fällt…

chlebnikov
geb. 1968 in Belaja Poljana (Rußland); seit 1990 in Deutschland ansässig; lebte und arbeitete in Chemnitz, Berlin, Warschau, Paris, Torgau, Leipzig, Odessa und Frankfurt am Main.

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